Oliver Schärli und Stefan Marthaler wirken entspannt. Beide sind zwar Direktionsmitglieder der drittgrössten Schweizer Bank, der Zürcher Kantonalbank (ZKB), und haben die Verwerfungen der Finanzkrise miterlebt. Doch für ihren Bereich machen sie sich wenig Sorgen: Schärli leitet die Abteilung Mergers & Acquisitions/Nachfolgeberatung, und Marthaler ist Leiter von Structured Finance KMU und zuständig für Übernahmefinanzierungen im KMU-Bereich.

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Keine Delle im 2. Halbjahr 2008

Der Markt für Zusammenschlüsse und Übernahmen ist in der Schweiz trotz der globalen Finanzmarktkrise nicht zusammengebrochen, vor allem nicht für kleinere Transaktionen bis 50 Mio Fr., also im typischen KMU-Segment. Dies verdeutlicht ein Blick auf die Gesamtzahl der Transaktionen mit Schweizer Beteiligung: Das Jahr 2008 weist etwa gleich viele Bewegungen aus wie 2007. Die ZKB, hauptsächlich im mittelständischen Segment tätig, hat gar eine Zunahme festgestellt.

Bei den meisten M&A-Transaktionen, welche die ZKB betreut, handelt es sich um Nachfolgeregelungen. Dazu gehören auch die sogenannten Management-Buyouts (MBO), bei denen ein oder mehrere Manager den Schritt in die Selbstständigkeit wagen und die Mehrheit des Kapitals von den bisherigen Eigentümern erwerben. Es kommt aber auch vor, dass Berater, die unternehmerisch tätig werden wollen, ein Unternehmen kaufen und dieses mit einer neuen Vision revitalisieren möchten.

Keine Kreditklemme in Sicht

Der globale M&A-Markt, namentlich für grosse Transaktionen, ist laut Marthaler eingebrochen. Doch hierzulande sei die Situation nicht so dramatisch. Zum einen führen das die Spezialisten auf den Bankenmarkt Schweiz zurück, der trotz der Probleme der beiden Grossbanken nach wie vor intakt sei. Transaktionen bis 50 Mio Fr. liessen sich ohne grössere Probleme finanzieren. Auch die Gefahr einer Kreditklemme, wie sie in Deutschland heraufbeschworen wird, sehen die beiden Banker in der Schweiz nicht.

Allerdings dürfen die durch den allgemeinen konjunkturellen Abschwung zunehmenden Risiken nicht ignoriert werden. So schauen die Banken heute generell kritischer in die Bücher der Firmen. Ausschlaggebend ist, wie gut eine Firma im Markt positioniert ist. «Wenn ein solides KMU eine langjährige Beziehung zur Hausbank hat, gewinnorientiert arbeitet und über ein kompetentes und unternehmerisches Management mit einer klaren Strategie verfügt, dann erhält sie das benötigte Geld», sagt Marthaler.

Zum anderen spiele der Preis beim Verkauf nicht die alleinige Rolle. Eine Firma habe einen Substanzwert, der sich betriebswirtschaftlich berechnen lasse, sowie einen Zukunftswert. Ein Käufer bezahle auch für das die Vision eines Unternehmens.

Den richtigen Zeitpunkt anpeilen

Wenn sich ein KMU frühzeitig Gedanken über die Nachfolgeregelung mache und nicht erst aus einer Notsituation heraus einen Verkauf anpeile, sei es einfacher, das Unternehmen zum richtigen Zeitpunkt und zu einem angemessenen Preis zu verkaufen, so Marthaler. Als Folge der marktbedingt generell gedrückten Preise komme es jetzt auch gelegentlich vor, dass sich verkaufsbereite Unternehmer zurückziehen.

«Die Qualität der Schweizer KMU hat sich wegen der Krise nicht von einem Tag auf den andern dramatisch verschlechtert», gibt Schärli zu bedenken. Grundsätzlich seien die KMU nach wie vor sehr solide, sodass der ein Grossteil der KMU die schwierige Situation meistern werde.

«Viele Unternehmer haben mir bestätigt, sie hätten ihre Firma schon durch ähnliche Krisen geführt», meint Schärli weiter. Deswegen müsse man wegen der neuerlichen Baisse nicht nervös werden. Schärli hat sich für 2009 jedenfalls ehrgeizige Ziele gesetzt. Er habe 2008 den M&A-Bereich der ZKB mit dem Ziel übernommen, dieses Segment auszubauen. «Das Potenzial im Bereich Nachfolgeregelung ist bedeutend, und zwar unabhängig von der Finanzkrise.»