Die Kaffeeherstellerin und Nestlé-Tochter Nespresso öffnet auf Drängen der französischen Wettbewerbsbehörde den Markt für Kapselkaffee. Nestlé habe gegenüber der Konkurrenz die technischen Details ihrer Maschinen offengelegt, die derzeit nicht mit Kapseln anderer Marken funktionierten, teilte die Behörde am Donnerstag mit.

Laut der Vereinbarung muss Nestlé die Konkurrenten über technische Änderungen mindestens drei Monate im Voraus informieren. Nestlé sicherte ausserdem zu, die Konsumenten vom Gebrauch von Konkurrenzkapseln nicht mehr in der Presse, auf den Verpackungen oder in seinen Läden abzuschrecken und die Garantiebedingungen der Maschinen entsprechend zu ändern.

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Behörde behält sich rechtliche Schritte vor

Die Wettbewerbsbehörde will nun bis am 19. Mai einen «Testmarkt» einführen, um zu überwachen, ob sich das Vorgehen bewährt. Ansonsten behält sich die Wettbewerbsbehörde weitere rechtliche Schritt gegen die Konkurrenzbehinderung durch Nestlé vor.

Ein allfälliges Bussgeld könnte sich dabei auf 10 Prozent des Jahresumsatzes belaufen. Der Präsident der französischen Wettbewerbsbehörde, Bruno Lasserre, erklärte vor den Medien in Paris, dass man aber im Moment noch nicht so weit sei.

Verhandlungen sind Weltpremiere

Laut Lasserre ist es eine Weltpremiere, dass sein Multi darüber verhandelt, seine Geschäftspraktiken auf einem seiner Hauptmärkte zu ändern. Nespresso verkauft rund ein Viertel seiner Kaffeekapseln in Frankreich. 73 Prozent aller Kaffeemaschinen mit Kapselsystem in Frankreich sind von Nespresso und 85 Prozent aller Kapseln sind von Nespresso.

Nespresso hält in einer Stellungnahme fest, dass die von den Wettbewerbsbehörden präsentierten Ansichten eine vorläufige Bewertung der Marktsituation und nicht die Feststellung von Fehlverhalten sind.

Drei Verpflichtungen vorgeschlagen

Um den Bedenken der Behörde entgegenzuwirken hat Nespresso nach eigenen Angaben selber drei spezifische Verpflichtungen vorgeschlagen, dazu zählt auch das Bereitstellen von Informationen über technische Änderungen an Maschinen für die Hersteller von Kapseln vor deren Vermarktung.

Seit Jahren kritisieren diverse Hersteller von Kaffeekapseln, dass die Nespresso-Maschinen nicht kompatibel mit anderen Produkten sind. Besonders hervorgetan hat sich dabei der Walliser Unternehmer Jean-Paul Gaillard mit dem Unternehmen Ethical Coffee Company (ECC), der sich in dieser Angelegenheit an ein deutsches Gericht und vor drei Jahren auch an die französische Wettbewerbsbehörde wandte.

(awp/sda/afp/dbe/vst)