Der erste grössere Einbruch bei den Bewerbungen fand vor rund zwei Jahren statt. Damals, im April 2005, meldete die «BusinessWeek», dass gemäss einer von ihr erstellten Studie die Nachfrage weltweit im Durchschnitt um 30% zurückging. Schuld daran war nicht nur eine Flut von neuen MBA, auch die wachsende Zahl von so genannten Special MBA zeigte sich gelegentlich als kontraproduktiv. Nicht zuletzt machte das Eintreten der Fachhochschulen als Mitbewerber um den MBA-Kuchen einigen, auch etablierten Schulen das Leben manchmal schwer.
Bestseller in Nöten
Allein in der Schweiz finden sich auf der Liste von www.postgraduate.ch 146 Masterstudiengänge, die an Universitäten und Fachhochschulen durchgeführt werden, darunter 17 Fernstudienangebote. Unübersichtlich für Interessenten sind viele auf dieser Website genannte unterschiedliche Titel einzelner Studiengänge: MBA, MAS, akademischer Abschluss, Postgraduate Abschluss, NDS, MA, DBA, M.B.L., Zertifikat, Diplom usw.
Da blicken Einsteiger schlichtweg nicht mehr durch. Ihnen hilft nur noch die Auskunft vom BBT (Bundesamt für Bildung und Technologie). Daher werden sie sich oft hilfesuchend an Anbieter wenden, von deren Renommee sie bereits überzeugt sind: Die etablierten Hochschulen.
Ausgerechnet diese haben an Zugkraft verloren und treten auf der Stelle, wenn man den Aussagen von Leander Amherd, Leiter Information und Dokumentation Rektorenkonferenz der Schweizer Universitäten, Glauben schenken darf. Nach seiner Beobachtung gehe die MBA-Nachfrage an den Universitäten zurück. Der MBA sei derzeit nur ein Thema unter anderen. Die Hochschulen sehen das selbstverständlich etwas anders.
Auf Rankings geschielt
Es fällt den Interessenten einer qualitativ anspruchsvollen Managementweiterbildung und den rekrutierenden Unternehmen immer schwerer, die Spreu vom Weizen zu trennen. Immer wichtiger wird es daher, sich über die Inhalte und Ziele der Studienangebote umfassend zu informieren. Den Ausschlag geben sollten ebenfalls europaweit und/oder weltweit anerkannte Rankings. Es gibt Institute, die Rankings auf ihrer Homepage aufweisen, deren Akzeptanz aber über die Landesgrenzen nicht hinausgeht. Erschwerend kommt dazu, dass sich viele Business-Schulen zunehmend an den Kundenwünschen nach einer breiteren Angebotspalette orientieren. Eine nicht ungefährliche Entwicklung vermuten Kenner der Szene ebenfalls darin, dass einige Institutionen sich mit einem Blick auf Rankings dazu verleiten lassen, deren Kriterien als Messlatte für ihre Programme zu wählen.
Qualität gegen Inflation
Eine kleine Umfrage der «Handelszeitung» bei Hochschulen, Fachhochschulen und Privaten ergab ein mehr oder weniger einheitliches Bild: Von einer Krise sei nicht die Rede, die Nachfrage gehe auch nicht zurück, sagt beispielsweise Petra Jörg, Leiterin Executive-MBA der Bern-Rochester-Universität. Doch gäbe es bei dem Run auf diesen nicht geschützten Titel nur die Antwort: Auf Qualität, Inhalte und das Renommee der Schule achten, den Wert und die internationale Akzeptanz der Akkreditierung prüfen wie auch die Bekanntheit der Dozenten und Dozentinnen und die Zusammensetzung der Klasse.
Matthias Straetling, Executive Director des MBA an der Hochschule St. Gallen, gibt unumwunden zu, dass in den letzten Jahren ein massiver Zuwachs an MBA-Programmen sichtbar geworden ist. «Eine stagnierende Bewerberzahl sieht sich plötzlich einem irrsinnigen Anwachsen von Programmen gegenüber.»
Straetling sieht den Weg aus dem Dilemma, in dem sich Interessenten befinden, ebenfalls darin, dass sich Bewerber auf die guten Programme mit einem internationalen Gütesiegel konzentrieren sollten. «Damit fallen schon 90% der Konfusion weg», betont der MBA-Experte und kann ruhig schlafen, denn die beiden HSG MBA und EMBA-Programme sind Equis- und AACSB-akkreditiert. Wer ein «billiges» MBA haben wolle und dafür nur 10 000 Fr. ausgebe, werfe sein Geld auf die Strasse, sagt Straetling. Dagegen seien 60 000 Fr. oder mehr für ein anerkanntes MBA ein Investment. «Es gibt natürlich auch ein paar gute Programme, die nicht akkreditiert sind», wendet er ein. «Doch da muss man halt genau hinschauen.»
