Die UBS kämmt nach der hastig arrangierten CS-Notübernahme die Bücher der Credit Suisse durch, um riskante Positionen zu identifizieren, die in eine Bad Bank ausgegliedert werden sollen. Für eine Due Diligence war bekanntlich keine Zeit vor der Transaktion.

Die UBS hat dem Vernehmen nach vor allem Bedenken hinsichtlich einiger Kreditportfolios in den schnell wachsenden Märkten Asiens.

Problematisch sind informierten Kreisen zufolge vor allem Ausleihungen in traditionell risikoreichen Ländern wie Indonesien, Vietnam, Malaysia und Indien. 

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Verschiedene Optionen auf dem Tisch

Die UBS erwägt verschiedene Optionen, um die Probleme anzugehen. Ein Verkauf von Teilen des Asien-Kreditbuchs an Investoren ausserhalb es Bankensektors (Private Debt) werde ebenso in Betracht gezogen wie eine Rückabwicklung von Krediten.

Eine endgültige Entscheidung sei noch nicht getroffen worden, hiess es. Die Banken lehnten eine Stellungnahme ab. 

Luckin Coffee als Negativbeispiel

Ein Beispiel für mögliche Probleme ist Luckin Coffee: Der ehemalige Credit-Suisse-Chef Tidjane Thiam hatte Firmengründer Lu Zhengyao als Aushängeschild für seine Strategie bezeichnet, das Geschäft mit reichen Unternehmern aus Asien auszubauen. 

Die Schweizer Banker liehen Lu Millionen Dollar, um dann zusammen mit anderen Banken enorme Verluste einzufahren, als die Luckin-Aktie im Zuge eines Bilanzskandals implodierte.

Die UBS hat bereits angedeutet, dass sie einige der risikoreicheren Aktivitäten der Credit Suisse in der Investmentbank abbauen will. Zudem will sie die CS-Banker daraufhin überprüfen, ob sie zu den Werten und dem Risikoansatz des Konzerns passen. 

UBS-Chef Sergio Ermotti hat zudem angedeutet, dass einige Kunden im Wealth Management der Credit Suisse womöglich nicht übernommen würden aufgrund einer «anderen Sichtweise» der UBS.

Die UBS ging vorsichtiger vor

Die UBS ist dafür bekannt, in der Kreditvergabe konservativer zu agieren als die Credit Suisse, obgleich sie in den vergangenen Jahren unter Wealth-Chef Iqbal Khan das Wachstum im Segment forciert hat. 

Üblicherweise vergeben Banken Lombardkredite gegen diversifizierte Anlageportfolios als Sicherheiten. Die Credit Suisse akzeptierte hingegen gelegentlich auch Einzelaktien und schwer zu bewertende Objekte wie Yachten und Flugzeuge.

CS-Kundenstamm mit klingenden Namen

Dem Vernehmen nach hat die UBS ein so genanntes «Clean Team» mit rund 100 Mitarbeitern entsandt, um Kundenstämme und Mitarbeiter der Credit Suisse zu bewerten. Die Übernahme soll noch im Mai abgeschlossen werden, um den Schwebezustand der Credit Suisse so schnell wie möglich zu beenden.

In Südostasien hatte die Credit Suisse aggressiv auf Wachstum gesetzt, unter anderem durch Darlehen an Milliardäre. Für viele reiche Familien in der Region wurde sie zum bevorzugten Institut. 

Zu den Kreditkunden der Bank gehört unter anderem das Bakrie-Imperium, dessen Engagements von der Immobilienentwicklung bis zur Förderung von Öl und Gas reichen. Kunde der Credit Suisse ist auch die vietnamesische Vingroup, die sich im Immobiliensektor, aber auch bei Technologie und im Detailhandelssegment betätigt.

(bloomberg/mbü)

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