Das Erbe von Marc Rich, der Ende Juni in einem Luzerner Spital 78-jährig verstarb, wird neu ausgerichtet. Die beide Töchter des legendären Ölhändlers, Ilona und Daniella, sind daran, sich vom Immobilienportfolio in der Schweiz und in Spanien zu trennen.

In Spanien ist man bereits zu Taten geschritten: Richs Immobilienfirma Andria hat vor wenigen Tagen am Handelsgericht 5 in Madrid ein Konkursverfahren eingeleitet. Nun sind die Gläubiger aufgerufen, sich zu melden. Anschliessend soll die Firma liquidiert werden.

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Kein nachhaltiges Geschäft

Andria verfügt gemäss spanischen Medien über Aktiven in Höhe von 170 Millionen Euro und Passiven über 150 Millionen. Die Firma hat in ihrer 20jährigen Firmengeschichten über 1100 Häuser und Wohnungen hochgezogen und hält Landreserven über zwei Millionen Quadratmeter, auf denen Rich Grossprojekte entwickeln wollte.

Ein nachhaltiges Geschäft wars für den legendären Dealmaker nicht. Zwar profitierte er von Preisanstiegen, doch das Platzen der Blase im Gefolge der Finanzkrise dürfte ihm Dutzende Millionen Franken an Verlusten beschert haben.

Gleichwohl dachte Rich nicht an einen Rückzug. «Wir warten die weitere Entwicklung ab und verkaufen nichts mehr, weil die Preise zu tief sind. Wir können es uns leisten, in aller Ruhe auf bessere Zeiten zu warten», meinte er 2012 im letzten Interview im Wirtschaftsmagazin «Bilanz».

Emotionales Verhältnis zu Spanien

Der Tycoon hatte zeitlebens ein ausgesprochen emotionales Verhältnis zu Spanien. Er leitete einst den Ableger des Handelshauses Philipp Brothers in Madrid, lernte dort seine erste Ehefrau Denise kennen, zwei seiner Töchter kamen in Madrid zur Welt. Zudem unterhielt er beste Kontakte zu Politikern und zum Königshaus.

Die Nachkommen Richs wollen nicht nur aus dem kommerziellen Immobileingeschäft aussteigen – auch Richs Privathäuser stehen zum Verkauf. Dazu gehört eine Villa im Badeort Marbella an der Costa del Sol, geschätzter Wert 10 Millionen Franken, sowie seine Villa in Meggen LU, in der er die letzten Jahre verbrachte.

Die Villa Rose am Vierwaldstättersee umfasst insgesamt 10'117 m2 und weist eine Wohnfläche von 700 m2 aus; gemäss Immobilienexperten mit Einblick ins Verkaufsdossier ist die Liegenschaft für 60 Millionen Franken auf dem Markt.

Verkauf scheiterte ursprünglich

2012 stand Rich kurz vor einem Verkauf, die Verhandlungen scheiterten aber an unterschiedlichen Preisvorstellungen. Ursprünglich hatte er 100 Millionen verlangt. Auch vom Rich-Chalet am mondänen Suvrettahang über St. Moritz wollen sich die Nachkommen trennen. Das Villa dürfte gemäss lokalen Experten einen Wert von 50 Millionen haben.

Federführend bei der Straffung des Portfolios ist Richard Kilstock, ein britischer Immobilienhändler, der mit Richs jüngster Tochter Daniella verheiratet ist. Ihre Schwester, Ilona, ist mit einem Kunsthändler aus New York liierte. Einen engen Bezug zur Schweiz oder zu Spanien fehlt den Erben.

Das Vermögen des Rich-Clans wird auf gegen eine Milliarde Franken geschätzt. Derzeit wird es inventarisiert, bewertet und da und dort arrondiert. 

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