Am 19. April hatten Kunden der Kreditkarte Cumulus-Mastercard eine wichtige Mitteilung im Briefkasten. Daniel Frei, Leiter Kreditkarten der Cembra Moneybank, welche die Gratis-Kreditkarte (keine Jahresgebühr) für die Migros herausgibt, informierte über «Anpassungen», die ab Juni 2017 gelten.

Als gute Nachricht verkündete Frei, dass man nun an Kassen in Migros-Filialen und Fachmärkten mit der Kreditkarte Bargeld ohne Gebühren beziehen könne. Was danach im Schreiben kam, waren aber vor allem schlechte Nachrichten für die Kunden.

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«Eigentlich ein Etikettenschwindel»

So reizt Cembra den Höchstzins für offene Beträge in Zukunft fast bis ans gesetzlich erlaubte Limit von 12 Prozent aus: Von bisher 9,9 Prozent erhöht das Institut die Gebühren auf satte 11,95 Prozent.

Sara Stalder, Geschäftsleiterin der Stiftung für Konsumentenschutz SKS, hat für diesen Aufschlag bei der Gratis-Kreditkarte wenig Verständnis: «Diese unverhältnismässige Erhöhung des Zinses ist im Niedrigst-Zinsumfeld nicht nachvollziehbar – hier werden ganz einfach Einnahmen generiert mit Gebühren – eigentlich ein Etikettenschwindel.»

«Für die Mehrheit gar nicht relevant»

Cembra begründet die Zinserhöhung mit dem «regulatorischen Umfeld». Das sei während der letzten Jahre stetig anspruchsvoller geworden. Pressesprecher Andreas Werz: «Dies führt zu erhöhten operativen Kosten in Bezug auf den Betrieb von Kreditkarten. Wir verrechnen die Kosten im Einklang mit dem Verursacherprinzip den Kunden weiter, die zusätzliche Leistungen in Anspruch nehmen.»

Werz weiter: «Für Kunden, welche diese Leistung nicht in Anspruch nehmen, fallen diesbezüglich keine Kosten an. Somit ist die Anpassung für die grosse Mehrheit unserer Cumulus-Mastercard-Inhaber gar nicht relevant.» Cembra hatte Ende 2016 727‘000 Kreditkarten auf dem Markt. 85 bist 90 Prozent davon sind Cumulus-Mastercards.

Bis 100 Prozent Aufschlag

Neben dem höheren Zinssatz gibt es in Zukunft auch weniger Cumulus-Punkte pro ausgegebenem Franken für Einkäufe ausserhalb der Migros: Wurde früher für 2 Franken 1 Cumulus-Punkt vergütet, braucht es nun 3 Franken für die Gutschrift. Auch die Gebühren für die Monatsrechnung in Papierform erhöhen sich von 1.50 auf 1.95 Franken.

Eine Kopie der Monatsrechnung kostet gar 100 Prozent mehr als bisher, von 10 steigen die Kosten auf 20 Franken. Falls man fürs Ausgleichen des Krediktartenkontos bei der Hausbank ein Lastschriftverfahren (LSV) in Auftrag gegeben hatte und der LSV-Auftrag von der Bank einmal zurückgewiesen werden sollte, belastet Cembra den Kunden nun 30 Franken statt bisher 20 Franken.

Coop: «Derzeit keine Anpassungen»

Die Gratis-Kreditkarte von Coop, die Supercard Plus, soll in naher Zukunft hingegen nicht teurer werden. Ein Sprecher der Herausgeberin Swisscard sagte: «Wir planen derzeit keine Anpassung von Gebühren.» Grundsätzlich überprüfe man aber regelmässig das Preis-Leistungsverhältnis. Die letzte Gebührenerhöhung bei der Supercard Plus im Jahr 2015 sorgte für massiven Ärger. So wollte Swisscard allein für die Online-Rechnung den Kunden 50 Rappen aus der Tasche ziehen. Nach einem desaströsen Echo in der Öffentlichkeit wurde bekannt, dass Coop für diesen Betrag aufkommen wird.

Kein M besser

Mit der anstehenden Änderung bei der Cumulus-Mastercard hat die Coop-Konkurrenz bei den Gebühren klar die Nase vorn, der Firmen-Slogan der Migros, «Ein M besser», zieht hier nicht mehr. Der Coop-Jahreszins von 9,9 Prozent ist tiefer, die Gebühr für Papierrechnungen mit 1.50 ebenfalls und eine Kopie der Monatsrechnung beträgt auch 10 Franken weniger als beim Migros-Produkt. Ebenfalls tiefer sind die Mahngebühren (20 statt 30 Franken) und es existiert keine LSV-Rückweisungsgebühr.