Der Skandal um manipulierte Abgaswerte beim deutschen Autobauer Volkswagen kratzt nicht nur am Konzernimage, sondern wirkt sich auch negativ auf die gesamte deutsche Staatsmarke aus. Gemäss dem jüngsten Ranking der britischen Beratungsgesellschaft Brand Finance verliert Deutschland den Spitzenplatz im internationalen Ranking – und rutscht auch deutlich hinter die Schweiz.

Die deutsche Industrie wurde stets für ihre Effizienz und Zuverlässigkeit gelobt, so David Haigh, CEO von Brand Finance. Den Deutschen werde nachgesagt, hart zu arbeiten und ehrlich zu sein. Der VW-Skandal bringt diesen Mythos nun ins Wanken.

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VW schadet der deutschen Industrie

«Dass eine deutsche Kultmarke sich derart zu verhalten vermag, macht über Jahrzehnte angesammelten Goodwill zunichte, verleumdet die deutsche Industrie und lässt den Bestechungsskandal um Siemens weniger wie einen Einzelfall aussehen, als einen weiteren Beweis für einen weitgreifenden Missstand in der deutschen Unternehmenskultur», so das vernichtende Verdikt von Haigh.

Dabei war 2015 – bis zum Aufbrechen des VW-Skandals – eigentlich ein recht gutes Jahres für Deutschland, schreibt die Beratungsgesellschaft weiter. Vor allem durch die Bereitschaft, syrische Flüchtlinge aufzunehmen, hätte Deutschland weltweit Bewunderung gesammelt.

Dank VW macht die Schweiz einen Platz gut

Die Beratungsagentur beziffert den Markenwert Deutschlands nur noch auf 4166 Milliarden Dollar. Das sind 191 Millionen Dollar weniger als noch im Vorjahr – ein Verlust von 4 Prozent.

Vom jähen Absturz der Marke Deutschland profitiert die Schweiz. Statt auf Platz drei, so wie im letzten Jahr, rangiert die Eidgenossenschaft auf Platz zwei. Nur der südostasiatische Stadtstaat Singapur hat eine Marke mit mehr Strahlkraft.

Iran steigert sich am schnellsten

Die am schnellsten wachsende Staatsmarke ist der Iran. Brand Finance beziffert den Markenwert auf 159 Milliarden Dollar – das sind 59 Prozent mehr als im Jahr davor. «Dieses Ergebnis ist vor allem dem iranischen Präsidenten Hassan Rohani zuzuschreiben», erklärt die Beratungsagentur. Unter Rohanis «moderatem Ansatz» habe sich die internationale Wahrnehmung des Landes stetig verbessert.

Ein Wermutstropfen bleibt aber: Das angespannte Verhältnis zu den sunnitischen Staaten werde weiterhin ein Hindernis für den lokalen Handel und für Investitionen darstellen. «Aber mit einer Marktgrösse von 77 Millionen Menschen, enormen Kohlenwasserstoffreserven und einer gut ausgebildeten Bevölkerung ist der Iran global gesehen gut aufgestellt», schreibt Brand Finance.