Das Jahr 2018 war für den Schweizer Aussenhandel ein Rekordjahr: Sowohl die Exporte als auch die Importe sind auf neue Höchstwerte geklettert. Zum Jahresende hin haben sich im Güterverkehr allerdings erste Anzeichen einer wirtschaftlichen Abkühlung gezeigt.

Die Schweiz ist ein Export-Land: Im vergangenen Jahr sind Waren im Gegenwert von 233 Milliarden Franken ins Ausland geliefert worden. Das sind 5,7 Prozent mehr als 2017. So stark seien die Ausfuhren zuletzt im Jahr 2010 angestiegen, teilte die Eidgenössischen Zollverwaltung (EZV) am Dienstag mit.

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Auf der Gegenseite zogen die Importe noch deutlicher an und kletterten erstmals über die Marke von 200 Milliarden Franken. Sie stiegen um 8,6 Prozent auf 202 Milliarden. In der Handelsbilanz resultierte ein zum Vorjahr tieferer Überschuss von gut 31 Milliarden.

Starke Nachfrage nach Medikamenten

Das Export-Wachstum des vergangenen Jahres war breit abgestützt. Alle erfassten Produktgruppen hätten daran partizipiert, und sie taten dies in einem zunehmend von wirtschaftlichen Unsicherheiten geprägten Umfeld, hielt die Zollverwaltung fest.

Besonders gefragt waren einmal mehr Produkte aus der Chemie- und Pharmabranche. In dieser Gruppe nahmen die Ausfuhren um 5,7 Milliarden Franken oder 5,8 Prozent zu. Aber auch der Versand von Maschinen und Elektronik (+4,6%) oder von Präzisionsinstrumenten (+7,4%) legte kräftig zu. Letztere erreichten bereits das dritte Jahresplus in Folge, hiess es.

Die starke Nachfrage nach oft auch teuren Medikamenten aus der Schweiz hat massgeblich zum starken Export-Wachstum von knapp 12 Prozent nach Nordamerika beigetragen. Die Ausfuhren in die weitaus grösste Absatzregion Europa nahmen um 4,2 Prozent zu, während in die Wachstumsmärkte Asiens 4,4 Prozent mehr Schweizer Waren exportiert wurden.

Beliebte Uhren in China

Einer wachsenden Nachfrage - vor allem in Asien - erfreuten sich Schweizer Uhren. Im Jahr 2018 wurden Zeitmesser im Volumen von 21,2 Milliarden Franken aus der Schweiz ins Ausland exportiert. Das ist ein Plus von 6,3 Prozent, liegt aber unter der Rekordmarke von 22,3 Milliarden aus dem Jahr 2014.

Um deutliche 19 Prozent schossen die Uhrenexporte in den wichtigsten Absatzmarkt Hongkong in die Höhe. Die frühere britische Kronkolonie gilt als Drehscheibe für den Verkauf von Uhren und wird Jahr für Jahr von Heerscharen chinesischer Shopping-Touristen besucht. Doch Chinesen kaufen ihre Uhren vermehrt auch in ihrem Heimatland, wie der 12-prozentige Anstieg dort zeigt.

Im Verlauf des Jahres haben sich die Wachstumsraten in der Exportstatistik des Schweizerischen Uhrenverbands (FH) spürbar abgeschwächt. Betrachtet man den Monat Dezember allein, dann ergab sich ein Rückgang von 2,8 Prozent.

Wolken am Konjunkturhimmel

Die wachsenden Konjunktursorgen belasten nicht nur die Uhrenbranche, das gesamte Exportwachstum hat sich zum Jahresende hin verlangsamt. Im Dezember wurden aus der Schweiz Waren im Gegenwert von 18,6 Milliarden Franken ins Ausland ausgeführt. Auf saisonbereinigter Basis ist das ein Minus von 3,0 Prozent. Die Importe erhöhten sich dagegen um 3,9 Prozent auf 16,8 Milliarden.

Der Exportwirtschaft gehe es noch lange nicht so gut, wie das die jüngsten Zahlen suggerieren, warnte Domagoj Arapovic, Ökonom bei Raiffeisen Schweiz. Das Exportwachstum sei in den vergangenen Jahren hauptsächlich durch die Pharmabranche getrieben worden. Klammert man diese aus, dann lägen die Exportzahlen in etwa um 5 Prozent unterhalb der Werte von vor der Finanzkrise.

Auch Arapovic sieht die dunklen Wolken, die am Konjunkturhimmel aufziehen. In Europa habe sich die Konjunktur bereits abgeschwächt und auch in den USA oder China seien solche Tendenzen zu sehen. Darunter werde hierzulande die Exportindustrie zu leiden haben. Erste Anzeichen dafür seien etwa die rückläufigen Bestellungseingänge in der MEM-Industrie, erklärte der Ökonom.

(awp/tdr)