Geruhsame Weihnachten dürften die Bieler kaum verlebt haben, dafür steht zu viel auf dem Spiel. Noch immer drücken Mikron 350 Mio Fr. Schulden, bei einem Eigenkapital von 111 Mio Fr.
Ursprünglich wollte CEO Peter Wirth das Finanzloch per Ende 2002 auf 200 Mio Fr. verringern, doch daraus wurde nichts. Denn dazu hätte er den Bereich Machining Technology für gut 140 Mio Fr. verkaufen müssen. Allein, die potenziellen Interessenten boten bloss knapp die Hälfte, wie aus gut informierten Kreisen zu vernehmen ist. Wirth zog die Konsequenzen und blies den Deal ab. Machining Technology bleibt bis auf weiteres bei Mikron, weshalb die Unternehmensleitung jetzt neue Ansätze sucht.
Eine Möglichkeit wäre das Going Private. Daran dürften die Kleinaktionäre allerdings wenig Freude haben, bekämen sie doch nur einen kleinen Teil ihres einstigen Einsatzes zurück.
*Favorisierte Lösung der Finanzkreise*
In Finanzkreisen wird eine andere Lösung favorisiert: Die rund 20 Gläubigerbanken unter der Leitung von ABN Amro sollen auf einen Teil ihrer 250 Mio Fr. verzichten. Die Rede ist von rund 100 Mio. Die grossen Banken dürften beim Konsortium bleiben, während die kleinen Institute mit Ausständen im einstelligen Millionenbereich die Chance wittern, ihren Anteil an die grossen abzutreten.
Im Gegenzug zieht Mikron eine Kapitalerhöhung durch, die genaue Höhe ist offen, dürfte sich aber ebenfalls im hohen zweistelligen Millionenbereich bewegen. Interessant an dieser Variante sind die Investoren: Diese sollen keine Bankers sein, sondern aus der einheimischen Industrie kommen. ABN Amro kommentiert diese Möglichkeit nicht, genauso wenig wie Peter Wirth.
Dass diese Variante nicht aus der Luft gegriffen ist, beweist eine Studie, die PricewaterhouseCoopers (PWC) im Auftrag der Gläubiger und der potenziellen Investoren erstellt hat. Die Untersuchung hat die einzelnen Bereiche des Unternehmens auf Stärken und Schwächen ausgeleuchtet und daraus die Möglichkeiten und Gefahren abgeleitet.
Der Abteilung Machining Technology stellt PWC ein gutes Zeugnis aus. Dieses beruht auf der starken Marktposition dank Nischen und einigen Segmenten, in denen Mikron gar keine Konkurrenten hat. Die Stärke liege im Engineering und der partnerschaftlichen Entwicklung mit den Kunden. Und Möglichkeiten sieht PWC in der Expansion in den USA.
Nicht von ungefähr kommt deshalb der Gedanke, mit Mikron wieder «Back to the Roots» zu gehen und sich auf die Maschinentechnologie zu konzentrieren. Davon will Wirth allerdings nichts wissen, genauso wenig wie von einer Restrukturierung. Doch eine solche drängt sich laut Studie auf, weil bei Machining Technology die Kosten zu hoch seien und die «Headcounts» reduziert werden müssen.
Die übrigen Bereiche von Mikron beurteilt die Studie ebenfalls mehrheitlich positiv. Wohl kämpft die Sparte Assembly Technologie mit starker Konkurrenz von grossen Playern, jedoch nur wenn sich Mikron nicht auf Nischen beschränkt. Beim Hersteller von DVDs und Optical Discs Axxicon ist der Markt zu konzentriert und die Margen deshalb zu tief. Geradezu angenehm sind die Probleme, die Mikron im Bereich Plastics Technology hat. Die Fabriken in Asien sind
zum Teil über 100% ausgelastet, Mikron produziert also weniger, als effektiv Bestellungen vorliegen.
Zusammenfassend spricht PWC von einer exzellenten Marke Mikron, einer starken Marktstellung in den Kernmärkten und von Kunden, die weiterhin loyal sind und die Mikron-Produkte als qualitativ hochwertig einschätzen.
*Vorerst kein Wechsel an der Spitze*
Ob diese Lösung zu Stande kommt, kristallisiert sich gegen Ende März heraus. Denn Ende April findet die Generalversammlung von Mikron statt, und die Art der Rekapitalisierung oder Sanierung des Unternehmens muss auf der Einladung vermerkt sein. Bis dahin dürfte die «Jahrmarktstimmung» unter den verschiedenen involvierten Parteien der konzentrierten Lösungssuche gewichen sein.
Sicher ist, dass die GV von der aktuellen Führungsriege geleitet wird. Im Moment sei die Lage zu kritisch und hektisch, um auch noch Manager oder Verwaltungsräte auszutauschen, weiss ein Kenner. Dieser Entscheid dürfte vielmehr in der zweiten Hälfte 2003 fallen.
Die Schuldenreduktion durch den Verkauf der Sparte Machining Technology ist misslungen. Investoren, Kreditgeber und die Firma selbst suchen nach Lösungen,
Von Jürg Wirth
am 21.01.2003 - 18:52 Uhr
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