Um in Indien die Waren direkt beschaffen zu können, eröffnet die Migros ein eigenes Büro in Neu Delhi. Zudem wolle der Detailhändler so den steigenden Produktionskosten in China ausweichen, schreibt das Wirtschaftsmagazin «Eco» in einer Vorabmeldung (Sendung von heute Abend, 22.20 Uhr, SF1).
Mit der Beschaffung im Ausland bewege sich die Migros auf heiklem Terrain: Derzeit erfülle die Mehrheit ihrer Lieferanten den Verhaltenskodex nicht, heisst es.
Gewisse Artikel aus Indien hat die Migros bisher über Zwischenhändler oder Agenten beschafft. Das wolle der grösste Detailhändler der Schweiz ändern und baue darum laut «Eco» ein eigenes Beschaffungsbüro in Indien auf. Dieses soll künftig Waren direkt bei den Produzenten vor Ort einkaufen. So will die Migros den Zwischenhandel ausschalten und die Margen verbessern.
Beschaffungsbüro auch in Hong Kong
«Anfänglich 6 bis 8 Angestellte sollen beim Start – voraussichtlich im März 2013 – in Neu Delhi für die Migros arbeiten», wie das Unternehmen gegenüber «ECO» erklärte. Danach werde das Büro kontinuierlich ausgebaut, denn neben dem Einkauf müsse dieses auch die Qualität der Waren und die Arbeitsbedingungen bei Produzenten kontrollieren.
Ausserhalb der Schweiz führt die Migros seit 1995 in Hong Kong ein eigenes Beschaffungsbüro. Dort arbeiten gemäss Bericht 50 Personen - dazu kommen noch je 10 Mitarbeiter in den Ablegern in Shanghai und Shenzhen, die von Hong Kong aus geführt werden.
Einkauf vor Ort
Auch die Angestellten in China haben den Auftrag, möglichst viele Produkte direkt bei den Fabriken einzukaufen. Das lohne sich, auch wenn die Migros im internationalen Vergleich zu den kleineren Detailhändlern gehöre und darum auch eher kleinere Mengen benötige, wird Marc Elwert, Chef von Migros Hong Kong, von «Eco» zitiert.
2011 hat das Büro in Hong Kong für den Migros-Konzern Waren im Wert von 170 Millionen Franken beschafft. Das neue Büro in Indien steht auch in Konkurrenz zu Hong Kong. Das mache durchaus Sinn, sagt Marc Elwert gegenüber «Eco»: «Zum einen sind auf dem chinesischen Markt gewisse Produkte zu teuer geworden und deren Produktion wandert teilweise nach Indien ab, beispielsweise Heimtextilien. Zum anderen gibt es viele Produkte, welche die Migros schon heute in Indien bezieht und welche künftig direkt vor Ort beschafft werden sollen.»
(vst/rcv)