Zwei Stunden und 15 Minuten hat sich Apple-Chef Tim Cook Zeit genommen, um in San Jose im US-Bundesstaat Kalifornien einen Ausblick auf das zu geben, was bald auf mehrere Hundert Millionen Nutzer von Apple-Geräten zukommt. Meist geht es bei der Entwicklerkonferenz WWDC um Software. Doch dieses Mal hat Apple auch neue Geräte im Gepäck.
Mit iOS 13 gibt es einen Dunkelmodus, der den Hintergrund dunkel und die Schrift hell macht. Das schont die Augen und verlängert die Batterielaufzeit von iPhone-X-Modellen mit Oled-Display. Apps starten mit dem neuen Betriebssystem bis zu doppelt so schnell wie bisher. Die Gesichtserkennung soll fast ein Drittel schneller sein.
Der neue Dunkelmodus des iPhones
Auch App-Downloads sollen 50 Prozent und Updates sogar 60 Prozent kleiner werden. Apple hat im neuen iOS auch die Tastatur überarbeitet. Nutzer können nun von einem Buchstaben zum anderen streichen, ohne den Finger von der Tastatur zunehmen. Bisher war dies nur mit Tastaturen von Drittanbietern möglich.
Mit iOS 13 gibt es auch neue Funktionen in einigen Apple-Anwendungen. So zeigt Apple Music nun auch Liedtexte an. Apples Karten-App wird detaillierter und bekommt eine Rundumansicht, wie man sie von Googles Streetview kennt. Diese Funktionen sollen in den USA bis Ende des Jahres kommen. Andere Länder sollen im kommenden Jahr folgen.
Königsdisziplin Sprachverarbeitung
Kleineren Neuerungen gibt es auch im Safari-Browser, Mail, Notizen und Erinnerungen. In Apples Nachrichten-App haben die Memojis neue Frisuren, Kopfbedeckungen, Make-ups, Zahnlücken, Piercings und sogar AirPods. Die Kamera bekommt einen verbesserten Porträt-Modus, bei dem Nutzer mit dem Licht herumspielen können.
Die Foto-App hat nun noch mehr Bearbeitungsfunktionen und es kommt eine neue Galerie-Ansicht, bei der Fotos und Videos nach Tagen, Monaten und Jahren sortiert werden. Die beiden Anwendungen iPhone-Suche und Freunde werden in einer einzigen App zusammengebracht. iOS 13 gibt es ab Herbst.
iPad löst sich vom iPhone
Das iPad bekommt ein eigenes Betriebssystem, das zwar noch auf iOS basiert, aber nun iPadOS heisst. Dabei geht es darum, die Möglichkeiten des grossen Displays zu nutzen. Die wichtigste Neuerung ist das umfangreiche Multitasking.
So kann auf dem Display in einer geteilten Ansicht (Split View) zugleich an Notizen und Pages oder Word gearbeitet werden. Widgets tauchen auf dem Homescreen auf, wenn man von links nach rechts wischt. Die Tastatur kann verkleinert und verschoben werden. Links und Fotos lassen sich von einer App zur anderen verschieben. Es wird ausserdem leichter, Text zu markieren, indem man einfach mit dem Finger darüber streicht.
Mit iPadOS öffnet sich das iPad sogar ein wenig. So liest die Datei-Anwendung auch Dateien, die sich auf einem USB-Stick befinden, der in das Gerät gesteckt wird. Anwendungen wie Lightroom können direkt auf Fotos zugreifen, die sich auf einer Kamera befinden, wenn sie mit einem Kabel verbunden ist. Und der Safari-Browser bekommt einen Download-Manager.
Apple TV lernt Profile
Die Startseite auf dem Apple TV wird neu gestaltet. Wie es Nutzer von Netflix kennen, werden einige Filme oder Serien gleich mit einem Trailer beworben. Ausserdem werden nun auch mehrere Benutzerprofile unterstützt.
