Sparrow Ventures, eine Tochtergesellschaft des Migros-Genossenschaftsbundes, beteiligt sich an einer Finanzierungsrunde beim Fintech Selma Finance, wie letzteres in einer Medienmitteilung schreibt. Insgesamt spült die Finanzierung, an der auch das Medienunternehmen TX Group beteiligt ist, dem Startup 3,5 Millionen Franken in die Kassen.
Die Migros stattet Selma jedoch nicht nur mit Wagniskapital aus, sondern auch gleich mit einem Kunden. Gemäss Mitteilung soll das Anlage-Fintech der Migros Bank helfen, die digitale Vermögensverwaltung auszubauen, bei der die Migros Bank noch Nachholbedarf hat. «Die Kooperation mit Selma Finance entspricht unseren Bestrebungen, gemeinsam mit innovativen Partnern konsequent vom Kunden aus gedachte Lösungen zu entwickeln», wird Migros-Bank-Chef Manuel Kunzelmann in der Mitteilung zitiert.
Migros-Bank-Chef Kunzelmann setzt auf Digitalisierung
Kunzelmann hat Vergangenes Jahr den langjährigen CEO Harald Nedwed an der Spitze der Migros Bank abgelöst. Er kam von der Basellandschaftlichen Kantonalbank wo er für Unternehmensentwicklung und Digitalisierung zuständig war. Auf die Frage, wofür er stehe, sagte er in einem Interview: «Für ein modernes Banking: Digitalisierung wird zentraler.»
Die Zusammenarbeit mit externen Partnern werde «sicher zentraler», sagte er damals. Er meldete jedoch auch Bedenken an – auch mit Blick auf Robo-Anbieter. «Was ist, wenn der computergesteuerte Robo-Advisor morgen nicht mehr funktioniert? Und die über ihn verwalteten Titel nicht bei mir im System verbucht sind?» Wichtig sei ich, «so lange wie möglich die Kontrolle über das Angebot aufrecht zu erhalten».
Erfahrung mit solchen Kooperationen hat Kunzelmann, und die ist gerade auch mit Blick auf Selma interessant. Denn bei der BLKB war Kunzelmann unter anderem für die Kooperation mit True Wealth verantwortlich. Die Kantonalbank ist nicht nur am Robo beteiligt, sondern nutzt dessen Technologie auch für die eigenen Kunden. Könnte die Migros-Bank-Kooperation mit Selma in eine ähnliche Richtung gehen?
Selma Finance betreibt eine gleichnamige Robo-App, über die Anlage- und Vorsorgegelder automatisch angelegt werden können. Gegründet wurde Selma Finance 2016, seit 2019 bietet das Unternehmen auch 3a-Vorsorgeleistungen an. Über eine Vertriebspartnerschaft arbeitet Selma mit dem Züricher Fintech-Startup Neon zusammen. Gegenüber der «Handelszeitung» sagte Selma-CEO Patrick Schär ende November, das Unternehmen verwalte einen «höheren zweistelligen Millionenbetrag» von gut dreitausend Kunden.
Das Migros-Labor Sparrow hat seinen Sitz in Zürich, handelt jedoch relativ unabhängig vom MGB-Hauptsitz. «Ein kleines Team evaluiert und baut in schneller Weise neue Geschäfte auf. Dies in unternehmerischer Freiheit und bewusst räumlich getrennt von der Migros», sagte Felix Brunner, Chef von Sparrow Ventures, einst im Gespräch mit der HZ. Sparrow Ventures sei der «Innovationsmotor, ein interner Venture Builder und Venture Capitalist.»