Die Swisscom hat in den ersten neun Monaten einen Gewinnknick hinnehmen müssen. Beim grössten Schweizer Telekomkonzern schlug eine Busse der Eidg. Wettbewerbskommission (Weko) zu Buche, die den Gewinn um 186 Millionen Franken nach unten zog.

Die Swisscom soll bis im Jahre 2007 ihre ADSL-Leitungen zu teuer an die Konkurrenz vermietet haben. Damit hätten die Konkurrenten Sunrise, Green oder VTX zu wenig Gewinn machen können. Die Weko befand, dass die Swisscom ihre marktbeherrschende Position missbraucht habe und verdonnerte den Konzern zu einer happigen Busse.

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Millionen-Rückstellung schlug auf Resultat

Das Bundesverwaltungsgericht hatte diesen Befund vor kurzem grundsätzlich gestützt. Die Swisscom hält die Sanktion für nicht gerechtfertigt und will das Urteil vor Bundesgericht anfechten, hat aber dennoch eine Rückstellung für die Busse von 186 Millionen Franken gebildet.

Diese schlug auf das Resultat. Zudem hätten Preissenkungen für die Roamingtarife und Währungseinflüsse das Ergebnis nach unten gezogen, teilte die Swisscom am Donnerstag in einem Communiqué mit. Der Umsatz legte zwar um 0,3 Prozent auf 8,651 Milliarden zu. Der Betriebsgewinn vor Abschreibungen und Amortisationen (EBITDA) sank aber um 8,1 Prozent auf 3,099 Milliarden Franken.

Unter dem Strich verdiente die Swisscom noch 1,058 Milliarden Franken. Das sind 21,6 Prozent weniger als vor einem Jahr.

Erwartungen verfehlt

Damit hat der «blaue Riese» die Erwartungen der Finanzgemeinde verfehlt. Analysten hatten gemäss der Nachrichtenagentur AWP im Durchschnitt mit einem Umsatz von 8,657 Milliarden Franken, einem EBITDA von 3,17 Milliarden Franken und einem Reingewinn von 1,136 Milliarden Franken gerechnet. An der unveränderten Schweizer Börse sank die Aktie in den ersten Handelsminuten um ein halbes Prozent.

Die Swisscom führt eine Reihe von Sondereffekten an, die auf dem Ergebnis gelastet hätten. Ohne die Rückstellung für die Busse in Höhe von 186 Millionen Franken, die Sondereffekte von Firmenkäufen und -verkäufen, Gewinnen aus dem Verkauf von Immobilien, Aufwendungen für die Personalvorsorge sowie Währungseffekte wäre das EBITDA um 2,2 Prozent gestiegen.

«Preissenkungen beim Roaming, Währungseinflüsse und ein intensiverer Wettbewerb prägten unser Geschäft im dritten Quartal», erklärte Swisscom-Chef Urs Schaeppi. «In Anbetracht des schwierigen Umfelds bin ich mit dem Ergebnis zufrieden.»

Senkung der Roamingtarife

Im Mobilfunk hatte die Swisscom die Tarife für die Benutzung des Handys in West-, Nord- und Zentraleuropa (Roaming) für Kunden mit einem gewissen Pauschalabo teilweise abgeschafft. Dies koste über 100 Millionen Franken Umsatz im Gesamtjahr 2015, sagte Schaeppi in einer Telefonkonferenz.

Gleichzeitig surften die Kunden im Ausland mit ihrem Handy mehr im Internet, was den Datenverkehr anschwellen liess. Das Datenvolumen im Mobilfunknetz stieg in den ersten neun Monaten auf das 2,5-fache des Vorjahres. Die Zahl der Mobilfunkkunden wuchs um 1,8 Prozent auf 6,6 Millionen.

Festnetz wächst weiter

Auch das Wachstum im Festnetz hielt an: Der Bestand an TV-Anschlüssen nahm innert Jahresfrist um 13,3 Prozent auf 1,275 Millionen zu. Die Zahl der Festnetz-Breitbandanschlüsse erhöhte sich um 3,5 Prozent auf 1,94 Millionen. Das Wachstum bei den TV- und Breitbandanschlüssen konnte die Reduktion bei den Festnetzanschlüssen um 152'000 mehr als kompensieren.

Gebündelte Angebote mit Pauschaltarifen liegen weiter im Trend. Ende September 2015 nutzten 1,36 Millionen Kunden ein Bündelangebot. Das sind 17,5 Prozent mehr als im Vorjahr.

Fastweb gewachsen

Auch die italienische Breitbandtochter Fastweb konnte zulegen. Der Umsatz sei um 4,6 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro geklettert, sagte Schaeppi. Fastweb habe sowohl bei Privat- als auch bei Geschäftskunden zulegen können. Das EBITDA stieg gar um 9,5 Prozent auf 405 Millionen Euro.

An den Zielen für das Gesamtjahr hält die Swisscom fest. Sie will einen Umsatz von über 11,5 Milliarden Franken und einen EBITDA von über 4 Milliarden Franken erreichen. Die Dividende soll unverändert bei 22 Franken pro Aktie liegen.

Darin nicht enthalten ist eine weitere Busse von 143 Millionen Franken, die der Swisscom von der Weko droht. Der Telekomkonzern soll sich beim Weiterverkauf von Sportinhalten übers Bezahlfernsehen (Pay-TV) gegenüber der Konkurrenz unzulässig verhalten haben und zu hohe Preise kassieren. Die Swisscom weist die Vorwürfe zurück.

(awp/ccr)