Zurzeit ist Tanken so günstig wie seit 12 Jahren nicht mehr: 1,35 Franken kostet ein Liter Bleifrei 95 momentan. Doch Ostern naht – und nach einer oft gehörten Meinung steigen vor dem Feiertag die Benzinpreise. Eine Stichwortsuche auf Google zu Ostern und Benzin liefert immerhin 164'000 Ergebnisse.

Lässt sich Ostern wirklich an der Zapfsäule ablesen? Ein Blick auf einige Jahre lässt den Schluss zu: 2010 bis 2012 stiegen die Preise von Neujahr bis Ostern um 10 bis 15 Rappen pro Liter laut dem Touring Club Schweiz (TCS) – und bis zu den Sommerferien sanken sie  jeweils wieder um 10 Rappen.

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Zahlenmässig lässt sich nichts beweisen

In letzter Zeit kam es allerdings zu keinem Preisschub vor Ostern: Letztes Jahr war der Literpreis am 5. April beispielsweise 8 Rappen höher als Ende Januar. Und eine Analyse des TCS zeigt: In sieben der letzten zwölf Jahren war Benzin an Ostern günstiger oder etwa gleich teuer wie im Jahresdurchschnitt.

Die Statistik der letzten Jahre spricht also nicht für einen Ostern-Effekt an der Zapfsäule. Und auch die Tankstellenbetreiber weisen die These zurück: Die Ferienzeit spiele bei ihrem Preis keine Rolle, schreibt etwa die Socar-Gruppe. Der TCS liefert eine einfache Erklärung, wieso das Tanken im Frühling dennoch häufig teurer wird: Im Sommer wird mehr Auto gefahren als im Winter. So stiegen denn auch in neun der letzten zwölf Jahre die Preise nach Ostern weiter an.

Rasch wird sich der Ölpreis kaum erholen

Auch dieses Jahr ist der Benzinpreis am steigen, seit Mitte Februar erhöhte er sich um 5 Rappen. Grund dafür ist vor allem der leichte Aufwärtstrend beim Rohöl-Preis. Wie sich dieser Preis entwickeln wird, lässt sich laut Roland Bilang, Direktor der Erdöl-Vereinigung, zwar nicht voraussagen. «Das hängt stark vom Weltgeschehen ab.»

Er rechnet aber nicht mit rasch steigenden Preisen. Zurzeit ist Rohöl mit rund 40 Dollar pro Fass weiterhin sehr günstig, obwohl die Opec-Ölförderer versuchen, das Angebot zu verknappen. «Die Öllager sind auf der ganzen Welt randvoll, somit bleiben die Preise wohl noch länger unter Druck», sagt Bilang.

Genügend Wasser fliesst im Rhein

Autofahrer dürfen zudem noch aus einem anderen Grund optimistisch sein: Neben dem Rohölpreis und dem Dollarkurs sind die Frachtkosten ein wichtiger Faktor für den Benzinpreis. Bis zu einem Drittel des Schweizer Erdöls wird auf dem Wasserweg importiert – vor allem via Rotterdam, ein Zentrum des Ölhandels. Letzten Herbst führte der Rhein extrem wenig Wasser: Dies verteuerte die Frachkosten von Rotterdam nach Basel massiv – der Preis stieg zwischen Juli und November um das Sechsfache –, was beim Benzinpreis über 7 Rappen ausmachte.

Weil zugleich auch noch eine der beiden Schweizer Raffinerien ausfiel, musste der Bund sogar die Benzin-Notvorräte anzapfen. Ein solche Szenario zeichnet sich heuer nicht ab: Der Rhein ist gut gefüllt und die Frachtkosten liegen in der normalen Preisspanne. Zurzeit kostet der Transport auf der Wasserstrasse 16 Franken pro Tonne. Im letzten November musste dafür noch 90 Franken bezahlt werden.