Das Jahr 2003 bestätigt mit einem Teilnehmerwachstum von 6% und dem Überschreiten der 6-Millionen-Grenze die gemachten Vorhersagen. Die drei Anbieter mobiler Telekommunikation in der Schweiz teilen sich dabei einen Gesamtumsatz von etwa 6,5 Mrd Fr., wobei sich deren Marktanteil untereinander nicht gross verändert hat. Swisscom Mobile liegt mit 61% aller Teilnehmer leicht tiefer als im Vorjahr, Orange verblieb bei 18%, Sunrise konnte seinen Anteil an Teilnehmern leicht vergrössern und kommt neu auf 21%, weist jedoch im Vergleich zu Orange einen tieferen Umsatz aus. Der über die vergangenen Jahre konstant sinkende durchschnittliche Umsatz pro Kunde in der Schweiz, Arpu (Average Revenue per User), stabilisierte sich bei 88 Fr. und wird auch in den nächsten Jahren in dieser Grössenordnung erwartet.
Pattsituation zwischen Fix und Mobile
Teilnehmer- und Umsatzzahlen der Festnetz- und Mobilkommunikation haben sich heute in der Schweiz auf etwa gleichem Niveau angeglichen. Einer der Gründe, dass sich die Mobilkommunikation gegenüber dem Festnetz nicht stärker etablieren konnte, liegt sicher im Preis. Ein Durchschnittsgespräch innerhalb eines Mobilnetzes kostet in der Schweiz bis zu fünfmal mehr, verglichen mit demjenigen im Festnetz. Dass Benutzer der Mobilkommunikation preissensitiv sind, zeigt sich in deren Nutzungsverhalten. Die durchschnittliche Gesprächsdauer über das Festnetz ist heute gegenüber Mobile mehr als doppelt so lange und konnte über die letzten Jahre leicht gesteigert werden. Mit tieferen Gesprächspreisen würde sich die Mobilkommunikation gegenüber dem Festnetz sicher stärker etablieren können.
Der Ausblick bis ins Jahr 2007 zeigt unter anderem, dass die zunehmende Marktsättigung die jährlichen Wachstumsraten unter die 5%-Marke drücken wird. Wachstum bezüglich Teilnehmer und Umsatz wird vor allem im Business-Segment erwartet. Der Anteil an Business-Nutzern dürfte von heute 35% auf rund 45% steigen, der Anteil am Gesamtumsatz dieses Segments wird sich im selben Zeitraum von heute rund 58% auf bis zu 65% erhöhen.
Mit der GSM-Lizenzvergabe an Tele2 und In&Phone Ende 2003 können Veränderungen des im internationalen Vergleich doch recht hohen Preisgefüges im schweizerischen Mobilmarkt erwartet werden. Neue Angebote, ausgerichtet auf spezifische Kundensegmente, werden dabei ebenso eine Rolle spielen wie generelle Preissenkungen. Die beiden Unternehmen müssen sich dabei aber auch im Schweizer Markt etablieren können. Einem ähnlichen Problem sieht sich auch UMTS ausgesetzt, angepriesen als diejenige Technologie, die uns das mobile Internet bringen soll.
Hier liegt die Herausforderung bei den etablierten Netzbetreibern, die aufgrund ihrer Verpflichtungen per Ende dieses Jahres eine 50%-Abdeckung der Schweizer Bevölkerung sicherstellen sollten. Einer noch grösseren Herausforderung sehen sich die europäischen Netzbetreiber gegenüber. Sie haben 100 Mrd Euro nur für UMTS-Lizenzen ausgegeben und müssen nun in diesem Jahr den Wert dieser Investitionen belegen. Gleichzeitig wird sich PWLAN (Public Wireless Local Area Network) weiter am Markt etablieren. Mit dieser Technologie, für deren Betrieb keine Lizenzkosten zu bezahlen sind, können Kunden schon heute problemlos mobil im Internet surfen.
Punktuell gesehen ist die PWLAN-Infrastruktur gegenüber UMTS einfacher und günstiger zu betreiben, währenddem Kunden gleichzeitig höhere Bandbreiten zur Verfügung gestellt werden können. Es wird deshalb in den nächsten Jahren mit einer weltweiten Vervielfachung so genannter Hotspots (Orte mit PWLAN-Empfang) gerechnet.
Konkurrenz zu etablierten Betreibern
PWLAN bietet somit auch Chancen für neue Netzbetreiber, die mit neuen Geschäftsmodellen, einfachen und günstigen Lösungen spezielle Kundensegmente ansprechen wollen. In der Schweiz haben dies auch die etablierten Netzbetreiber erkannt und werden wohl bald kombinierte Angebote auf den Markt bringen, die den Kunden die optimale Nutzung beider Technologien ermöglicht.
Das Potenzial dieser Kombination bringt den Betreibern aber nicht nur Vorteile, denn mit den bald erwarteten ersten Anwendungen der Internet-Telefonie über PWLAN wird letztlich auch das attraktive Segment der GSM-Telefonie konkurrenziert. Davon könnten auch die Internet-Anbieter profitieren, indem sie ihre Dienste, inklusive Internet-Telefonie, mobil verfügbar machen und somit direkt die etablierten Betreiber der GSM-Netze konkurrieren. Als Folge davon müssen diese ihre Preispläne und Dienstleistungsangebote überarbeiten, wovon letztlich auch die Kunden profitieren sollten.
Dank der raschen Entwicklung und Anwendung von privaten und öffentlichen mobilen Datennetzen (etwa WLAN) konnte sich das Mobile Computing innerhalb der Unternehmen im letzten Jahr rasch entwickeln. Mobile Computing, entstanden aus der Verschmelzung der Cellular-Technologie des Mobilfunks und derjenigen des Internets, ermöglicht es, Tätigkeiten und Bedürfnisse an Interaktion und Kommunikation immer unabhängiger vom Standort wahrzunehmen. Die Endgeräte, bestehend aus Computer, PDA und Mobiltelefon, agieren dabei unabhängig vom Benutzer aufgrund lokal vorhandener Informationen und aktueller Gegebenheiten. Den Benutzern können somit Informationen und Dienste aufgrund ihrer örtlichen Position, ihrer Tätigkeit und ihrer Identität (SIM-Karte) verfügbar gemacht werden.
Der Schritt Richtung Pervasive Computing vollzieht sich mit der Verschmelzung der Endgeräte in so genannte Smart Devices oder Smart Objects. Diese als Geräte immer weniger wahrnehmbaren Objekte können in jeder Umgebung Informationen austauschen, in der sie sich aktuell befinden, und präsentieren dem Nutzer somit automatisch den Zugang zu ihrem persönlichen Kommunikations- und Informationsportal.
Obschon die Betreiber der Mobilnetze nach wie vor ihre Standard-Sprach- und Datendienste anbieten, zeigen sie zunehmend Interesse an Technologien, die menschliche Tätigkeiten durch selbstständige Interaktion und Kommunikation unterstützen oder vereinfachen.
Reto Fiechter, Consultant bei der Intercai (Schweiz) AG, Dübendorf.
Trends: Neue Studie
Kürzlich veröffentlichte das Beratungsunternehmen Intercai (Schweiz) AG zum vierten Mal seinen jährlichen Marktreport zur Mobilkommunikation in der Schweiz. «Mobile Market Switzerland 2004» ist ein rund 40 Seiten umfassender Report in englischer Sprache. Er wurde von Intercai-Experten verfasst und ist gegen eine Schutzgebühr ausschliesslich bei Intercai (Schweiz) AG, Überlandstrasse 107, 8600 Dübendorf, www.intercai.ch, erhältlich.