Früher verwendete das Unternehmen für Snickers, Mars und einige andere Kalorienbomben nur Bestandteile, die zwar auch süss und ungesund, für Fleischverächter dennoch akzeptabel waren. Anfang Mai gab die britische Tochter des US-Multis aber überraschend bekannt, dass die Rezeptur einiger Produkte ab sofort geändert werde. Fortan sollten die Schokoladenriegel durch ein Enzym aus Kälbermägen «verbessert» werden: Ein Produkt, das beim Schlachten der Jungtiere in grossen Mengen anfällt und seit langem in der Käse- und Schokoladeindustrie verwendet wird.

Tatsächlich würden die Schokoriegel nicht verbessert, sagt ein mit dem Fall vertrauter Lebensmittelexperte, sondern vor allem die Produktionskosten würden gesenkt. Im Werk in Slough, südwestlich von London, verlassen nach Firmenangaben pro Tag 3 Mio Mars-Riegel die Fabrik. Warum das Unternehmen die geänderte Rezeptur überhaupt bekannt gemacht hat, darüber konnte ein Pressesprecher keine Auskunft geben. Auf jeden Fall wählten bis zu 6000 Menschen täglich die Hotline für Kundenbeschwerden – an normalen Tagen sind es lediglich 500. Die meisten Anrufer folgten einem Aufruf der Vegeta-rian Society, eines gemeinnützigen Verbands, der sich eine gesündere Ernährung auf die Fahnen geschrieben hat. Die Lobby repräsentiert nach eigenen Angaben 3 Mio Menschen, die fleischlos leben wollen. Fleischlos, so steht es in den Statuten, heisst auch, dass keine Schlachtabfälle in den Endprodukten stecken. Der Verband nutzte geschickt die Chancen, die das Internet bietet, stellte Beschwerdevorlagen für Parlamentarier ebenso ins Netz wie Musterbriefe an Lokalzeitungen. Beeindruckt von so viel Protest, ruderte das Unternehmen auch prompt zurück. In ganzseitigen Anzeigen entschuldigte sich Fiona Dawson, die Geschäftsführerin von Mars UK, bei den Kunden. Ab sofort würden Mars und Snickers wieder ohne tierische Inhaltsstoffe hergestellt. Von einem teuren Produktrückruf sieht das Unternehmen aber ab. Schliesslich sind die Schokoriegel nicht gesundheitsgefährdend, sondern schmecken nur nicht einer einzelnen, aber mächtigen Kundengruppe.

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