Aufgrund strategischer Überlegungen veräussert Ringier Axel Springer Schweiz AG – zu der auch HZ gehört – die Tageszeitung «Le Temps» an die Stiftung Aventinus, deren Ziel die Unterstützung von unabhängigem und vielfältigem Qualitätsjournalismus ist.

Ausschlaggebend für den Entscheid des Verlags sind mangelnde Synergien mit seinem publizistischen Portfolio, welches zum grössten Teil aus Zeitschriften besteht.

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Bedeutung über die Romandie hinaus

Langfristig sichert der Verkauf an Aventinus die Zukunft des Titels mitsamt seiner über hundert Arbeitsplätze. Die Stiftung beabsichtigt, «Le Temps» als unabhängige Qualitätszeitung weiterzuführen und die gesamte Redaktion zu übernehmen.

Der bisherige Chefredaktor Stéphane Benoit-Godet wechselt in derselben Funktion zum verlagseigenen Magazin «L’illustré».

«'Le Temps' ist eine hochwertige Tageszeitung und über die Romandie hinaus von zentraler Bedeutung», erklärt Alexander Theobald, CEO von Ringier Axel Springer Schweiz. «So, wie wir als Verlagshaus aufgestellt sind, können wir ihr jedoch nicht die sichere Zukunft bieten, die sie aufgrund ihrer Stellung verdient.»

«Mit Aventinus ist der langfristige Fortbestand des Qualitätsjournalismus, für den 'Le Temps' steht, in der Romandie gewährleistet.»

Alexander Theobald, CEO von Ringier Axel Springer Schweiz

Als Westschweizer Tageszeitung konnte «Le Temps» nur bedingt von Synergien innerhalb des Portfolios von Ringier Axel Springer Schweiz profitieren. Das Medienunternehmen kam zum Schluss, dass die Weiterführung durch das Engagement einer renommierten Stiftung langfristig erfolgversprechender ist.

«Die Übernahme der Tageszeitung 'Le Temps' durch Aventinus ist eine gute Nachricht», so Alexander Theobald. «Das Stiftungsmodell ist für die Schweizer Medienlandschaft neu – einen ähnlichen Weg sind bereits Qualitätszeitungen in Frankreich oder Grossbritannien gegangen. Mit Aventinus ist der langfristige Fortbestand des Qualitätsjournalismus, für den 'Le Temps' steht, in der Romandie gewährleistet. Die Stiftung ist finanziell unabhängig und in der Westschweiz hervorragend vernetzt – diese Lösung stellt 'Le Temps' auf ein solides Fundament. Im aktuellen Marktumfeld ist dies für eine Publikation wie Le Temps eine optimale Situation.»

Von Lausanne nach Genf

«Le Temps ist eine wichtige Stimme der Romandie und wir danken Ringier Axel Springer Schweiz für das bisherige Engagement», sagt François Longchamp, Präsident der Stiftung Aventinus und ehemaliger Präsident des Genfer Staatsrats. «Wir sind stolz darauf, den bedeutenden Titel weiterführen zu können und ihre Redaktion bald in Genf willkommen zu heissen.»

Geplant ist denn auch, dass die Redaktion von Lausanne nach Genf umzieht.

Die Stiftung Aventinus wurde im Oktober 2019 dank der Unterstützung mehrerer Stiftungen gegründet – darunter die Leenaards Stiftung, die Fondation Jan Michalski pour l'écriture et la littérature und die Hans Wilsdorf Stiftung. Mehrere private Mäzene haben ebenfalls wichtige Unterstützung geleistet. Die Stiftung Aventinus und ihre Gründer legen grossen Wert auf Unabhängigkeit. Aus diesem Grund verzichten die Spenderstiftungen auf eine Vertretung im Aventinus-Vorstand; zudem werden im Verwaltungsrat von «Le Temps» keine Mitglieder von Aventinus oder deren Spenderstiftungen Einsitz nehmen.

Neuaufstellung

Um den Erwerb von Le Temps zu ermöglichen, hat die Stiftung Aventinus vor einigen Monaten eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die sich aus anerkannten Experten für Kommunikation und Medien zusammensetzt. Dazu gehören Eric Hoesli, damals der erste Chefredaktor von «Le Temps», sowie Irène Challand, Abir Oreibi, Tibère Adler, Yves Daccord und Pascal Meyer.

Diese Gruppe hat nun die Aufgabe, den operativen Übergang zu gewährleisten, die neuen redaktionellen, finanziellen und administrativen Leiter des Titels zu ernennen sowie die strategische Ausrichtung für die kommenden Jahre festzulegen.

Bis zum Abschluss der Transaktion wird Aventinus den neuen Verwaltungsrat von «Le Temps» zusammenstellen, der unter dem Vorsitz von Eric Hoesli aus fünf bis sechs unabhängigen Mitgliedern bestehen wird. Darüber hinaus hat die Stiftung im vergangenen Dezember den Erwerb einer Minderheitsbeteiligung von Heidi Media SA bekanntgegeben und soeben Gespräche zur Übernahme dieses Newsportals aufgenommen.

So sollen zusätzliche Synergien für «Le Temps» entstehen und die Stellung des Titels weiter stärken.
 

HZ