Seit zweieinhalb Jahren führen Sie die Galerie Bob Gysin in Zürich. Wie sind Sie zur Kunst gekommen? Kunst ist für mich nicht primär ein Gegenstand, sondern eine Lebenshaltung. Seit meiner Jugend fühle ich mich von Künstlern angezogen und teile mit einigen Künstlerpersönlichkeiten mein Leben. Ich habe in der Kunstszene bereits verschiedene Tätigkeiten ausgeführt und habe nun meinen Traumjob gefunden.
Hat sich das Galerienprogramm unter Ihrer Leitung verändert? Wo setzen Sie die thematischen Schwerpunkte? Wir haben das Programm gestrafft und konzentrieren uns bei der Akquisition von neuen Künstlern auf aktuellste Positionen der Gegenwartskunst.
Welches ist für Sie die wichtigste Entwicklung im Sektor zeitgenössischer Kunst in den letzten fünf Jahren? Mit der vollständigen Wiederkehr des Figurativen hat die Malerei einen neuen Aufschwung erfahren, und der Markt für Fotografie ist weiter expandiert.
Angenommen, Sie verfügen als junger Sammler über 20000 Franken, die Sie in Kunst investieren möchten. Nach welcher Strategie würden Sie vorgehen? Ausschlaggebend für den Aufbau einer Sammlung ist meines Erachtens die persönliche Faszination, die man für bestimmte Werke oder Künstler haben kann. Bei einer Summe von 20000 Franken würde ich meiner Begeisterung aber nicht freien Lauf lassen, sondern meine Absichten vorerst mit einem Kenner des Kunstmarktes besprechen.
Was zeigen Sie in Ihrer derzeitigen Ausstellung? Wir zeigen zahlreiche klein-, mittel- und grossformatige Werke des 1950 geborenen Matthias Bosshart aus seinem vergangenen Werkjahr. Viele Zürcher haben die Filmtafeln von Matthias Bosshart in seiner Ausstellung im Kunsthaus im Jahr 1997 gesehen. Bosshart reflektiert in seinen Arbeiten das Medium Film. In seinen Tableaus wird der Film seiner darstellenden Funktion enthoben. Bosshart bringt das «Vorüberrauschen optischer Eindrücke zum Stillstand» und kreiert Bilder, die in der dichten Abfolge der Kleinstbilder eine äusserst intensive Wirkung entfalten.
Interview: Katrin Bachofen
Ausstellungsstrasse 24, Zürich; bis 4. Juni 2005.