Für Marcel Fischer, neuer Geschäftsführer des Executive MBA der Universität Zürich, hat das Ganze noch eine andere Dimension: «Unser MBA war nie ein Massenprodukt und wird es auch nie sein. Die Problematik aller Unis, so auch der Uni Zürich, besteht darin, dass wir sehr hohe Zulassungskriterien im Ausbildungsbereich haben wie auch an die beruflichen Erfahrungen der Bewerber und deren Position im Unternehmen.» Viele Anfragen von Personen ohne Hochschulabschluss müssten daher abgelehnt werden.
Auch Fischer hält es nicht gerade für förderlich, dass sich der Anbietermarkt stets vergrössert. «Der Titel wird verwässert, und bekanntlich kann man ihn auch kaufen, wenn es sein muss.» Universitäten hätten da den Vorteil, dass sie gestandene Institutionen seien, die auf hohem Level eine Reputation hätten. Der EMBA-Geschäftsführer registriert jedoch ganz klar eine Gefahr der Nivellierung des MBAs nach unten. Aus Sicht von Martin Haller, Leiter Weiterbildung/Nachdiplomstudien der Berner Fachhochschule, sei die Nachfrage nicht zurückgegangen, aber das Angebot wurde nicht zuletzt durch den Eintritt der Fachhochschulen in diesen Markt ausgedehnt.
Viele mischen mit
Das hat zur Folge, dass sich die relativ stabil gebliebene Nachfrage einem stark vergrösserten Angebot gegenüber sieht – «daher müssen die meisten MBA-Studiengänge um genügend Teilnehmende kämpfen». Auch könnten die neuen Titel MAS (Master of Advanced Studies) und EMBA (Executive MBA) Interessenten verunsichern. Erschwerend wirkt für Haller die Tatsache, dass der MBA-Titel nach wie vor nicht geschützt ist. Die Antworten auf die wichtigsten Fragen könnten jedoch eine gewisse Sicherheit vermitteln: Ist der EMBA vom BBT anerkannt, und ist der MBA akkreditiert?
Ob der MBA in der Krise ist? Bei der privaten Institution GSBA scheint das kein Thema zu sein, wenn man das Fazit von Albert Stähli, Dean der Horgener MBA-Schmiede, hört: «Der moderne Manager ist wie keine Generation vor ihm hervorragend informiert und kennt die Fülle an MBA-Programmen bestens.»
Gemäss Stähli müssen Hauptkriterien erfüllt sein (), wie Englisch als Unterrichtssprache, international tätige Professoren
mit Consultingpraxis, Living Cases aus den USA, aus Europa, Asien, Unterrichtsblöcke in Europa, China, den USA, eine international zusammengesetzte Studentenschaft, Prüfungen im internationalen Kontext.
Dass universitäre Hörsäle weniger Praxisrelevanz besitzen als der Campus einer international ausgerichteten MBA Business School, leuchte wohl jedem ein, sagt Stähli. MBA-Anbieter, welche die Zeichen der Zeit nicht rechtzeitig erkannt hätten, bekämen dagegen Schwierigkeiten, weil sie am Markt vorbeiproduzierten.
Absolventen der GSBA erhalten zwei MBA-Diplome (ein so genanntes Dual-Degree): Eines von der
GSBA Zürich und eines von der Partner-University of Maryland, die AACSB-akkreditiert ist.
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Checkliste für Interessenten
Internationalität
Handelt es sich um ein rein deutschsprachiges/schweizerisches Programm oder um ein internationales mit Living Cases, Professoren und Studienteilnehmern aus andern Kontinenten und Kulturkreisen?
Kompatibilität
Entsprechen die Inhalte meinen Vorstellungen und Karrierezielen?
Gütesiegel
Ist das Programm akkreditiert?
Direkter Kontakt
Kann ich vorgängig mit ehemaligen Studienteilnehmern (Alumni) Kontakt aufnehmen und sie nach ihren Erfahrungen befragen? Oder erhalte ich nur eine kleine Liste mit ein paar wenigen Ansprechpartnern?
Besuch vor Ort
Kann ich den Studienort besichtigen und einen Augenschein der Räumlichkeiten sowie der Infrastruktur vornehmen? Kann ich mit den Professoren sprechen?