Zuletzt hat er als unzimperliche «Profitturbine» in Polen und den baltischen Staaten gewirkt.
Wer hat Sie als Leiter für McDonald's in die Schweiz geholt?
Waldemar Nuvall: Urs Hammer. Er hat dieses Unternehmen in den letzten 23 Jahren sehr erfolgreich geführt. Vor zwei Jahren hat er sich entschieden, die operative Führung abzugeben. Wir sind beide Mitglieder des Zentraleuropa-Büros von McDonald's und haben uns so kennen gelernt. Er ist ein persönlicher Freund von mir.
Es heisst: Urs Hammer, der rund 25% am Schweizer Geschäft besitzt, sei der US-Konzernzentrale zu mächtig geworden, sei nicht mehr so erfolgreich gewesen, und deshalb seien Sie als Nachfolger eingesetzt worden.
Nuvall: Das stimmt nicht. Es war Urs Hammers Entscheidung sich zurückzuziehen.
Sie betreiben eine Kampfsportart und gelten als stark. Wurden Sie deshalb ausgewählt?
Nuvall: Das kann ich nicht beurteilen. Ich gewinne gern und bin sehr Ziel orientiert. Was ich in Polen leistete, war sicherlich ein Grund, weshalb mir die Stelle als CEO Schweiz angeboten wurde. Unter meiner Führung wurden seit 1992 in Polen 200 Restaurants eröffnet. Polen wurde zu einem der stärksten und profitabelsten Märkte Europas, und das innerhalb von fünf Jahren. In der Regel dauert ein solcher Prozess 15 bis 20 Jahre.
Aber Sie haben wenig Ahnung vom Schweizer Markt.
Nuvall: Das stimmt nicht ganz. Ich bin Mitglied des Board von McDonald's Zentraleuropa, zu dem auch die Schweiz gehört. Weiter lerne ich schnell und habe viele gute Mitarbeiter. Auch Urs Hammer wird mir weiterhin mit seinem Wissen und als Mentor und VR-Präsident zur Seite stehen. Ich bin keine Oneman Show. Zudem hilft mir, dass ich bereits in verschiedenen Ländern gearbeitet habe, den Markt in Polen aufbaute, aber auch den Markt in Estland, Lettland oder Litauen leitete.
Worin unterscheidet sich der Schweizer Markt von anderen?
Nuvall: Es existieren drei verschiedene Kulturen und drei verschiedene Sprachen. Aber im Grunde brauchen sie überall die gleichen Qualitäten. Sie müssen über Verhandlungsgeschick verfügen. Der Schweizer Markt ist vielleicht einfacher als andere Märkte, denn die Schweizer sind sehr gut organisiert.
Weshalb kommen Sie in die Schweiz? Waren Sie mit Ihrem Job als Chef von McDonald's in Polen und den baltischen Ländern nicht mehr zufrieden?
Nuvall: Diese Märkte funktionieren nun bestens, und ich wollte eine neue Herausforderung annehmen.
Mit anderen Worten,der Schweizer Markt funktioniert nicht bestens?
Nuvall: McDonald's ist in der Schweiz sehr erfolgreich, aber ich will das Unternehmen noch weiter verbessern. Zudem reizte meine Frau und mich die Schweiz, weil es eines der schönsten Länder, wenn nicht das schönste Land in Europa ist.
Wenn der Schweizer Markt so erfolgreich ist, dann kann er für Sie doch keine Herausforderung mehr sein.
Nuvall: Auch wenn man etwas sehr gut macht, kann man immer versuchen, es besser zu machen. Erfolg kann einen auch etwas träge machen.
Was wird vernachlässigt?
Nuvall: Der Service könnte schneller werden. Die Sauberkeit in einigen Restaurants könnte verbessert werden. Die Werbung und das Marketing könnten aggressiver und frecher sein. Auch die Ambiance in den Restaurants könnte modernisiert werden. Viele Restaurants wurden vor rund 10 oder 15 Jahren erbaut und sind deshalb nicht mehr ganz zeitgemäss.
Was werden Sie verändern?
