Ausgangspunkt der Fahrt ist Adliswil, Ziel der Zürcher Hardturm. Und weisen soll den Weg ein Navigationsgerät, das dank Global Positioning System (GPS) die besten Strassen wählt.
Für den BILANZ-Test wird das brandneue Navigationsgerät Nüvi der Firma Garmin an der Windschutzscheibe fixiert. Gleichzeitig schaltet der Tester, zum Vergleich, das bereits eingebaute und teuer bezahlte Navigationsgerät des Mercedes ein.
Kaum ist das Auto aus der Garage, meldet sich die Stimme des im Mercedes eingebauten Systems mit einer ersten Richtungsanweisung. Das Nüvi schweigt – es ist auf der Suche nach Satelliten. Und diese Suche, man weiss es, kann bei schlechtem Wetter länger dauern. Tatsächlich, auch auf der Hauptstrasse sind vom transportablen Gerät keine Informationen zu sehen oder zu hören. Und wegen des schlechten Wetters bleibt es lange so.
Erstes Fazit: 1:0 für das System von Mercedes.
Dabei hatte bei der Adresseingabe das Nüvi einen klaren Pluspunkt. Denn nur dieses akzeptierte die gesuchte Hausnummer als Ziel. Möglicherweise liegt es daran, dass die CD im eingebauten Mercedes-Teil schon drei Jahre alt ist. Doch die neuste CD-Version kostet halb so viel wie manch ein neues GPS-Auto-Navigationssystem – etwa das populäre Gerät TomTom One.
Auch das TomTom One wurde dem Test unterzogen. Es ist zwar nicht so schön wie das Nüvi, dafür nur halb so teuer. Navigieren kann es genauso gut wie die teureren Systeme. Und das gilt ganz generell: Die Navigationssysteme zeigen im Test kaum Abweichungen. Alle finden den Weg ziemlich zuverlässig.
Abstriche muss man bei den preisgünstigen Geräten allerdings beim Speicherplatz machen. Mit Folgen für die Bedienungsfreundlichkeit. Denn der Speicherplatz sorgt bei den besseren Geräten dafür, dass nicht nur Karten für die Schweiz und Österreich, sondern Karten für ganz Europa installiert werden können. Natürlich kann man via PC andere Länderkarten installieren. Doch das hat seine Tücken: Wer beim Installieren am PC einen Fehler macht, merkt dies erst, wenn es zu spät ist – unterwegs im Ausland.
Was bieten die teuren Systeme sonst noch? Sie werden zu multimedialen Alleskönnern. MP3-Musik kann abgespielt werden, digitale Fotos können betrachtet werden. Doch braucht man das wirklich? Sound aus einem Monolautsprecher ist nicht toll, und die meisten Digitalkameras haben grössere und bessere Bildschirme.
Ein wertvolles Extra hingegen ist die Möglichkeit, Verkehrsnachrichten und Radarmeldungen zu empfangen. Damit kann man Zeit und Bussengeld sparen.
Wenn Geld keine grosse Rolle spielt, gibt es ohnehin nur eine Wahl: Beim Kauf eines Autos gleich ein Navigationssystem vom Hersteller ordern. Dies ist die ästhetischste und praktischste Lösung. Kein Kabelsalat und kein fremdes Gerät trüben die Sicht. Nachteil: der Preis. Die günstigste Lösung für einen VW Golf kostet 800 Franken. Dafür bekommt man nur ein Radio-CD-Kombigerät mit Pfeilsymbolen. Wer ein System mit Landkarte will, muss 2650 Franken hinblättern. Toyota-Käufer kommen auch nicht besser weg. Beim kleinen Aygo gibt es ein TomTom gegen 1200 Franken Aufpreis. Ein Landcruiser-Navigationssystem mit Europa-DVD kostet stolze 3800 Franken.
Autoradiohersteller, die auch GPS-Geräte führen, haben es immer schwerer. Früher hatte praktisch jede Mittelkonsole einen genormten Einbauschacht. Heute ist dies aus Design-Gründen anders. Trotzdem kann sich die Suche lohnen. Mercedes-Besitzer bekommen zum Beispiel von Alpine eine Lösung, die nicht nur besser aussieht, sondern auch besser tönt.
Generell gilt: Die Navigationssysteme der neusten Generation sind zuverlässige Wegweiser. Irreführungen in Einbahnstrassen oder Umwege, früher an der Tagesordnung, kommen praktisch nicht mehr vor. Probleme gibt es nur, wenn kein guter Empfang gewährleistet ist. Freie Sicht zum Himmel ist Pflicht. In Gebäuden funktioniert kein GPS. Den Heimweg hat in unserem Test übrigens auch das zunächst wegen Bewölkung streikende Nüvi schnell und tadellos angezeigt.