Nestlé erwartet, dass der Umsatz des Geschäfts mit gesunder Ernährung Ende 2021 doppelt so hoch sein wird wie vor fünf Jahren, sagte CEO Mark Schneider in einem Interview auf Bloomberg Television. Die Einnahmen würden bis Ende 2021 etwa 4 Milliarden Schweizer Franken erreichen, sagte Schneider.
Die Health-Science-Abteilung habe schon vor der Pandemie einen Lauf gehabt, sagte er. «Dies wird einer unserer wichtigsten Wachstumsmotoren sein», so Schneider.
Aimmune als grösster Health-Science-Zukauf
Im vergangenen Monat erklärte sich Nestlé bereit, Aimmune Therapeutics für 2,6 Milliarden Dollar zu kaufen und damit den bisher grössten Vorstoss in den Gesundheitsbereich zu vollziehen. Dabei geht es umeine vielversprechende Erdnuss-Allergiebehandlung.
Die Übernahme folgt auf den Kauf des kanadischen Herstellers von Nahrungsergänzungsmitteln Atrium Innovations für 2,3 Milliarden Dollar im Jahr 2018, der Nestlés Portfolio Marken wie Garden of Life und CBD-Tropfen hinzufügte.
Marktwert von fast 350 Milliarden Dollar
Das Umsatzwachstum sei stark gewesen, insbesondere bei Vitaminen, Mineralien und Nahrungsergänzungsmitteln, so der CEO. «Es gibt ein verstärktes Interesse an Ernährung, die die Gesundheit fördert und das Immunsystem stärkt», sagte Schneider. «Ich denke, das wird auch in Zukunft so bleiben, sicherlich in den späteren Phasen dieser Pandemie, und wir glauben auch darüber hinaus».
Die Aktien von Nestlé stiegen um 0,3 Prozent. Mit einem Marktwert von fast 350 Milliarden Dollar ist das Unternehmen auf dieser Basis das grösste Unternehmen Europas.
Weniger als 5 Prozent der Gesamteinnahmen
Trotz des Wachstums würde die Health-Science-Einheit immer noch weniger als 5 Prozent der 87 Milliarden Franken an Gesamteinnahmen ausmachen, die Analysten für Nestlé im nächsten Jahr erwarten. Schneider, der als erster Aussenstehender seit rund einem Jahrhundert Nestlé leitet, hat versucht, dem Geschäft wieder Schwung zu verleihen.
Seit seiner Ernennung zum CEO im Jahr 2017 hat der deutsch-amerikanische Manager das Portfolio sowohl gestrafft als auch erweitert. Seine erste grosse Akquisition war der Ergänzungsmittelhersteller Atrium, der Nestlé in ein Produktsegment brachte, das man zuvor gemieden hatte. Im vergangenen Jahr trennte sich das Unternehmen hingegen von Prometheus Biosciences, einem in San Diego ansässigen Entwickler von personalisierten Behandlungen für Krankheiten wie Krebs.
Individualisierte Nahrungsergänzungsmittel
Dennoch hinkt der Bereich Health Science hinter den 10 Milliarden Dollar an potenziellen Einnahmen hinterher, die der frühere CEO Paul Bulcke vor etwa einem Jahrzehnt für das Unternehmen prognostiziert hatte.
Der Markt für Nahrungsergänzungsmittel entwickle sich schnell, sagte Schneider. Nestlé arbeite an einigen neuen Angeboten. «Sie bewegen sich weg von einfachen Nahrungsergänzungsmitteln, wie dem, was ich das Vitaminalphabet nenne - A, B, C oder D -, und Sie werden sich auf das konzentrieren, was ein bestimmtes Individuum benötigt.»
Dazu gehören erste Tests und ein Fragebogen, sagte er.
Pflanzlicher Bacon-Cheeseburger
Unabhängig davon hat Nestlé auch im Bereich der pflanzlichen Fleischersatzprodukte expandiert, einem Produkt, das laut Schneider langfristig ein zweistelliges Wachstumspotential hat. Das Unternehmen führt am Freitag in den USA eine auf pflanzlicher Basis hergestellte Version eines Bacon-Cheeseburgers ein, wobei die ersten Verkäufe in Mensen und Speisewagen an der University of Massachusetts stattfinden werden.
Mit der Übernahme der kalifornischen Aimmune macht Nestlé Millionen von schweren Allergikern Hoffnung. Es geht um ein Medikament mit Potenzial. Mehr hier. Abo
(gku | bloomberg)