Die Tage sind gezählt. Motor Columbus (MC) hat vergangene Woche wohl zum letzten Mal als eigenständiges Unternehmen seine Halbjahreszahlen präsentiert. Denn der Deal um den Verkauf des Motor-Columbus-Mehrheitspakets der UBS dürfte dem Vernehmen nach im Oktober definitiv über die Bühne gehen - nach den Plänen, wie sie Ende Juli durchgesickert sind (siehe Kasten). Damit ginge die Geschichte des Industriekonglomerat MC mit ursprünglich Tausenden von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu Ende.
Heute ist MC noch eine Finanzbeteiligungsgesellschaft. Die 58,5-Prozent-Beteiligung an Atel macht das Hauptgeschäft aus. Daneben hat MC noch einzelne wenige Finanzbeteiligungen und Immobilien, die allerdings in der Finanzberichterstattung kaum erwähnt werden - dort wird, ein paar Wochen nach der Atel, zur Hauptsache deren Milliardengeschäft verkündet.
Gerade mal acht Mitarbeitende arbeiten heute noch für die Holding. «Darunter sind der Finanzchef, zwei Buchhalterinnen, ein IT-Supporter und Abwart», sagt Allain Moillet. Er selber kümmert sich um Information und Administration.
Nicht allen dürfte gefallen, dass die MC-Ära bald Geschichte sein wird. So sitzt zum Beispiel der 74-jährige Heinrich Steinmann seit 1986 im fünfköpfigen MC-Verwaltungsrat, seit 1993 ist er Präsident und bis ins Jahr 2007 gewählt. 1995 übernahm er zudem die Funktion des Delegierten. Und seit 1995 ist Steinmann auch noch Verwaltungsrat bei der Atel. Ein lukrativer Job für jemanden, der eigentlich seit knapp 10 Jahre pensioniert sein könnte. Gemäss Geschäftsbericht der Motor Columbus hat Steinmann im vergangenen Jahr 992934 Fr. bezogen. Darin enthalten ist die Gesamtentschädigung aus seinen Funktionen als MC-Präsident, als Vorsitzender der Geschäftsleitung und als Atel-Verwaltungsrat. Eingerechnet ist auch der Aktienerwerb.
*Widerstand im Verwaltungsrat*
Auch der 71-jährige MC-Verwaltungsrat und Atel-Präsident Walter Bürgi kann sich als zweitgrösster Verdiener über seine beiden Posten als Präsident der Atel und als Verwaltungsrat der Motor Columbus nicht beklagen. Wie Steinmann bei Motor Columbus gehört Bürgi bei der Atel zum Urgestein der Crew: Bürgi wurde 1981 erstmals in den Atel-Verwaltungsrat gewählt.
Dass sich der Kurs der MC seit Anfang Jahr auf spekulativen Höhen bewegt, kommt den altgedienten Verwaltungsräten entgegen - bei Übernahme- oder Verkaufsplänen helfen hohe Kurse, den Status quo zu halten. Solange sich dieser nicht verändert, ist der Sitz der Verwaltungsräte der MC und Atel nicht gefährdet. Laut Insidern leistet die alte Garde rund um die Verhandlungen mit der UBS erbitterten Widerstand. Sollte diese die aufgegleiste Schweizer Lösung realisieren können, so wird auch frischer Wind in den Verwaltungsrat der neuen Atel kommen. Die Ära der Altgedienten ist dann zu Ende.
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Motor Columbus: Eine Ära geht zu Ende
Der einstige Industriekonzern verschwindet bald. Das schmerzt die altgedienten Verwaltungsräte, sie verlieren ihr lukratives Amt.
Von gabriela weiss
am 13.09.2005 - 19:47 Uhr
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