Nuvall: Ich bin erst seit sechs Wochen Chef von McDonald's Schweiz und habe daher die Strategie für den Schweizer Markt noch nicht erarbeitet, aber ich habe gewisse Vorstellungen. Ich will mich in erster Linie auf die Restaurants fokussieren. Ich möchte deren Aussehen verändern, und ich möchte auch einen schnelleren Service anbieten, damit die Kunden nicht mehr so lange in der Schlange stehen müssen.
Und wie sollen die Restaurants künftig aussehen?
Nuvall: Das kann ich noch nicht sagen, aber ich möchte drei verschiedene Arten McDonald's für drei verschiedene Zielgruppen anbieten, einen Typ für die Familie, einen zweiten für die jungen Erwachsenen und einen dritten für die Geschäftsleute, wo die Sitze etwas bequemer sind und es Raumteiler gibt. Ich möchte nicht zu einem Businesslunch gehen, wo Kinder herumrennen. Bei den Jungen wird lautere Musik gespielt, und es wird Bildschirme geben. Wir müssen nun genau studieren, welche Kunden in welche McDonald's gehen, und müssen herausfinden, was sie wollen. Wir müssen unsere Kunden zufrieden stellen und nicht unsere Kritiker.
Haben sich Kunden beschwert?
Nuvall: Einige Kunden haben ihre Bedenken geäussert. Auch wir sind nicht mit allen Restaurants zufrieden. Das wollen wir aber ändern und in solche Restaurants investieren.
Wie viel werden Sie investieren?
Nuvall: Für genaue Zahlen ist es noch zu früh.
Sehen die Zahlen in einigen Filialen nicht mehr so rosig aus?
Nuvall: Wir sind mit dem Geschäftsgang von 2002 sehr zufrieden. Wir haben letztes Jahr 9 neue Restaurants eröffnet und setzten 525 Mio Fr. um. Wir sind mit den 139 Filialen um 5,5% gewachsen. Wir waren nur 3% unter dem Budget. Dieses Jahr wollen wir 5 neue Restaurants eröffnen. Wir streben für 2003 ein Wachstum von 3,5% an
Werden Sie Filialen schliessen?
Nuvall: Im Moment haben wir keine Pläne für Schliessungen.
In Deutschland oder den USA bietet McDonald's Pizzen und Pasta an. Wollen Sie auch hierzulande mit neuen Produkten wachsen?
Nuvall: Das ist ein Weg. Wir möchten in der Schweiz aber vor allem wachsen, indem wir mehr Restaurants eröffnen und mehr Umsatz machen.
Neue Kunden wird Ihnen Aroma bringen. Der Coffee-Shop wird in die Filialen integriert.
Nuvall: Das Aroma-Café-Konzept soll in möglichst vielen McDonald's als Shop in Shop integriert werden. Die allein stehenden Aroma-Cafés in Zürich und Basel gehören nun allein Hans Maurer, und das Aroma-Café in Bern wurde geschlossen. Wenn wir mehr und verschiedene Produkte anbieten, dann wird der Umsatz von selbst steigen.
Wie soll es mit den Golden-Arch-Hotels weitergehen?
Nuvall: Sie werden aus McDonald's Schweiz ausgegliedert und direkt in McDonald's Corporation eingebunden. Die Führung der Hotels übernimmt Urs Hammer.
McDonald's Schweiz verdient das Geld in der Schweiz vor allem mit Immobilien, indem sie die Restaurants an Franchisernehmer weit teurer vermieten, als dass sie Miete bezahlen.
Nuvall: Der Franchisenehmer verdient sein Geld durch den Verkauf von Hamburger. Wir wählen die Immobilien aus, investieren in die Restaurants. Wir sind am Umsatz beteiligt. Unser Einkommen kommt von der Lokalvermietung und den Lizenzgebühren, die uns die Franchisenehmer bezahlen müssen.
Womit verdient McDonald's Schweiz auch noch Geld?
Nuvall: Wir machen Geld mit unserem Kerngeschäft: Wir verkaufen Hamburger.
