Monate nach Ausbruch des Corona-Virus in der Schweiz arbeitet ein bedeutender Teil der Büroangestellten weiter von zuhause aus. Viele Unternehmen und ihre Mitarbeiter entdecken die Vorteile der Telearbeit. Auch nach Eindämmung des Virus dürften mehr Menschen vom Homeoffice aus arbeiten – mehrere Studien deuten das an, mehrere Unternehmen haben es angekündigt.
Wenn immer mehr Menschen ein Teil der Woche im Homeoffice verbringen, braucht es weniger Bürofläche: Dieser Schluss scheint logisch – und wird von manchen Experten auch vertreten. Der Immobilienspezialist CBRE, ein Dienstleistungsunternehmen für Gewerbeliegenschaften, rechnet hingegen mit einer anderen Entwicklung.
«Das Büro bleibt ein sozialer Hub»
Der Wandel hin zu mehr Telearbeit und Desk Sharing hätten langfristig zwar durchaus einen Effekt, schreibt CBRE in einer aktuellen Analyse – der Bedarf nach zusätzlichen Büros werde aber lediglich gedämpft. «Viele Unternehmen und Arbeitnehmer werden aus betrieblichen oder persönlichen Gründen keine Home-Office-Tätigkeit ausführen können.»
Die immer stärkere Ausrichtung der Wirtschaft auf Dienstleistungen sowie die neuartige Gestaltung von Räumen – mit Lounges, Sitzungsräumen und stillen Ecken – sorgten zudem für eine zusätzliche Nachfrage. «Das Büro bleibt ein sozialer Hub für die Zusammenarbeit und Innovation, ohne welche Unternehmen ihre Identität verlieren.»
Der Lockdown trocknet die Nachfrage aus
Der Rückzug fast der gesamten Wirtschaft ins Homeoffice in diesem Frühling hatte hingegen einen dramatischen Effekt auf die Büronachfrage: Wegen des zwei Monate langen Lockdowns wurden rund 35'000 Quadratmeter weniger Fläche vermietet wie unter normalen Bedigungen – das entspricht mehr als der doppelten Grösse des Einkaufszentrums Shopville im Hauptbahnhof Zürich.
Seit Anfang Mai liessen sich Büros wieder einfacher vermieten., so CBRE. Ein starker Nachholeffekt sei aber ausgeblieben. Die Nachfrage wird 2020 um 600'000 Quadratmeter sinken, sollten so viele Stellen gestrichen werden, wie dies die Ökonomen beim Wirtschafts-Staatssekretariat Seco erwarten.
2021 steigt der Leerstand
Trotzdem rechnet CBRE vorerst nicht mit vielen leeren Büros. Der Markt sei träge. Der Effekt werde erst 2021 spürbar: Dann wird laut der Prognose 1,5 Prozent mehr Bürofläche auf den Markt kommen, weil Unternehmen auf Fläche verzichten und zudem neu gebaute Bürogebäude verfügbar werden. Dieser wachsende Leerstand werde vor allem Agglomerationsgemeinden treffen.