Laurent Freixe lässt nichts anbrennen. Zwei Monate nach seinem Kaltstart als Konzernchef gilt in Vevey wieder die alte Nestlé-Schule, wonach sich Schokoladengetränke von Milo, Eis von Mövenpick und Suppenwürfel von Maggi am besten vermarkten lassen, wenn man sich die Welt in drei grosse Zonen aufteilt und nicht in epische fünf Regionen, wie das Vorgänger Mark Schneider vor drei Jahren angeordnet hatte. Der Einmal-Nestlé-immer-Nestlé-Mann, der den zuletzt arg aus dem Tritt gekommenen Schweizer Nahrungsmittelgiganten wieder in die Spur bringen soll, sitzt einer Konzernleitung vor, die eine Priorität hat: das Geschäft. Zweitrangiges wie Nachhaltigkeit oder «Informations» sucht man in der neuen Konstellation vergebens. Dafür gibt es Platz für die Portfolioperle Nespresso, deren Chef Philippe Navratil neu in die Konzernleitung aufrückt.

Operative Exzellenz statt Overhead, klare Verantwortlichkeiten und Konzentration auf Märkte und Marken: Daher weht der Wind. Mit gutem Grund. Denn die Rückkehr zu den Basics, wie sie Nestlé mit der Wahl von Laurent Freixe eben erst vollzogen hat, hat die Konkurrenz bereits hinter sich. Das zeigt der Vergleich.

Danone und Unilever haben vorgelegt

Zum Beispiel Danone: Der französische Nestlé-Gegenspieler zog bereits vor drei Jahren die Reissleine, als er Antoine de Saint-Affrique vom Schweizer B2B-Chocolatier Barry Callebaut als Ersatz für Emmanuel Faber als Konzernchef nach Paris holte. Dies, nachdem Letzterer die Aktionäre mit einer Überdosis Nachhaltigkeit und mit rückläufigen Umsätzen kopfscheu gemacht hatte. Seither geht es bei Danone wieder um Produkte, Promotion und Platzierung statt um Purpose.

Einem ähnlichen Muster folgte der Trainerwechsel bei Unilever in London vor einem Jahr. Auch hier steht nun wieder die operative Leistung im Vordergrund, seit Hein Schumacher von Alan Jope das Steuer übernahm.

Alles steht auf dem Prüfstand

Märkte beackern, die Konkurrenz umdribbeln und möglichst viele Produkte verkaufen: Was Verwaltungsratspräsident Paul Bulcke bei der Stabübergabe im August mit «forward to basics» umschrieb, machen andere schon länger. Die Konkurrenz hat vorgelegt, der Primus vom Genfersee muss nachziehen – Laurent Freixe und seiner Mannschaft steht eine harte Aufholjagd bevor. Marktanteile, Innovationskraft, ja selbst die legendäre Schweizer Preisfestsetzungsmacht stehen auf dem Prüfstand. Ob sie gelingen kann?

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