Das Heilmittelinstitut Swissmedic ermittelt in drei Kantonen wegen möglicher Verstösse gegen das Heilmittelgesetz. Drei Personen sind vorläufig in Haft genommen worden. Sie stehen im Verdacht, illegal Arzneimittel hergestellt, vertrieben und angewendet zu haben.

Die Arzneimittel sollen in der Schweiz und in Italien in Verkehr gebracht worden sein. Die Verdächtigten hätten damit die Gesundheit von Patientinnen und Patienten gefährdet, schreibt Swissmedic. Für sie gelte die Unschuldsvermutung.

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Am Montag wurden im Zusammenhang mit den Ermittlungen an sechs Standorten in den Kantonen Zürich, Thurgau und Aargau Hausdurchsuchungen durchgeführt. Beteiligt waren die drei Kantonspolizeien, die Staatsanwaltschaft Limmattal/Albis aus dem Kanton Zürich und die italienischen Behörden.

Privatklinik am Zürichsee im Visier

Eine der Hausdurchsuchungen fand in der Seegarten-Klinik in Kilchberg ZH statt, wie die Zürcher Staatsanwältin Corinne Kauf gegenüber der Nachrichtenagentur sda sagte. Die Klinik stehe im Verdacht, die illegalen Arzneimittel an Patientinnen und Patienten verabreicht zu haben.

Die am Zürichsee gelegene Tagesklinik verbindet Schul- und ganzheitliche Medizin und ist auf «Therapie und Prävention chronischer Beschwerden und Krankheiten sowie Better Aging» spezialisiert, wie es auf ihrer Internetseite heisst. Die Basis bilde «eine ursachenorientierte funktionell erweiterte wissenschaftliche Medizin».

Übertragung von Viren möglich

Bei den Arzneimitteln handelt es sich um Präparate aus Bestandteilen menschlicher Zellen. Nach ersten Ermittlungen seien menschliche Zellen zerlegt und danach Extrakte Patientinnen und Patienten gespritzt worden, sagte Swissmedic-Sprecher Peter Balzli dazu auf Anfrage.

«Mit Sicherheit besteht bei der Verwendung solcher Präparate das Risiko, dass Viren übertragen werden, insbesondere natürlich HIV», sagte Balzli weiter. Dies sei auch der Grund, weshalb diese Art von Heilmittel so streng reglementiert sei.

Die drei verhafteten Personen befinden sich im Kanton Zürich. Sie wurden am Montag und Dienstag von der Staatsanwaltschaft Limmattal/Albis gemeinsam mit Vertretern von Swissmedic einvernommen, wie Kauf sagte.

Verfahren auch in Italien

Die Zahl der Behandelten und auch die Zahl der Anwendungen sind nicht bekannt. Nicht bekannt ist laut Swissmedic-Sprecher Balzli auch, welche Wirkung den Behandelten versprochen wurde. Der Kreis der Verdächtigten geht laut Balzli über die drei festgenommenen Personen hinaus. Auch in Italien läuft ein Verfahren.

Für die Herstellung und den Handel mit illegalen Präparaten ist laut Balzli Swissmedic zuständig. Geht es dagegen um die Verabreichung solcher Präparate, wird die jeweils zuständige Staatsanwaltschaft aktiv. Deshalb sei es gut möglich, dass es zu zwei eigenständigen Strafverfahren komme.

Swissmedic erinnert in der Mitteilung daran, dass Präparate aus menschlichem und auch tierischem Gewebe, die keine lebenden Zellen enthalten, als Arzneimittel gelten und dem Heilmittelgesetz unterstehen.

Solche Präparate dürfen nur mit einer Bewilligung von Swissmedic hergestellt und vertrieben werden. Das gilt auch für den Import, Grosshandel oder Export. Werden lebende tierische Zellen für eine Therapie verwendet, untersteht dies dem Transplantationsgesetz.

Dem Transplantationsgesetz sowie dem Heilmittelgesetz unterstehen Zelltherapieformen, bei denen Produkte aus Zellen, Geweben oder Organen hergestellt oder bearbeitet werden.

(sda/chb)