Im Mai dieses Jahres kaufte sich die Bank Julius Bär beim brasilianischen Vermögensverwalter GPS ein. Im März eröffnete die CS ihre erste indische Niederlassung. Kurz zuvor gab die Union Bancaire Privée ihre neue Asien-Strategie bekannt. Die Schweizer Vermögensverwalter drängen in die Emerging Markets – schliesslich liegt dort das Geschäft der Zukunft, schliesslich explodiert dort die Zahl der Millionäre. Ein Irrglaube, wie eine neue Studie von Deloitte zeigt, die BILANZ exklusiv vorliegt. Danach werden auch im Jahr 2020 die meisten Dollarmillionäre in Europa und den USA zu finden sein. Das Vermögen der reichen Haushalte wird sich in den untersuchten 25 Ländern von heute 92 Billionen Dollar auf 202 Billionen mehr als verdoppeln. 43 Prozent davon oder 87 Billionen Dollar werden allein in den USA zu finden sein – einem Markt, um den viele Schweizer Banken aus regulatorischen Gründen einen Bogen machen. «Angesichts der attraktiven Marktgrösse muss diese Entscheidung hinterfragt werden», sagt Daniel Kobler, Partner bei Deloitte.
Von den aufstrebenden Volkswirtschaften schafft es bis 2020 nur ein Land unter die Top Ten: China, dessen Millionärsvermögen sich verfünffachen wird. Zwar wachsen die Emerging Markets schneller, in absoluten Zahlen bleiben sie aber weit hinter den reifen Volkswirtschaften zurück. «Die Emerging-Markets-Euphorie wird also relativiert», sagt Michael Grampp, Leiter Research bei Deloitte Schweiz. Das Vermögen der Schweizer Millionärshaushalte wird sich zwar knapp verdoppeln, auf 4,33 Billionen Dollar, dennoch wird die Schweiz in der Liste einen Platz auf Rang zehn zurückfallen. Pro Kopf ist die Millionärsdichte hierzulande noch am grössten – bis 2020 dürfte jedoch Singapur an der Schweiz vorbeigezogen sein.
In den letzten zehn Jahren hat sich die Zahl der Schweizer Haushalte mit einem Vermögen von mehr als 30 Millionen Dollar immerhin verzehnfacht. Ein wichtiger Grund dafür ist laut Deloitte: der Zuzug reicher Ausländer, besonders aus Deutschland.