Beim Schweizer Solarunternehmen hat sich der Verlust im vergangenen Jahr mehr als verdreifacht. Die Modulproduktion am Standort Freiberg im deutschen Bundesland Sachsen wurde Mitte März 2024 eingestellt. In Zukunft wollte das Unternehmen sein Glück in den USA suchen. Der Plan: Die Produktion von Solarmodulen und -zellen in die USA zu verlagern. Dafür sollte mit Hochdruck in die Fertigstellung der Solarzellenproduktion in Colorado Springs im US-Bundesstaat Colorado und in die Solarmodulproduktion in Goodyear in Arizona investiert werden. 

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Doch daraus wird nun nichts. Meyer Burger will sich einmal mehr neu aufstellen. So werden umfassende Restrukturierungsschritte eingeleitet, teilte das Unternehmen am Montagmorgen mit. Unter anderem will sich das Unternehmen auf die Produktion von Solarmodulen in Arizona beschränken – und den Bau einer weiteren Fabrik in Colorado Springs nun wieder stoppen. Der geplante Aufbau einer Solarzellenfertigung in Colorado Springs ist derzeit nicht finanzierbar und wird deshalb gestoppt, begründet Meyer Burger den Schritt. Der Fokus liege nun auf der Modulproduktion in Goodyear im US-Bundesstaat Arizona.

Doch kein Abschied aus Deutschland

Weitere Details zum Neustart 2.0: Die Kapazitäten in Arzizona werden derzeit hochgefahren. Die in Aussicht gestellte Zusammenarbeit mit einem US-amerikanischen Technologiekonzern kann wegen der Strategieanpassungen hingegen ebenfalls nicht umgesetzt werden.

Festhalten will Meyer Burger – entgegen der ursprünglichen Pläne – an der Produktion in Deutschland. Der bestehende Zellproduktionsstandort in Thalheim bei Bitterfeld-Wolfen wird weiterhin voll betrieben und soll nun auch zukünftig das Rückgrat der Solarzellenversorgung von Meyer Burger bilden.

Anleger auf der Flucht

Noch im Juni hatte das Management von «bedeutenden Fortschritten» bei seinen Plänen berichtet und damit bei den Anlegern die Hoffnung auf eine Rückkehr zur Profitabilität geschürt. Mit der Kehrtwende schlug das Unternehmen seine Aktionäre nun in die Flucht: Die Aktie brach um bis zu 55,5 Prozent auf ein Allzeittief von 1,82 Franken ein.

Seit Juli 2023 befinden sich die Anteilsscheine auf einem nahezu ununterbrochenen Abwärtskurs. Allein in diesem Jahr verloren sie rund 95 Prozent ihres Wertes, der Anfang Januar noch bei 49,51 Franken je Aktie gelegen hatte.

Restrukturierungs- und Kostensenkungsprogramm

Wie Mayer Burger weiter mitteilt, seien die Solarzellen aus dem deutschen Werk unter den derzeitigen Marktbedingungen die wirtschaftlichste Option für die Belieferung der Modulproduktion in Goodyear. Die bestehenden Langzeitabnahmeverträge könnten so voraussichtlich bedient und die Produktionskapazitäten in Goodyear ausgelastet werden. Derzeit seien aber auch Gespräche mit weiteren Kunden für die Abnahme zusätzlicher Mengen im Gang.

Die Nominalkapazität im Werk in Goodyear liegt bei 1,4 Gigawatt. Der Ausbau der dortigen nominalen Modulproduktionskapazität um weitere 0,7 Gigawatt wird ebenfalls vorläufig ausgesetzt, bleibe aber eine Option.

Durch diese Massnahmen erwartet Meyer Burger in naher Zukunft einen deutlich geringeren Finanzbedarf. Die bisher angestrebte Fremdfinanzierung über die Monetarisierung von speziellen US-Steuergutschriften wird in reduziertem Umfang weiterverfolgt. Das mittelfristig angestrebte Niveau des operativen Ergebnisses sowie der Verschuldungsgrad der Gruppe werden voraussichtlich ebenfalls deutlich tiefer ausfallen als bisher erwartet.

Halbjahreszahlen erneut verschoben

Meyer Burger kündigt zudem ein Restrukturierungs- und Kostensenkungsprogramm «zur Erreichung einer nachhaltigen Profitabilität» an. Das Programm soll der Neuausrichtung Rechnung tragen. Mark Kerekes verlässt den Verwaltungsrat im Zuge dieser Neuausrichtung. Die bisher für den 16. September 2024 angekündigte Publikation der Halbjahreszahlen wird auf den 30. September verschoben, sollte die Börse SIX zustimmen, kommt aber auch ein späteres Datum in Frage.

(mit Material der sda)