Die Migros reicht eine Strafanzeige gegen den Präsidenten der Genossenschaft Neuenburg-Freiburg, Damien Piller, ein. Der Verdacht: Ungetreue Geschäftsführung. Das meldet «20 Minutes» am Dienstag.
Migros-Sprecher Tristan Cerf bestätigt den Sachverhalt: «Der Migros-Genossenschafts-Bund hat am Montag, 1. Juli, gestützt auf den einstimmigen Beschluss der Verwaltung vom 27. Juni eine Strafanzeige u.a. wegen ungetreuer Geschäftsführung eingereicht, um den Sachverhalt behördlich und unabhängig klären zu lassen. Der MGB hat der Staatsanwaltschaft Fribourg dazu umfangreiche Unterlagen eingereicht.»
Auch die Direktion der Genossenschaft Migros Neuchâtel-Fribourg unterstütze das Verfahren der Zentrale. Zugleich betont die Migros, dass für Damien Piller die Unschuldsvermutung gilt.
Interne Dokumente aufgetaucht
Piller ist seit über zwei Jahrzehnten Verwaltungsratspräsident der Genossenschaft, aber auch als Rechtsanwalt und Unternehmer tätig. Er steht Migros-Chef Fabrice Zumbrunnen nahe.
«20 Minutes» meldet, man sei im Besitz interner Dokumente: Danach tätigte die besagte Migros-Genossenschaft in den Jahren 2014 und 2015 zwei Zahlungen von je 864'000 Franken an Immobilienfirmen. Die eine gehörte bereits Damien Piller, die zweite übernahm er wenig später. Die Gesellschaften hatten in Belfaux und La Roche Überbauungen realisiert, in denen jeweils ein Migros-Supermarkt eingemietet ist. Piller vertrat nicht nur die Migros Neuenburg-Freiburg (GMNF), sondern soll auch als Rechtsberater für die involvierten Immobilienfirmen fungiert haben.
Interne Prüfung sollen dann ergeben haben, dass es für keinen plausiblen Grund für die erwähnten Zahlungen gab. Zum gleichen Schluss kam später auch die Anwaltskanzlei Baker McKenzie: «Offenbar lässt sich nicht identifizieren, welche Gegenleistungen die GMNF für die rund 1,7 Mio. Franken konkret erhielt», heisst es im Bericht der Anwälte für die Migros, aus dem «20 Minuten» zitiert.
Bei dem Fall habe Piller anscheinend auch eine superprovisorische Verfügung erwirkt. Deshalb schweigt die Migros-Zentrale: «Aufgrund einer gerichtlichen Verfügung dürfen wir uns zur Zeit nicht zum Sachverhalt äussern», so Migros-Sprecher Cerf.
Piller: Irreführung der Justiz
Piller weist gegenüber «20 Minuten» alle Vorwürfe zurück. Auch im «Blick» bestreitet Piller, dass es zu Unregelmässigkeiten kam oder dass er sich bereichert habe: «Ich habe noch nie Firmen einen Auftrag erteilt, die mir gehören.»
Mehr noch: Er selber geht gegen die Migros vor. «Ich habe am 24. Juni 2019 Strafanzeige wegen Ehrverletzung eingereicht», so Piller im «Blick». Die Anzeige der Migros gegen ihn will er nicht einfach auf sich sitzenlassen: Er wehre sich mit einer Klage wegen Verleumdung und Irreführung der Justiz.
(tdr | rap)