Die Hilti-Kantine in Schaan kocht in dieser Woche ägyptisch. Begeisterung sei bei den Mitarbeitern zu spüren, heisst es aus Liechtenstein. Grund ist nicht der starke Geschäftsgang des Befestigungstechnikkonzerns.

Grund ist die Berliner Ausstellung des französischen Unterwasserarchäologen Franck Goddio «Ägyptens versunkene Schätze». Sie war vergangene Woche im Beisein des ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak und des deutschen Bundespräsidenten Horst Köhler eröffnet worden. Eine Ausstellung mit Funden aus den versunkenen Städten Kanopus und Heraklion und dem Hafenviertel Alexandrias.

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Goddios Projekt war schon in den Anfängen von der Familie Hilti finanziert worden wie viele Millionen seit 1996 flossen, ist ihr Geheimnis. Dass er aber von Beginn weg an Goddio glaubte, lässt Verwaltungsratspräsident Michael Hilti die Öffentlichkeit gerne wissen. Sie soll erfahren, dass «Hilti Unterwasserarchäologie unterstützt», sagt Konzernleitungsmitglied Egbert Appel, der Goddios Projekt im Namen der Familienstiftung weiter betreuen wird. Dass jetzt auch das Unternehmen Hilti in das Engagement eingebunden ist, ist Signal und Bekenntnis: «Ich bin überzeugt, dass solche Engagements einen Nutzen innerhalb, aber auch ausserhalb der Firma bringen», sagt Appel.

Unternehmenskultur, Corporate Social Responsibility, Förderung von Sozial-, Kultur- und Bildungprojekten sind bei Hilti keine Modetrends. Was die Familie schon seit Jahren im Stillen mit beträchtlichem persönlichem und fianziellem Einsatz tut, geschieht jetzt aus unternehmerischer Sicht. Zur kurzfristigen Gewinnmaximierung sei dies nicht geeignet, so Appel: «Aber ich glaube, dass wir langfristig mehr Gewinn machen, wenn wir so verfahren.»

Nie an ein Formel-1-Rennen

Hilti bleibt beim Vergabewesen unternehmerischen Grundsätzen treu: Goddio muss klare Budget- und Zeitvorgaben einhalten, die genau abgesteckt werden. Bei Differenzen mit dem vorgegebenen Gesamtbudget müsse er seine Aktionen schon mal anpassen, sagt Goddio. Aber: «Seit zehn Jahren wurde meinen Ausführungen zugestimmt, wenn auch manchmal nach einigen Diskussionen.» Auch wenn das rot-weisse Hilti-Logo an der Ausstellung jetzt nicht zu übersehen ist als Sponsor sieht sich der Konzern nicht. Kundenbindung mit dem Ziel eines höheren Returns liesse sich einfacher durch Einladungen an ein Formel-1-Rennen erreichen. «Das würde uns nicht einfallen», sagt Appel. Hilti möchte demonstrieren, «dass wir Mitarbeitern, Kunden, Lieferanten und der Gesellschaft einen Teil des Profits zurückgeben wollen, den wir durch sie machen».

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Nachgefragt: «Hoffe auf einen Mentalitätswechsel»

Michael Hilti ist bis Ende Jahr Verwaltungsratspräsident des Familienunternehmens. Er finanzierte bereits die ersten Tauchgänge Franck Goddios vor Alexandria.

Sie unterstützen Franck Goddio seit zehn Jahren. Erst mit der Ausstellung wird der Name Hilti in diesem Projekt prominent gemacht. Nutzen Sie jetzt den Erfolg der Ausgrabungen aus?

Hilti: Wir glauben, dass die Ergebnisse eine grosse Relevanz haben. Deshalb zeigen wir, dass neben dem Hilti Trust jetzt auch das Unternehmen Hilti finanziell dahintersteht. Wir hätten auch einen Sportverein unterstützen können, glauben aber, dass dieses Projekt nachhaltiger ist und wirklich Wert schafft.

Nachhaltigkeit ist ein diffuser Begriff. Es liesse sich auch sagen: Sie entziehen der Firma Geld.

Hilti: Kotierte Firmen stehen natürlich im Spannungsfeld zwischen kurzfristigen, gewinnorientierten und langfristigen Aktionärsengagements. Als Familienunternehmen verfolgen wir den Stakeholder-Ansatz.

Wie lässt sich der Nutzen dieses Ansatzes bewerten?

Hilti: Die Frage ist doch, ob ein Unternehmen allein durch den Shareholder Value bewertet werden soll. Wichtig sind auch Kriterien wie Mitarbeiterzufriedenheit und Arbeitsbedingungen. Von beidem profitiert letztlich auch die Gesellschaft. Ich hoffe, dass diesbezüglich in der Finanzwelt ein Mentalitätswechsel eintritt.

Sie hätten die Millionen für Goddio doch auch für die Armutsbekämpfung ausgeben können.

Hilti: Wir begleiten in Ägypten ein Hilfsprojekt durch die Unterstützung so genannter «Social Entrepreneurs» in Form eines langfristigen Engagements. Meine Frau ist seit 13 Jahren in einem Hilfsprojekt für Rumäniens Strassenkinder tätig. Jetzt wird das Projekt auf Moldawien ausgeweitet auch das eine Erfolgsstory bezüglich Nachhaltigkeit.

Will Hilti eine Vorreiterrolle einnehmen?

Hilti: Wir tun, was wir für richtig halten. Die Verantwortung eines Unternehmens erstreckt sich auf mehr als das reine Erzielen von Gewinn und Wachstum. Wir setzen auch Impulse zur Förderung der Eigenverantwortung unserer Mitarbeiter. Nicht alles kann dem Staat überlassen werden.