Kapitalmässig ist der neue Nationalrat eine schwache Nummer. Es sitzen kaum noch Vertreter kapitalträchtiger Firmen im Bundeshaus. Die Politikerin, die am meisten Aktienkapital auf die Waage bringt, ist FDP-Fraktionspräsidentin Gabi Huber. Sie vertritt 825 Millionen Franken, am zweitmeisten repräsentiert CVP-Mann Markus Lehmann, Inhaber von LCB Lehmann Consulting. Der Versicherungsbroker und CVP-Präsident von Basel-Stadt, der es es eben in den Nationalrat schaffte, bringt es auf 541 Millionen. Auf dem dritten Rang figuriert Fulvio Pelli, FDP-Präsident. Der Anwalt aus Sorengo TI weist gemäss Orell Füssli Wirtschaftsinformationen (OFWI) 488 Millionen aus.

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Huber, Lehmann, Pelli: Schwergewichte aus Corporate Switzerland sind das nicht. Huber ist auf Rang 1, weil sie im VR der Pfandbriefzentrale der schweizerischen Kantonalbanken sitzt. Lehmann ist seit zehn Jahren Bankrat der Basler Kantonalbank, Pelli präsidiert die Tessiner Kantonalbank und ist VR der Mobiliar.

Ein neuer Rekord: Im Nationalrat 2011 ist die Basler Kantonalbank gleich zweimal vertreten. SVP-Mann Sebastian Frehner, der unter den Top 5 figuriert, ist Bankratskollege von Lehmann.

Dabei hat die Zahl der Firmenvertreter im Parlament stetig abgenommen. Seit 2002 ist die Zahl der in Bern versammelten VR-Mandate von 652 auf 551 gesunken. Politprominenz aus Grosskonzernen haben die Politarena längst verlassen. FDP-Frau Vreni Spoerry war jahrelang das Schwergewicht, das die Aktienkapitalliste anführte. Sie war Verwaltungsrätin bei Nestlé, beim SV Service und bei Unique, der Flughafenbetreiberin von Zürich-Kloten. Auch Georg Stucky, FDP-Nationalrat aus Zug, war ein eifriger Sammler (Bank Leu, Danzas, Marc Rich Holding, Metro).

Zu seinen besten Zeiten war auch Christoph Blocher ein Schwergewicht: Er war VR-Delegierter der Ems-Chemie, Vize von Lonza und der Netstal sowie – bis zum Rausschmiss – UBS-Verwaltungsrat. Allein dieses Mandat brächte ihn heute locker auf Rang 4 (Aktienkapital 383 Millionen). Undenkbar auch, dass Parlamentarier wie Felix Gutzwiller, FDP Zürich, als Beirat der Credit Suisse für vier Sitzungen 120 000 Franken pro Jahr kassierten. Zum Vergleich: Die beiden Bankrats-Nationalräte aus Basel, Lehmann und Frehner, bezogen letztes Jahr 87 505 Franken – zusammen.