Nun hat das Drama um Mondavi ein Ende gefunden: Constellation, der weltweit grösste Produzent und Verkäufer von Wein, kauft den Weinbauer für 1,3 Mrd Dollar. Mondavi hatte mit Weinen wie Opus One oder Luce della Vita das kalifornische Napa Valley weltweit bekannt gemacht, und bis heute ist Mondavi eines der prominentesten Weingüter der Welt. Doch Mondavi stand auch fürheissblütige Familienfehden. Die Söhne des 91-jährigen Firmenpatriarchen Robert Mondavi, Michael und Timothy, hatten die Führung im Streit um Restrukturierungen hingeworfen.
Robert Mondavi gründete das Unternehmen 1966, er steht nach wie vor als Aushängeschild und Qualitätsgarant. Unklar ist nach der Übernahme, ob Mondavis Kinder für eine Fortführung der Tradition sorgen werden. Die beiden Söhne wirkten aktiv im Weinbau mit und sassen wie ihre Schwester Marcia auch im Verwaltungsrat. Neben Namen und Know how ist die Familie Mondavi aber auch wegen ihres Aktienbesitzes von Bedeutung: Von den 16 Mio an der Nasdaq kotierten Aktien befinden sich 9 Mio im Besitz der Familie.
Die im September 2003 erzwungene strategische Neuausrichtung führte zu einem offenen Zerwürfnis mit jenen Familienmitgliedern, die der Aufspaltung des Unternehmens nicht tatenlos zusehen wollten. Die Marken im Luxussegment, Robert Mondavi Winery, Byron Winery und Arrowood Winery, sollten nach dem Willen der Geschäftsleitung für je 400 bis 500 Mio Dollar verkauft werden. Auch Beteiligungen an Joint Ventures um die Top-Brands wie Opus One wären zum Verkauf gestanden. Stattdessen wollte Mondavi sich auf das «Lifestyle-Segment» konzentrieren, wo bessere Wachstumsraten vermutet wurden mit den Marken Woodbridge oder Robert Mondavi Private Selection.
Drei Mal den Umsatz bezahlt
Dank dem Distributionsnetzwerk von Constellation, dem neuen Besitzer, sei das Wachstumspotenzial für den Umatz beim Weinhersteller Robert Mondavi gewaltig, erklärte Constellation-CEO Richard Sands. Constellation ist durch eine Reihe kühner Übernahmen, darunter die australische BRL Hardy, zum Weltmarktführer aufgestiegen. Ohne Mondavi erzielte Constellation im Geschäftsjahr 2004 (per Ende Juni) mit 8000 Mitarbeitern 3,5 Mrd Dollar Umsatz, Mondavi kam auf 468 Mio Dollar.
Weniger als ein Monat verging von der Übernahmeofferte bis zur Einigung. Die Mondavi-Aktionäre erhalten eine Cash-Prämie von 46%. Constellation wird für die Übernahme mit Fremdkapital bezahlen, weshalb die Ratingagenturen dem Unternehmen bereits signalisierten, dass man die Bonitätseinstufung überprüfen wolle.
Die von Sands ins Feld geführten Synergien sollen nicht auf der Kostenseite wirksam werden, sondern bei den Erträgen. Schliessungen oder Stellenabbau sind wenig wahrscheinlich, wenn der neue Chef erklärt, dass alle existierenden Kapazitäten benötigt werden. Doch wenn die Mondavi-Weine durch die Distributionskanäle von Constellation fliessen, verbessert das die Skalenerträge und bringt die edlen Tropfen erst noch in Absatzkanäle, in denen Mondavi bisher nicht vertreten war. In Grossbritannien etwa ortet Sands grosses Potenzial für die Woodbridge-Weine, und selbst in den USA hofft er noch ein bisschen mehr Umsatz herauspressen zu können.
Aufteilung weiter möglich
Constellation machte klar, dass Robert Mondavi Winery nicht zum Verkauf steht. Bei den Joint Ventures jedoch bestünden Ausstiegsklauseln, wenn sich die Eigentümerverhältnisse der Partner ändern. Gleichzeitig will Constellation prüfen, welche Positionen im Marken-Portfolio von Mondavi sinnvoll sind. Es ist daher nicht auszuschliessen, dass Constellation später selber Teilverkäufe initiieren und dabei Kasse machen wird.