Hat es einen Grund, dass Sie Pommes frites nicht erwähnten? Schliesslich droht Ungemach wegen des Acrylamids, das Krebs erzeugen soll.
Nuvall: Absolut nicht. Acrylamid ist ein komplexes Thema, in dem die Wissenschaft noch wenig Konsens hat. Aber wir verfolgen die Untersuchungen.
Es gibt viele Gesundheitsprobleme rund um Burger.
Nuvall: Wenn Sie sich einseitig nur mit Hamburger ernähren, kann dies zum Problem werden, aber das betrifft jede einseitige Ernährung. Heutzutage bewegen sich die Menschen zu wenig, speziell Kinder verbringen ihre Freizeit vor dem Computer, dem Fernseher. Wir wollen die Kinder in der Schweiz ermutigen, sich mehr zu bewegen.
Werden Sie in Ihren Restaurants Gymnastikräume einrichten?
Nuvall: Das nicht, aber wir wollen solche Einrichtungen rund um Schulen unterstützen.
Werden Sie via Preissenkungen versuchen, die Lokale besser zu füllen?
Nuvall: Eine generelle Preissenkung sehe ich nicht. Es wird Produkte geben, die teurer werden, andere werden billiger werden.
Sie haben das ganze Berufsleben bei McDonald's verbracht. Was ist Ihr Ziel?
Nuvall: Mein Ziel im Leben ist es, glücklich zu sein. Die Familie ist das Wichtigste, dann kommt der Beruf. Mein Motto heisst: Sei glücklich, bleib gesund und lebe lang.
Sie werden Ihre Frau und Ihre Tochter nicht oft sehen.
Nuvall: Wenn Sie ehrgeizig sind, wenn Sie Ziele im Leben haben, die Sie erreichen wollen, müssen Sie hart dafür arbeiten. Geschenkt wird Ihnen nichts. Ich kann mir nicht vorstellen, von 8 bis 16 Uhr zu arbeiten und dabei erfolgreich zu sein. Ich bin zufrieden. Ich hätte nicht 17 Jahre für die Firma gearbeitet, wenn ich nicht glücklich wäre.
Welches ist Ihr berufliches Ziel?
Nuvall: Mein Ziel war es stets, alles besser und profitabler zu machen und dabei Spass zu haben. Und das wird so bleiben.
Sie wollen McDonald's profitabler machen. Dazu werden Sie Kosten senken. Wo setzen Sie an?
Nuvall: Wir versuchen internationale Synergien besser zu nutzen. Das kann bei der Entwicklung neuer Produkte sein, bei Lieferanten, bei den Gebäuden. Ähnliches gilt für die Werbung und fürs Marketing. Wenn wir grenzübergreifende Lösungen finden, lassen sich die Kosten dramatisch senken.
In den USA hat McDonald's jüngst Mitarbeiter entlassen, um Kosten zu senken. Werden Sie in der Schweiz ebenfalls Personal abbauen?
Nuvall: Im Augenblick bin ich dabei, zu überprüfen, in welchen Bereichen wir zu viel Personal haben und wo wir zu wenig haben. Es ist noch zu früh, um definitive Ergebnisse zu präsentieren. Die Schweiz ist vom Kostensenkungsprogramm der US-Gesellschaft aber nicht betroffen. Wir sind eine dezentralisierte Firma. Wir können solche Entscheidungen selbst treffen, falls sie nötig sein sollten.
Steckbrief
Name: Waldemar Nuvall
geboren: 16.11.1961 in PolenZivilstand: Verheiratet, eine Tochter Wohnort: Commugny VDAusbildung: North American Studies/English in SchwedenFunktion: CEO der McDonald's Schweiz
Schlagworte
Lieblingsgericht «Am liebsten esse ich Sushi. Dann gefällt mir auch die italienische Küche.»
Kampfsportart «Ich mache TaeKwanDo. Das ist eine koreanische Kampfsportart. Wenn Sie gegen einen Sparringpartner kämpfen, ist es Ihr Ziel zu siegen. Ich denke nicht, dass der zweite Platz gut genug ist.»