Der im September 2018 angetretene Chef der Kreditkartenfirma Viseca-Aduno hat zum Besen gegriffen und im grossen Stil Altlasten seines Vorgängers beseitigt. Max Schönholzer nutzt den Gewinn aus dem Verkauf der Kleinkreditfirma Cashgate im Umfang von 155,5 Millionen Franken für das Überdecken von grossen Abschreibern und Rückstellungen, wie der Blick in den Geschäftsbericht zeigt.
Erster grosser Posten: Das Geschäft mit Kundenkarten wie der Manor-Kreditkarte «MyOne». 2018 kaufte Aduno die Maus-Frères-Tochter Accarda, in der dieses Geschäft liegt, und konnte so den Kartenumsatz massiv ausbauen. Nun schreibt sie darauf 92 Millionen Franken ab, da die «Werthaltigkeit» immaterieller Assets nicht mehr gegeben sei. Sprich: Das Geschäft liefert doch nicht so viel Ertrag, wie man es sich erhofft hatte. Vor dem Kauf war Aduno bereits mit 30 Prozent an Accarda beteiligt. Ganz fremd sollte ihr das Business deshalb eigentlich nicht gewesen sein.
«Die Aussichten für das Geschäft mit den Detailhändler-Karten haben sich in den letzten 12 Monaten massiv eingetrübt», sagt Aduno-Sprecher Nicolas Kucera. Strukturell ändere sich nichts an der Zusammenarbeit mit Manor, man betreibe weiterhin eine Kundenkarte mit Kreditfunktion. Doch offenbar kamen die Experten «bei unveränderten Methodik» zu einer massiv tieferen Bewertung als beim Kauf.
Altlasten aus Steueroptimierungen: 53 Millionen Franken
Auf das Konto «Altlasten» geht eine weitere zweistellige Millionenbelastung. Aduno verbucht eine «Schätzungsanpassung» von 53 Millionen Franken aus einem Steuerstreit mit dem Kanton Zürich. 2011 wurde ein Teil der Finanzgeschäfte in die steuergünstigen Gemeinden Freienbach (SZ) und Stans (NW) verlegt. In der Folge monierte der Kanton Zürich zu tiefe Verrechnungspreise, wie aus dem Geschäftsbericht hervor geht. Offenbar versuchte die damals noch von Raiffeisen-Chef Pierin Vincenz präsidierte Aduno, auf diese Weise die in Zürich steuerbaren Erträge kleinzurechnen.
Anlass für die Korrekturbuchung seien die Aussichten vor Gericht, sagt Sprecher Kucera. «Es gibt zwar noch keinen finalen Gerichtsentscheid. Wir hatten jedoch klare Signale, dass das Gericht den Rekurs abzulehnen gedenkt. Das hat uns dazu veranlasst, die Rückstellung zu tätigen.»
Der Geschäftsbericht ist vom Aufräumen der Strukturen bei Aduno geprägt. So teilt das Gemeinschaftsunternehmen der Regional- und Kantonalbanken mit, die Geschäftsberiche fusionieren zu wollen. Künftig trete das Unternehmen nur noch unter der Marke «Viseca» auf. Entsprechende Ankündigungen hatte CEO Schönholzer bereits Ende 2019 in einem Interview mit der «HZ» gemacht.
Keine Zukunft für die «Swiss Wallet»
Aduno verkaufte zudem kleinere Beteiligungen vor allem aus dem Kundenbindungs-Geschäft der Accarda. Abgestossen wurde jedoch auch die 33-Prozent-Beteiligung an der Firma Swiss Wallet – und dies unter Verbuchung eines Verlustes von 1,2 Millionen Franken. Swiss Wallet war einst das Projekt einer eigenen Schweizer Bezahl-Wallet, ähnliche wie Apple Pay oder Google Pay. Vergangenes Jahr kündigte Aduno jedoch an, künftig mit den Wallet-Lösungen der IT-Konzerne kooperieren zu wollen. Damit sei diese Lösung obsolet geworden, sagt Kucera. Partner der Swiss-Wallet-Allianz waren das Software-Unternehmen Netcetera und die CS-Tochter Swisscard.
Trotz der Hohen Sonderkosten bleibt Aduno unter dem Strich ein Reingewinn von 58 Millionen Franken. Das geht hauptsächlich auf einen ausserordentlichen Gewinn von 155,5 Millionen Franken aus dem Verkauf von Cashgate an Cembra hervor. 275 Millionen Franken bezahlte Cembra für das Kleinkreditgeschäft, das ursprünglich im Kreis der Kantonalbanken aufgebaut wurde.
Und so können sich die Aduno-Aktionäre denn auch auf eine - mehrheitlich aus den Reserven finanzierte - fette Dividende freuen: Statt 40 Millionen wie im Vorjahr sollen heuer 120 Millionen Franken fliessen. Der grösste Brocken – gut 30 Millionen Franken – geht an die Raiffeisen-Gruppe, die mit 25,5 Prozent an Aduno beteiligt ist.