Eine nicht repräsentative Umfrage bei Anbietern von privatem Nachhilfe-, Stütz- und Förderunterricht zeigt: Tendenziell müssen immer mehr Kinder auch in der Freizeit die Schulbank drücken. Weil schulische Leistungen für den Eintritt in den Arbeitsmarkt wichtiger geworden sind, investieren auch Eltern mit schmalerem Budget vermehrt in die Ausbildung ihrer Kinder. Diese anders zu unterstützen ist vielen von ihnen nicht mehr möglich, sei es aus zeitlichen Gründen oder weil sie den modernen Schulstoff nicht verstehen. Kommt hinzu, dass die heutigen dicht befrachteten Lehrpläne das Einüben und Vertiefen schon auf der Primarstufe schwierig machen.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Wer wegen des erhöhten Bedarfs nach Nachhilfe auf eine lukrative Geschäftschance schliesst, dürfte sich von schwierigen Marktbedingungen bald ernüchtert sehen. Die Nachfrage schwankt saisonal sehr stark. Vor Übertritten und nach den Zeugnissen ist sie hoch, im Sommer tief. Unterricht erteilt werden kann nur ausserhalb der Schulzeiten, was ein schmales Zeitfenster übrig lässt. Und: Die Konkurrenz, die sich im Supermarkt, in der Zeitung, über Mund-zu-Mund-Werbung und im Internet anbietet, ist riesig. Der Kampf um den Schüler wird da oft über den Stundenlohn ausgetragen, der zwischen 30 und 100 Fr. variieren kann. «Im Einzelunterricht verliert man Geld», resümiert Franco Faga, Inhaber von Logos-Lehrerteam, das seit Anfang der 90er-Jahre in Stadt und Region Zürich ausschliesslich und erfolgreich Nachhilfeunterricht und Kurse zur Vorbereitung auf die Mittelschulprüfung anbietet.

Tummelplatz Internet

Wesentlich hoffnungsvoller schätzt Christian Fink, Co-Inhaber der Firma Direct Education GmbH, die Lage ein. Seine Internetplattform www.unterricht.ch bringt Schüler und Lehrer aus der Region Zürich bis Rapperswil zusammen, übernimmt die Lehrer im Angestelltenverhältnis und bezahlt ihnen brutto 33 Fr. in der Stunde. Den Schülern werden zwischen 35 und 42 Fr. verrechnet. «Den Gewinn machen wir mit der Menge», erklärt Fink, räumt aber ein, dass dieser in den ersten eineinhalb Jahren seiner Geschäftstätigkeit wegen hohen Startauslagen, Werbung und vielem mehr eher bescheiden war. Und wohl auch bleiben wird, zieht man die Erfahrungsberichte von Betreibern ähnlicher Vermittlungsdienste in Betracht.

Die Aussage von Gabriella Küffer, Betreiberin der Berner Plattform www.nachhilfe-vermittlung, erscheint da realistischer: «Unser Ziel ist nicht, damit Geld zu machen.» Bei der ehemaligen Lehrerin liessen sich bisher 230 Nachhilfelehrer für eine einmalige Aufschaltgebühr von 20 Fr. eintragen. Küffer möchte Eltern einen kostenlosen Service bieten, nennt als Ziel aber doch die Etablierung ihrer Vermittlung «in der ganzen Schweiz». Um irgendwann doch Geld damit zu machen?

Im Vergleich erheblich innovativer ist die Website www.schultraining.ch, auf der nicht Nachhilfevemittlung, sondern konkrete Übungsmöglichkeiten für Primarschüler der 4. bis 6. Klasse angeboten werden. Aber auch beim Betreiber dieses Lernportals klingeln die Kassen noch nicht, da «sich die Leute noch nicht daran gewöhnt haben, für Internetdienstleistungen zu bezahlen». Walter Fuchs konnte aber bereits die beiden Appenzell für sein Angebot gewinnen, die sowohl ihre Schulen als Ganzes als auch die Schüler individuell ins PC-Schultraining schicken.

Bessere Gewinnchancen haben etablierte Institutionen wie beispielsweise die Lernstudios, die über höhere Qualitätsanforderungen an den Unterricht auch höhere Preise rechtfertigen. Teilweise haben auch Sprachschulen bemerkt, dass sich mit Zusatzangeboten zumindest ihre Räumlichkeiten besser auslasten lassen.

Direkt einen Nerv getroffen mit ihrer Methode «Mathiblitz» haben Katrin Strickler und Dorothée Vollenweider. Vor fünf Jahren haben sie mit zehn Schülern individuell zu arbeiten begonnen heute sind es allein am Standort Enge 45. Hinzu kommen 15 Lizenznehmer in der ganzen Schweiz, die durchschnittlich ebenfalls rund 40 Schüler betreuen. Für eine wöchentliche Übungsstunde samt Unterrichtsmaterial werden 180 Fr. pro Monat verlangt was, so Strickler, «zu einem moderaten Gewinn führt».

Wie die meisten anderen Befragten betont auch Strickler, eher das Wohl der Kinder als ihr Konto im Auge zu haben. Gut beraten sind Eltern, die angesichts des unübersichtlichen Marktes und der teilweise undurchsichtigen Angebote ein paar grundsätzliche Fragen zu klären, bevor sie ihre Kinder in der Freizeit nachbüffeln lassen: Wodurch qualifiziert sich der Lehrer? Hat das Kind Verständnisprobleme, oder fehlt es an der Übung? Sollen Lücken gefüllt werden, oder ist längerdauernder Stützunterricht nötig? «Man sollte die Leistungsfähigkeit der Kinder nicht wie diejenige einer Maschine sehen, an der man ständig schräubeln kann», gibt Franco Faga zu bedenken.

Weitere Informationen unter:

www.nachhilfe-vermittlung.ch

www.unterricht.ch

www.schultraining.ch

www.lernstudio.ch

www.logos-lehrerteam.ch

www.mathiblitz.ch