Der Jahrestag des Todes von Sergio Marchionne war Fiat-Chrysler-Präsident John Elkann (43) eigens eine Pressemeldung wert. Darin erinnerte er an den Automanager, jenen «erleuchteten Leader», der mit seiner «Kultur der Exzellenz» die Firma nachhaltig geprägt habe.
Die überschwänglichen Worte zeigen nicht nur, wie tief Elkann der Verlust seines Lehrmeisters immer noch plagt, sie deuten auch an, welche überaus grosse Bedeutung Marchionne für Fiat Chrysler gehabt haben muss. Jahrelang hat der Agnelli-Enkel auf ihn gesetzt beim Umbau des Autoriesen, Marchionne dominierte den Konzern total, was bei Kritikern zur Einschätzung geführt hatte, das Unternehmen habe ein «Key-Man Risk».
Hilfloser Autobauer
Ein Jahr nach dem Tod von Marchionne beweist sich das – der Autobauer wirkt hilflos. Das zeigt sich auch daran, dass Elkann weiter auf die Strategie von Marchionne baut, in der Umsetzung aber nicht vorankommt. Marchionne hatte immer betont, Fiat sei alleine zu schwach. Nur mit Massenproduktion könnten die Kosten begrenzt und der Gewinn gesichert werden, so Marchionne. Die Fusion mit Chrysler von 2014 war nur ein erster Schritt, doch es brauche mehr: eine weitere Grossfusion.
Noch diesen Frühling sah es so aus, als ob Elkann diesen Partner gefunden hätte: Renault. Der französische Autobauer unter Präsident Jean-Dominique Senard steht vor den gleichen Herausforderungen. Doch nicht nur der französische Staat, der 15 Prozent an Renault hält, auch der japanische Partner Nissan, der 15 Prozent der Anteile besitzt, warfen den Fusionswilligen Knüppel zwischen die Beine oder verzögerten die Gespräche – beide Grossaktionäre würden im neuen Konstrukt erheblich an Einfluss verlieren.
Als ihm die Sache zu bunt wurde, zog Elkann seinen Fusionsvorschlag zurück. Senard wiederum machte an der Generalversammlung vom Juni deutlich, dass er enttäuscht über die geplatzte Fusion sei – er wisse nicht, was die Zukunft bringen werde.
Nimmt Fusion zweiten Anlauf?
Nun aber sieht es so aus, als ob die Sache eine zweite Chance bekäme: Laut italienischen Medien soll Fiat Chrysler mit Renault weiterhin über eine Fusion diskutieren.
Fiat-CEO Mike Manley, der nach dem Tod von Marchionne die operative Führung von Fiat Chrysler übernommen hatte, goss Anfang August Öl ins Feuer, indem er betonte, er sei immer noch interessiert, von den Franzosen zu hören. Die «industrielle Logik» sei unverändert, sollten sich die Umstände ändern, «dann können Träume zusammenkommen und Dinge geschehen».
Nun wartet die Branche gespannt darauf, ob Senard erneut in den Ring mit den eigenen Grossaktionären steigen wird.