Steuergutschriften haben der UBS im dritten Quartal 2015 den höchsten Gewinn seit mindestens 2013 beschert. Die grösste Schweizer Bank verdreifachte den Überschuss auf 2,1 Milliarden Franken, wie das Institut am Dienstag mitteilte. Damit hat die UBS das Resultat vom Vorquartal (1,21 Milliarden Franken) und vom Vorjahresquartal (0,76 Milliarden Franken) deutlich übertroffen.
Analysten hatten im Durchschnitt mit einem Plus von 1,79 Milliarden Franken gerechnet. Der Ertrag der Grossbank lag aber auch darum so über den Erwartungen, weil die UBSvon einer Steuergutschrift von 1,3 Milliarden Franken profitiert hat. Aufgebläht wurde der Gewinn ausserdem durch eine niedrigere Bewertung der eigenen Schulden.
Vermögensverwaltung unter den Erwartungen
Ohne den Sondereffekt der Steuergutschrift fällt das Ergebnis mässig aus. So hat die Grossbank mit einem Vorsteuergewinn von 788 Millionen Franken die Erwartungen der Analysten nicht erfüllt. Gemäss einer Umfrage der Finanznachrichtenagentur AWP sind sie im Schnitt von einem Gewinn vor Steuern von 844 Millionen Franken ausgegangen. Auf das Ergebnis gedrückt haben jedoch vor allem Sonderkosten.
Unter den Erwartungen geblieben ist dabei vor allem die internationale Vermögensverwaltung. Sie konnte mit einem Gewinn vor Steuern von 639 Millionen nicht an das erfolgreiche Vorquartal anschliessen. Besser als erwartet abgeschnitten haben dagegen das US-Vermögensverwaltungsgeschäft und die Investmentbank, die im üblicherweise schwachen dritten Quartal einen Vorsteuergewinn von 496 Millionen Franken erzielt hat.
Angesichts der rekordtiefen Zinsen und der schärferen regulatorischen Anforderungen nimmt die UBS die Ziele für die Eigenkapitalrendite und das Kosten-Ertrags-Verhältnis vorübergehend etwas zurück.
Die Baustellen der UBS
Bankenchef Sergio Ermotti zeigte sich mit dem Ergebnis zufrieden. «Wir haben unsere Kunden in diesem äusserst schwierigen Umfeld gut unterstützt», sagte er laut Medienmitteilung der UBS. «Die disziplinierte Umsetzung unserer Strategie und unser diversifiziertes Geschäftsmodell führten zu einem soliden Ergebnis für unsere Aktionäre.»
Der 55-jährige Ermotti hatte 2012 damit begonnen, das Investmentbankengeschäft zurückzuschrauben und die Bank stärker auf die Vermögensverwaltung auszurichten - ein Modell, das nun auch der kleinere Schweizer Wettbewerber Credit Suisse in den Fokus rückt. UBS ist der weltweit grösste Wealth-Manager und erzielt den grössten Teil seines Gewinns mit der Vermögensverwaltung für Reiche.
Der Titel der UBS hat sich in den vergangenen Jahren zum Liebling der Investoren entwickelt. Der Aktienkurs entwickelte sich besser als bei der Credit Suisse, aber auch ausländischer Konkurrenz wie Barclays oder der Deutschen Bank. Doch rücken die Wettbewerber dichter auf – Konzernchef Ermotti muss sich darum um eine Reihe wichtiger Baustellen kümmern, von denen die ausstehenden Rechtsstreitigkeiten nur eine ist.
Frankreich als grösster Fall
Für Rechtsfälle hat das Instiut Rückstellungen um 592 Millionen Franken erhöht. Einer der wichtigsten offenen Fälle ist Frankreich. Die französischen Behörden haben 2014 gegen die UBS ein Ermittlungsverfahren wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung eröffnet.
Die UBS hat dafür bereits eine Kaution von 1,1 Milliarden Franken hinterlegen müssen. Ende September hat zudem die Schweizerische Wettbewerbskommission (Weko) bekannt gegeben, dass sie unter anderem gegen die UBS eine Untersuchung wegen möglicher Absprachen im Edelmetallhandel eingeleitet hat.
Wechsel in der Teppichetage
Zudem baut die UBS ihre Konzernleitung um. Finanzchef Tom Naratil übernimmt per Anfang 2016 die Leitung des Amerika-Geschäfts, teilte die grösste Schweizer Bank am Dienstag mit. Sein Nachfolger wird Kirt Gardner, der gegenwärtig Finanzchef des Bereichs Wealth Management ist. UBS erhält zudem einen neuen Chief Operating Officer, einen neuen Risikochef und eine neue Chefin des Geschäft in der Region Asien-Pazifik.
Welche Top-Manager neu in die UBS-Spitze rücken, sehen Sie in der Bildergalerie oben.
(me, mit Material von sda, bloomberg und reuters/ccr)