Die Credit Suisse Group wird einmal mehr umgebaut. Diesmal werden die US-Tochter Credit Suisse First Boston (CSFB) und die Credit Suisse (CS) zusammengeführt. Künftig gilt: eine Bank, ein Auftritt, ein Name – Credit Suisse. Mit dem Umbau fällt auch der Startschuss im Rennen um die Nachfolge von Oswald J. Grübel. Zwar hat der CEO der Credit Suisse Group keine Absichten erkennen lassen, schon bald zurückzutreten. Doch laut einem Unternehmensberater, der beste Kontakte in die Grossbank unterhält, würden «Diskussionen auf höchster Ebene geführt, wie eine reibungslose Ablösung zu inszenieren sei». In zwei, spätestens drei Jahren werde Grübel zurücktreten.
In den Startlöchern für die Nachfolge stehen vor allem Walter Berchtold und Urs Rohner. CS-Neuling Rohner, bis im April 2004 Vorstandsvorsitzender der ProSiebenSat.1 Media, ist Chef des Corporate Center. Auf ihn wartet eine herkulische Aufgabe: Er muss viele verzettelte Funktionen zusammenführen, so den Rechtsdienst, das Personalwesen, die Kommunikation oder die Informatik. Die Gefahr, dass der 45-Jährige an diesem Auftrag scheitert, ist gross. Gelingt ihm andererseits die Integration und vor allem das Branding der CS als eine Marke, verfügt er über gute Karten im Rennen um den CEO-Stuhl. Allerdings hat Rohner zwei Handicaps. Einmal ist er kein Bankenmann. Zudem führt er einen Bereich, der null Franken an den Gesamtertrag beisteuert; Rohner kann höchstens Kosten sparen.
Damit lässt sich aber auch seine Leistung kaum messen.
Auch auf Walter Berchtold, verantwortlich für das Bankgeschäft, wartet ein anspruchsvoller Job: Er muss im CS-Kerngeschäft, dem Private Banking, kräftiges Wachstum generieren. Kein einfaches Unterfangen. Im Schweizer Markt sind kaum noch Neugeschäfte zu holen, im Offshore-Banking tobt ein harter Konkurrenzkampf. Der 42-Jährige wird dabei am Gegenspieler UBS gemessen. Die UBS betreibt eine expansive Politik und kauft laufend Assets dazu, während sich die CS zurückhält. Auch beim Aufbau einer starken internationalen Onshore-Präsenz ist die UBS der CS weit voraus. Wenn Walter Berchtold jedoch die Erschliessung neuer Märkte und Kunden gelingt, hievt ihn das in die Leaderposition. Zumal er weitere Trümpfe in Händen hält: Berchtold ist ein Banker durch und durch, und er geniesst Grübels Protektion. Da müssen ihm schon grobe Schnitzer unterlaufen, damit er die Poleposition verliert. SL