Futter, Spielzeug, Zubehör für Sport oder Versicherungen für Krankheit oder Unfall: Das Geschäft mit dem Tier wächst in der Schweiz, wie mehrere Anbieter versichern. Detaillierte Zahlen zu diesem Markt gibt es allerdings nicht.
Der Nahrungsmittelkonzern Nestlé hat 2014 rund ein Achtel seines Gruppenumsatzes mit Tierprodukten erwirtschaftet - 11,3 Milliarden Franken Umsatz entfielen vergangenes Jahr auf diese Sparte. In ganz Europa hätten Produkte für Heimtiere zugelegt, teilt Nestlé-Sprecherin Nina Caren Kruchten auf Anfrage dazu mit.
Nassnahrung für Katzen gefragt
«Nassnahrung für Katzen nimmt in der Schweiz den grössten Marktanteil ein"» sagt die Nestlé-Sprecherin. «Die Nestlé-Marke Felix ist hier Marktführer und stark wachsend.»
Ungefähr 1,4 Millionen Katzen lebten in Schweizer Haushalten, und die Zahl sei steigend. Dafür halten immer weniger Menschen in der Schweiz einen Hund. Lediglich die Zahl der Kleinhunde nehme zu, hält Kruchten fest.
Nestlé-Tiernahrung wird zu rund 60 Prozent von Grossverteilern und Detailhändlern verkauft. Die restlichen 40 Prozent übernehmen Fachmärkte für Heimtierbedarf, aber auch Züchter und Tierärzte.
Bei der Migros machten Tier-Artikel 2014 etwa ein Prozent des Inlandmarktes aus. Der Anteil sei eher rückläufig, hiess es bei der Pressestelle. Coop machte keine Angabe zum Umsatzanteil der Tierprodukte. Am meisten gekauft werden in ihren Läden Futter für Katzen und Hunde. Besonders erfolgreich entwickelten sich Snacks.
Giftfrösche sind hipp
Yves Morel, Verkaufs- und Marketingleiter bei Qualipet - nach eigenen Angaben Branchenleader - spricht von einer Tendenz, Produkte für Hund, Katz, aber auch Vogel und Reptil vermehrt im Fachmarkt einzukaufen. Auf das Wachstum drücke derzeit allerdings die Diskussion um die Preise und den aufgewerteten Franken.
Was Morel auch feststellt, ist, dass es in der Schweiz viel mehr «neue Haustiere« gibt: «Pfeilgift-Frösche oder eine Bartagame zu halten ist modern geworden.» Und wer für seine Exoten nicht selbst Beutetiere fangen oder züchten wolle, finde lebende Insekten, Heuschrecken oder Grillen im Zoofachmarkt.
Das Geschäft mit dem Heimtier beschränkt sich längst nicht mehr auf den Fressnapf: «Der Markt ist interessiert an Neuem», sagt Morel und verweist auf Ausrüstung für den aufkommenden Hundesport. Gefragt seien zum Beispiel Führgeschirre, Wurfhölzer oder Utensilien, die beim Agility gebraucht werden.
Kaninchen im Geschirr
Geschirre samt Leine tragen übrigens auch Kaninchen hin und wieder. Beim Kanin Hop überspringen die Vierbeiner - geführt - in einem Parcours Hindernisse.
Für den Fall, dass das Haustier verunfallt oder krank wird und einen Tierarzt braucht, können die Besitzer eine Tierversicherung abschliessen. Die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht Finma, die private Versicherungen von Gesetzes wegen beaufsichtigt, hat zwar keine Zahlen zu diesem Zweig.
Auf Grund von Marktinformationen geht die Finma aber von einer Zunahme an Versicherungen für Haustiere aus, wie Sprecher Tobias Lux ausführt. Angeboten werden die Policen von spezialisierten Versicherern oder von Allbranchen-Versicherern, die mit dem Hausrat oder Betriebsinventar auch Haustiere versichern.
Krematorien für Tiere
Wer von einem Haustier in Würde Abschied nehmen will, findet im Internet mittlerweile mehrere Adressen von Tierkrematorien, inklusive Preisen, abhängig vom Gewicht des Tieres. Die Institutionen bieten Tierhaltern Begleitung in der Trauerzeit an, auf Wunsch auch Urnen oder sogar ein Grabfeld für die Bestattung.
«Wachsende Bedürfnisse bei jenen, die Tiere wie Menschen behandeln, sind kein Vorwurf an die Hersteller», sagt André Bähler, Leiter Politik und Wirtschaft bei der Stiftung für Konsumentenschutz, zum sich entwickelnden Markt mit den Tierprodukten. Die Halter müssten selbst entscheiden, was sie für ihr Tier einkauften.
Eines stellt Bähler aber fest: «Gewisse Hersteller von Hundefutter gehen in eine falsche Richtung und bieten zum Beispiel vegetarisches Futter oder Futter für ältere Tiere an.» Sie wollten damit die Menschen bei deren eigenen Ernährungsgewohnheiten abholen. «Dabei braucht das Tier das gar nicht».