Die grösste Schweizer Hotelgruppe wird ausländisch: Accor kauft für gut eine halbe Milliarde Franken die Mövenpick-Kette. Der neue Besitzer der 84 Betriebe ist ein börsengehandelter Grosskonzern – und damit weniger schillernd als die bisherigen Eigentümer. Bislang gehörten die Hotels schwerreichen deutschen Adeligen und einem saudischen Prinzen: Der Baronsfamilie von Finck und Alwaleed bin Talal.
Die von Fincks besitzen Mövenpick seit 1991: Damals kaufte Familienoberhaupt August dem Mövenpick-Gründer Ueli Prager die Mehrheit am Schweizer Traditionsunternehmen ab. Neben Mövenpick gehören der Milliardärsfamilie zudem noch die Mehrheit am Industriekonzern Von Roll sowie ein bedeutender Anteil am Warenprüfkonzern SGS – die «Bilanz» schätzt das Vermögen der von Fincks auf 4,5 bis 5 Milliarden Franken. August von Finck wohnt im Schloss Weinfelden, und auch ein Grossteil seiner Familie lebt in der Schweiz.
Konflikt zwischen Halbbrüdern
Die von Fincks geben nicht nur wegen ihrer Geschäft zu reden. In der Familie ist seit Jahren ein Erbstreit im Gange. Ein Halbbruder von August von Finck, Helmut, beschuldigt August, ihn um sein Erbe gebracht zu haben.
Es geht dabei um die Besitztümer, die ihnen ihr gemeinsamer Vater August von Finck senior hinterlassen hat. Der Familienzwist beschäftigt seit langem Gerichte in Deutschland. Nun reicht Helmut laut dem «Tages-Anzeiger» auch in der Schweiz eine Klage ein.
Zwangsferien im Luxushotel
Juristische Probleme haben kürzlich auch den zweiten Eigner der Mövenpick-Hotels in die Schlagzeilen gebracht: Um die Jahreswende stand Prinz Alwaleed bin Talal wochenlang unter Arrest in einem Luxushotel. Die saudischen Behörden beschuldigten Alwaleed und Dutzende weitere prominente Saudis der Korruption. Kritiker sehen die Verhaftungswelle als Versuch des Kronprinzen Mohammed bin Salman, seine Macht im Königreich zu festigen.
Seit Mitte Januar ist Alwaleed wieder frei – und hat nach eigenen Angaben auch wieder die volle Kontrolle über seinen Milliardenbesitz. Im Vermögen des Prinzen machen die Mövenpick-Hotels dabei nur einen kleinen Anteil aus. Seit 2003 kontrolliert Alwaleed über seine Kingdom Holding rund einen Drittel an der Schweizer Hotel-Kette. Deutlich wertvoller sind Alwaleeds Beteiligungen an Apple, Ebay, Twitter und Citigroup. Zur Holding gehören auch Anteile an zahlreichen Immobilienfirmen und Hotelgesellschaften.
Interessant ist vor allem eine Grossinvestition des Prinzen. Er ist nämlich mit bis zu fast sechs Prozent an Accor beteiligt. Die Mövenpick-Hotels stossen somit zu einem Konzern, bei dem der Saudi bereits Grossaktionär ist. Gut möglich, dass die Schweizer Kette aus diesem Grund an Accor verkauft wird.