Samih Sawiris sieht in der durch das Corona-Virus ausgelösten Krise auch Chancen: Offenbar will der ägyptische Investor die Mehrheit am deutschen Reisekonzern FTI übernehmen.
Dieser Plan kommt überraschend. Denn der Milliardär ist zurzeit stark gefordert. Seine Beteiligungsgesellschaft Orascom Development und das Projekt Andermatt Swiss Alps machen jetzt massiv weniger Umsatz.
In Andermatt sind die beiden Hotels und das Skigebiet seit Mitte März geschlossen, auch die Ferienwohnungen werden nicht vermietet. Rund 600 Angestellte sind in Kurzarbeit.
Alleine durch die Schliessung des Skigebiets gehe dem Unternehmen ein «hoher einstelliger Millionenbetrag» verloren, sagt Sprecher Stefan Kern. Eigentlich wäre das Skigebiet bis Mitte Mai geöffnet.
Entscheidend wird die Dauer des Lockdown
Die Schliessungen des Luxushotels The Chedi Andermatt und des Radisson-Blu-Hotels verursachen einen zusätzlichen Ertragsausfall von rund zwei Millionen Franken pro Monat. Nur der Verkauf der Ferienwohnungen ist nicht zum Erliegen gekommen. «Wir hatten einige Reservierungen und Abschlüsse. Aber natürlich hat es weniger Interessenten, die Käufer möchten die Immobilie hier in Andermatt besichtigen können.»
Wie stark die Gesellschaft unter den Auswirkungen des Virus leiden wird, lässt sich derzeit noch nicht sagen. Alles hänge davon ab, wie schnell die Behörden den «Lockdown» lockern, sagt Kern. «Wenn wir rasch den Normalbetrieb aufnehmen können, könnten wir mit einem starken Sommer- und Herbstgeschäft die Verluste vielleicht etwas wettmachen», hofft der Orascom-Unternehmenssprecher.
Sawiris hat bei ODH die Leitung übernommen
Sorge dürfte Sawiris auch die Situation bei der Orascom Development Holding bereiten. Die Krise trifft das Unternehmen in einer schwierigen Phase. Ende Januar starb überraschend der CEO Khaled Bichara bei einem Autounfall.
Für das Unternehmen war dies nicht nur aus menschlicher Sicht ein grosser Verlust. Bichara wurde es zugetraut, das Unternehmen wieder profitabel zu machen. Seit Bicharas Tod führt Präsident Samih Sawiris vorübergehend mit anderen Managern das Tagesgeschäft, Bicharas Nachfolge ist noch nicht geklärt.
Just jetzt würde ODH aber gefestigte Strukturen benötigen: Auch in Ägpyten, Oman und Montenegro, wo der Tourismuskonzern seine Hotels und Resorts betreibt, ist das öffentliche Leben fast zum Stillstand gekommen.
Orascom war in den letzten Jahren nicht profitabel und will in naher Zukunft wieder Gewinne machen. «Der angestrebte Turnaround dürfte sich weiter verzögern», glaubt Cédric Lang, Analyst bei der Zürcher Kantonalbank.
2018 machte ODH noch einen Verlust von gut 41 Millionen Franken, nach neun Monaten betrug das Minus letztes Jahr knapp 8 Millionen Franken. Die Jahreszahlen 2019 wird das Unternehmen nächste Woche präsentieren.
«Glück im Unglück» für Orsacom?
ODH macht sein stärkstes Geschäft normalerweise im ersten und im vierten Quartal. Das Virus brachte aber erst zum Schluss des ersten Quartals die Buchungen zum Erliegen. Womöglich wird der Tourismus bis zum vierten Quartal wieder in die Gänge kommen. «ODH hat aus dieser Sicht vielleicht Glück im Unglück,» sagt Analyst Lang.
Und vielleicht profitiert ODH nun auch von Sawiris Ausbau bei TDI. Der deutsche Reisekonzern arbeitet bereits mit der Schweizer Gesellschaft zusammen. So hat der Anbieter 2018 für seine Gäste drei Hotels in Orascoms ägyptischem Resort Makadi gemietet. Nun erhält diese Zusammenarbeit möglicherweise einen Schub, wenn Sawiris sowohl an ODH wie TDI die Mehrheit besitzt.