In Baden wird künftig weniger Bier gebraut. Das Familienunternehmen Müller Bräu schliesst die mittelgrosse Brauerei und ersetzt sie am gleichen Standort durch eine kleinere Gasthofbrauerei, wie Firmenchef Felix Meier gegenüber der «Handelszeitung» erklärt. Bier für die Gastronomie und den Detailhandel werde künftig unter Lizenz von der Schaffhauser Brauerei Falken gebraut. Die Logistik lagert Müller an Schüwo aus.
Damit fällt eine der letzten, klassischen Regionalbrauereien aus den Schweizer Top 10. Man liege derzeit wohl auf Rang 6 oder 7 der Schweizer Brauereien, sagt Firmenchef Meier. Künftig dürfte die eigene Produktion auf einen Bruchteil der heutigen Menge zurückfallen. Im Sudhaus der neuen Badener Brauerei werde eine 1200-Liter Anlage stehen, so Meier.
Corona kein Auslöser für die Umstrukturierung
Mit den Umsatzverlusten infolge der Corona-Schliessungen habe der Schritt nichts zu tun, beteuert Meier. Die Planung dafür sei schon seit mehreren Jahren gelaufen. Er macht zwei Gründe aus: Einerseits sei man am Standort inmitten von Baden immer mehr an logistische Grenzen gestossen, und ein Ausweichprojekt habe sich als nicht praktikabel erwiesen. Andererseits macht Meier auch Nachfolge-Überlegungen unter den Aktionären der privat gehaltenen Brauerei aus.
Mit der Schaffhauser Brauerei Falken arbeite man schon seit langem zusammen, sagt Meier. Diese braue die heutigen Biersorten mit den bestehenden Rezepten weiter. Gleichzeitig werde man in Baden künftig stärker auf Spezialitäten setzen, die in der eigenen Gaststätte und dem Abholmarkt verkauft werden. Der heutige, saisonale Biergarten, werde so ganzjährig nutzbar.
Schon länger war klar, dass Müller das Brauareal neben dem Badener Bahnhof neu nutzen will. Bereits seit 2019 besteht ein Gestaltungsplan, der unter anderem neue Wohnungen vorsieht. Nun werde dieser Plan finalisiert, sagt Meier. Mit dem Umbau beginne man aber erst nach dem Volksfest Badenfahrt im Jahr 2023. Im heutigen Stil gebraut werde sicher noch bis ins nächste Jahr.
«Wir finden für alle Mitarbeitenden eine Lösung.»
Felix Meyer, Geschäftsführer Müller-Bräu
Viele Mitarbeitende von Müller-Bräu würden von Schüwo übernommen, sagt Meier. Einige würden zu Falken wechseln. Für jene Angestellten, die nicht durch einen der drei Partner weiterbeschäftigt werden könnten, suche man Anschlusslösungen. «Wir finden für alle Mitarbeitenden eine Lösung.»
Eine Zusammenarbeit wie in Basel
Die neue Konstellation mit Kleinbrauerei in Baden und Auslagerung an Falken erinnert stark an eine andere Brauerei, bei der Müller-Chef Meier zeitweise den Verwaltungsrat präsidierte: Die Brauerei Fischerstube in Basel («Ueli Bier»). Die ende der Siebzigerjahre als Gasthofbrauerei gegründete Kleinbrauerei kam mit ihrer Lage inmitten der Basler Altstadt bald an Kapazitätsgrenzen. Die Brauanlage der Basler dürfte etwa gleich gross sein wie die der in Baden geplanten Gasthausbrauerei.
Seit bald 20 Jahren arbeitet die Fischerstube daher mit der im benachbarten Lörrach (D) ansässigen Brauerei Lasser zusammen. Seither braut diese im Auftrag der Basler die Mehrheit des Flaschenbiers und einen Teil des Fassbiers, das unter der Marke «Ueli Bier» vertrieben wird. Müller-Chef Meier sass zwischen 2012 und 2018 im Verwaltungsrat der Basler Kleinbrauerei.