So bekommt jeder Nutzer seine individuellen Empfehlungen. Wird Musik auf Apple Music abgespielt, werden die Liedtexte dazu angezeigt. Gut für alle, die mitsingen wollen. Und auch für Spieler gibt es Neuigkeiten auf dem Apple TV: Künftig werden die Controller der Videokonsolen Playstation und Xbox unterstützt (Xbox One S und DualShock 4). Das neue tvOS 13 gibt es ab Herbst.
Apple Watch warnt vor Krach
Mit der nächsten und damit sechsten Version des Betriebssystem für die Apple Watch gibt es auch einige neue Apps von Apple. Apple präsentierte eine Anwendung für AudioBooks, Sprachmemos und einen Taschenrechner.
Apps auf der Uhr brauchen künftig keine Companion App mehr auf auf dem iPhone. Sie laufen also unabhängig, was die Anwendungen beschleunigen dürfte. Auch für das Installieren wird künftig kein iPhone mehr nötig sein, weil die Uhr einen eigenen AppsStore bekommt, der sich auch per Sprache durchsuchen lässt.
Die Apple Watch sagt den Eisprung voraus
Für die Apple Watch gibt es künftig auch eine Noise App, die den Nutzer warnt, wenn es beispielsweise bei Konzerten zu laut wird. Der Schallpegel der Noise App lässt sich auch in Zifferblätter einbinden.
Die Apple Watch und auch das iPhone tracken künftig den weiblichen Menstruationszyklus und kann beispielsweise den Eisprung vorhersagen. Auf der Uhr ist das eine eigene App, auf dem iPhone wird diese Funktion in der Health App zu finden sein. Die Version watchOS 6 gibt es ab Herbst.
Catalina schickt iTunes in den Ruhestand
Die nächste Version des Mac-Betriebssystem heisst Catalina und ist nach einer kleinen Insel vor der Küste Kaliforniens benannt. Mit der Einführung der Software schickt Apple sein Inhalteverwaltungsprogramm iTunes in den Ruhestand. iTunes hat nach und nach immer mehr Funktionen bekommen.
Erst war es dafür gedacht, Musik von CDs in Dateien zu verwandeln. Dann kam ein Musik-Store hinzu, später auch Videos und die Möglichkeit, iPods und iPhones zu synchronisieren. Am Ende war es träge und unübersichtlich. Nun gibt es statt iTunes drei neue Apps: Apple Music, Apple Podcast und Apple TV. Die Sync-Funktionen wandern stattdessen in den Finder. Künftig lässt sich auch ein iPad als zweiter Monitor an einen Macbook anschliessen.
Die Funktion mit der Bezeichnung Sidecar funktioniert über ein Kabel oder drahtlos. Die auf iPhones und iPads verfügbare Bildschirmzeit gibt es mit Catalina auch auf dem Mac. Dort wird die Nutzungszeit der Geräte festgehalten. Nutzer können darin auch Auszeiten oder App-Limits beispielsweise für Kinder definieren. Catalina wird es ab Herbst geben.
Ein Mac für 6000 Dollar
Apple hat seine Entwicklerkonferenz gewählt, um zwei neue Geräte vorzustellen. Der Mac Pro ist ein sehr leistungsfähiger Mac für professionelle Anwender, die ihn für ihre Ansprüche konfigurieren können.
In der schwächsten Ausstattung wird er 6000 Dollar kosten. Ein 32-Zoll grosses Display mit grosser 6K-Auflösung kostet ab 5000 Dollar. Wer dafür auch noch einen Ständer braucht, zahlt 1000 Dollar mehr.
Aufs Wort gehört
An verschiedenen Stellen hat Apple auch bei der Sprachsteuerung nachgelegt. So können Nutzer nun ihr iPhone, iPad und Mac vollständig über ihre Stimme steuern, was vor allem für Menschen mit Einschränkungen gedacht ist. HomePods erkennen anhand der Stimme den Nutzer. Und Nachrichten, die auf dem iPhone ankommen und über AirPods vorgelesen werden, können gleich beantwortet werden, ohne Siri erneut aufzuwecken.
Dieser Artikel erschien zuerst bei der «Welt» unter dem Titel: «Das sind Apples Neuheiten».