Die Journalisten wussten nicht so recht, wie sie die jüngste Pressemitteilung aus dem Hause Mövenpick deuten sollten. Da war zu lesen, dass Verwaltungsratspräsident Peter Kalantzis seinen Stuhl räumen wird für Luitpold von Finck; Kalantzis jedoch bleibt im Verwaltungsrat. Guido Egli, seit 2006 Mövenpick-Chef, werde «seine operativen Funktionen per 31. Mai 2014 abgeben».
Über die Nachfolge Eglis wurde kein Wort verloren. Auch eine Anfrage, wer denn nun neuer CEO werde, brachte keine Erhellung. «Die definitiven Führungsstrukturen werden in den nächsten Wochen festgelegt», hiess es. Besser informiert wurden da die Mitarbeiter. Im Firmen-Intranet war nachzulesen: «Luitpold von Finck übernimmt die Führung der Holding von Guido Egli.»
Keine Ämterkumulation
Nur wird sich der erst 43-jährige von Finck hüten, den Hut des CEO aufzusetzen. Doppelmandate kommen in der Schweiz nicht mehr gut an. Auch die vom Vater und Clanchef August von Finck (84) als Aufpasser in den vierköpfigen Mövenpick-Verwaltungsrat delegierten Vertrauten, Wirtschaftsprüfer Gerhard Peskes aus Essen und der Münchner Kaufmann Ernst Stahl, dürften dem Junior von einer Ämterkumulation abgeraten haben.
Luitpold von Finck hat schon vor einiger Zeit klar zu verstehen gegeben, so heisst es aus seinem Umfeld, dass er mehr operative Verantwortung übernehmen wolle. Auch als frischgebackener VR-Präsident kann er den Konzern direkt führen, ohne gleich noch CEO zu werden.
Umstrittene Strategie
Der Machtwechsel sei ohne Misstöne über die Bühne gegangen, meint ein Mövenpick-Manager. Dagegen ist es vor Monaten zu Unstimmigkeiten gekommen. Anfang Jahr hat das Unternehmen seine 28 Schweizer Marché-Restaurants an Coop abgestossen und dafür 70 bis 80 Millionen Franken gelöst, wird geschätzt. Marché erwirtschaftete 2013 in der Schweiz einen Umsatz von rund 120 Millionen Franken. Der beinahe vollständige Rückzug aus dem heimischen Gastronomiegeschäft lieferte in den Führungsetagen von Mövenpick Stoff für Zoff. Die Geschäftsleitung war strikte gegen den Verkauf, Luitpold von Finck dafür. Er setzte seinen Willen problemlos durch.
Heute betreibt Mövenpick in der Schweiz gerade noch neun Restaurants, die vom Konzept her unterschiedlicher nicht sein könnten. Die Skaleneffekte sind damit weg. Von der Transaktion ausgenommen blieben die Marché-Restaurants im Ausland. Aktuell werden noch 109 Gaststätten betrieben. In der Blütezeit segelten weltweit über 300 Restaurants unter dem Signet der Möwe.
Kaum Auftritte in der Öffentlichkeit
Zu einem Ausverkauf von Mövenpick, wie schon geargwöhnt wurde, dürfte es aber unter dem neuen Regime nicht kommen. Luitpold von Finck selbst hat einst bei seinem Vater, der im Thurgau als Schlossherr residiert, den Wunsch platziert, bei Mövenpick einsteigen zu dürfen. 1997 fing er an mit einer Stage im Bereich Fine Foods, ging ins Regionalbüro Hongkong und wurde dort vom späteren CEO Bruno Schöpfer unter die Fittiche genommen. Zwei Jahre später hievte ihn Baron von Finck in den Verwaltungsrat, da war der Junior gerade mal 28 Jahre alt. Mitarbeiter von damals beschreiben ihn als hoch motiviert, freundlich und hart arbeitend. Ein einstiger Geschäftspartner bescheinigt ihm speziell im Hotelwesen viel Sachverstand; von Finck amtiert seit elf Jahren bei Mövenpick Hotels & Resorts als VR-Präsident.
Trotz seiner exponierten Stellung im Konzern wird Luitpold von Finck als zurückhaltend, ja fast als scheu beschrieben. Er zeigt sich praktisch nie in der Öffentlichkeit. Von Auftritten in den Medien hält Luitpold von Finck sowieso nichts. Da kommt er ganz nach seinem Vater. Doch auch die ebenfalls in der Schweiz eingebürgerten Brüder August François (45), der bei Von Roll und SGS im Verwaltungsrat mittut, sowie Maximilian (44), Verwaltungsrat in der familieneigenen Finanzgesellschaft Clair, zeigen sich höchst öffentlichkeitsscheu. Ungenierter gibt sich dagegen Schwester Maria Theresia (39), die in München auch schon an öffentlichen Anlässen gesichtet wurde.
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