Bei der Migros erfolgt der zweite Einschnitt. Vor rund drei Wochen sprach die Detailhändlerin die Entlassung von 150 Angestellten bei der Supermarkt AG aus. Jetzt trifft es die Migros-Industrie – also den Supertanker des orangen Riesens, der für die Gruppe die Eigenprodukte verantwortet und herstellt.

Laut Mitteilung konzentriert sich die Migros Industrie künftig auf ihre Rolle als Produzent für die Migros-Gruppe in der Schweiz und auf die Produktion von Eigenmarken für Dritte. Die Migros spricht in der Folge von einem Total von rund 415 Stellen, die verloren gingen – davon 50 bei der Fachmarkt AG, 255 bei Delica, 45 bei Elsa und 65 bei der Organisation der Migros-Industrie.

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Media Markt übernimmt Melectronics

Zudem verkauft die Migros Melectronics an Media Markt. Dieser übernimmt 20 der 37 stand-alone Filialen von Melectronics. Alle 200 Mitarbeitenden und Lernenden der übernommenen Standorte wechseln zu Mediamarkt. Zudem übernehme der Elektronikhändler weitere 18 Lernende aus anderen Filialen. 

«Das Ziel dieser Übernahme ist es, das Standortnetz um bisher unerschlossene Orte zu erweitern und mit dem wachsenden Online-Geschäft noch stärker zu vernetzen», erklärt Media Markt in ihrer publizierten Mitteilung. Der erfolgreiche Abschluss der Übernahme ist abhängig von der Zustimmung der Wettbewerbsbehörden und wird voraussichtlich im Herbst 2024 stattfinden.

Die restlichen 17 Melectronics-Filialen werden bis im November 2024 geschlossen. Den rund 100 von den Filialschliessungen betroffenen Mitarbeitenden werden nach Möglichkeit andere Stellen innerhalb oder ausserhalb der Migros-Gruppe angeboten, so die Mitteilung. Insgesamt wären wir damit 515 Stellen aus den Lohnbüchern der Migros

Der Verkauf von Melectronics zieht aber die Servicegesellschaft Migros Fachmarkt AG in Mitleidenschaft. Sie ist für die strategische Ausrichtung der Fachmärkte verantwortlich. Die 50 Stellen von Mitarbeitenden, die direkt für Melectronics tätig sind, werden aufgehoben.

Darüber hinaus führt der Verkauf von Melectronics zu Veränderungen in rund 50 grösseren Supermarktfilialen. An diesen Standorten werden die integrierten Melectronics-Verkaufsflächen auf ein Basissortiment an Elektronikartikeln reduziert.

Weitere Töchter sollen folgen

Zudem will sich die Detailhändlerin von weiteren Tochtergesellschaften trennen. Auf dem Prüfstand stehen nun auch Micasa, Bike World und Do it + Garden, wie die Migros mitteilte. Konzernchef Marco Irminger hatte bereits früher einen möglichen Verkauf dieser Ketten in Aussicht gestellt. Solange der Verkaufsprozess läuft, sollen alle Geschäfte normal weitergeführt werden.

Der im Februar eingeleitete Verkaufsprozess für SportX ist laut Migros noch nicht abgeschlossen. Zudem sucht die Migros bekanntlich noch neue Besitzer für ihre Reisetochter Hotelplan Group sowie für die Kosmetik- und Hygienetochter Mibelle.

Abbau von bis zu 1500

Noch unklar ist derweil die Zukunft von OBI. Die Migros betreibt als Franchisenehmerin zehn Standorte der Baumarktkette in der Schweiz. Eine Projektgruppe unter der Leitung der Migros-Genossenschaft Basel erarbeitet derzeit mögliche Zukunftsoptionen für den Franchisebetrieb.

Die Änderungen seien Teil der Anfang Februar angekündigten Transformation der Migros-Gruppe mit dem Abbau von bis zu 1500 der rund 100'000 Stellen der gesamten Migros-Gruppe. Hinzu könnten noch bis zu 100 weitere Mitarbeitende ihre Stelle verlieren, falls für die von den Melectronics-Schliessungen Betroffenen keine Anschlusslösung gefunden wird.

Um die Auswirkungen abzufedern, gibt es laut Migros einen Sozialplan. Vom Stellenabbau betroffene Mitarbeitende in der Schweiz erhielten individuelle Leistungen, die unter anderem abhängig vom Dienstalter und vom Lebensalter seien.

Bereits Anfang Juni hatte die Migros ausserdem den Verkauf der erst 2020 gegründeten Tochtergesellschaft Misenso, in welcher das Geschäft mit Hörgeräten und Augenoptik gebündelt ist, an die österreichische Neuroth-Gruppe verkündet.

Gewerkschaften toben

Bei der Gewerkschaft Unia sorgte der am Dienstag angekündigte Abbau für Protest. Die Migros solle lieber mehr in ihre Angestellten investieren, statt Millionen für die Unternehmensberater von McKinsey zu verschwenden, schrieb die Gewerkschaft in einer Mitteilung. Unia-Mitglieder fänden bei der Migros-Leitung kein Gehör. «Die Stimmung ist miserabel», zitiert die Gewerkschaft.

(mit Material der sda)

Hinweis: In einer ersten Version dieses Textes schrieben wir von einem Abbau von 415 Stellen. So schreibt es auch die Migros in ihrer Medienmitteilung. Da aber auch 100 Mitarbeitende von Melelectronics durch Filialschliessungen ihre bisherigen Jobs verlieren, geht die Redaktion jetzt von  515 gestrichenen Stellen aus.