Selbst für einen erfolgverwöhnten Börsen-Highflyer wie Meyer Burger ist die Kursperformance der letzten zehn Tage aussergewöhnlich. Die Aktien des Herstellers von Spezialsägen zur Silizium-Verarbeitung verteuerten sich innert kürzester Zeit um über 100 Fr. resp. gut 40% und testen mittlerweile die 400-Fr.-Marke. «Ein Grund für die Kursexplosion bei Meyer Burger waren unter anderem die positiven Äusserungen von Ronny Pecik zum Thuner Unternehmen in der TV-Sendung Handelszeitung-Börsenstandpunkte», stellt ein Börsenhändler fest. Die Beurteilung hätte das Interesse der Anlegergemeinde an Meyer Burger weiter angekurbelt. Ob Pecik eine Position aufgebaut hat, konnte der Händler allerdings nicht eruieren.
Kein neuer Investor bekannt
Bei Meyer Burger zumindest weiss man von einem neuen Grossinvestor nichts. «Wir stehen weder in Kontakt mit neuen Investoren noch sind uns zurzeit derartige Interessenten bekannt», gibt Finanzchef Michel Hirschi Auskunft. Auch künftig will das Unternehmen an der Strategie festhalten, als unabhängiges Unternehmen auf dem Markt zu agieren.
Für den Kursanstieg macht der CFO denn auch vielmehr die in den letzten Wochen publizierten Vertragsabschlüsse verantwortlich sowie die verstärkte Beachtung, die sein Unternehmen in den USA gefunden hat. So hat Merril Lynch die Aktien des Sägespezialisten letzte Woche von einer Verkaufsempfehlung auf «neutral» hochgestuft. Dies hatte zur Folge, dass sich insbesondere jene Anleger mit Titeln einzudecken begannen, die auf sinkende Aktienkurse gewettet hatten.
Einen noch stärkeren Effekt rechnen die Börsianer allerdings der Tatsache zu, dass die US-Investmentbank Goldmann Sachs die Meyer-Burger-Papiere mit einem Kursziel von 550 Fr. auf ihre «Conviction Buy-List» gesetzt hat. «Auch diese Woche reisst die Dynamik bei Meyer Burger nicht ab», so der Händler. Angesichts des hohen Kurs-Gewinn-Verhältnisses von 60 für 2007 resp. 40 für 2008 stelle sich aber die Frage, ob die Titel mittlerweile nicht zu teuer bewertet seien.
Engpässe bei den Zulieferern
Nicht nur die hohe Bewertung der Aktien könnte die Anleger vor einem neuen Investment in Meyer Burger abschrecken. Auch das starke Wachstumstempo des Unternehmens birgt Gefahren in der Zukunft. Denn innerhalb der letzten sechs Monate konnte die Gesellschaft mehrere kleinere sowie zwei Grossaufträge vermelden, die termingerecht ausgeführt werden müssen. Der jüngste Coup gelang Anfang Oktober mit der chinesischen Trina Solar, die bis ins Jahr 2010 Schneide- und Sägemaschinen für ein Gesamtvolumen von 180 Mio Fr. bestellt hat.
Zur Abwicklung der Aufträge sagt der CFO: «Wir konnten dieses Jahr unsere Ausstosskapazitäten in etwa verdreifachen, sodass wir die Aufträge grösstenteils termingerecht ausliefern können.» Vorübergehende Engpässe sieht Hirschi eher bei einzelnen Zulieferern, die teilweise Mühe bekunden, mit dem Wachstumsrhythmus vom Meyer Burger mitzuhalten.
Die Gefahr, dass die in Auftrag gegebenen Maschinen aufgrund von Finanzschwierigkeiten der Abnehmer nicht vergütet werden, ist relativ gering. «Normalerweise sind bei der Auslieferung bereits 90% des Kaufpreises bezahlt», erklärt Hirschi. Damit trage Meyer Burger ein sehr kleines Ausfallrisiko. Der Umsatz und die Marge werden denn auch erst nach der Kundenabnahme realisiert.