Für Nestlé geht eine Ära zu Ende: Seit 1974 war der weltgrösste Lebensmittelkonzern Partner der Familie von Liliane Bettencourt. Die Schweizer stimmten mit der reichsten Französin ihr Vorgehen beim Kosmetikkonzern L’Oréal ab. Über die Jahre lockerten die Partner ihre gegenseitigen Zusicherungen etwas. An einer Vorgabe hielten sie aber bis zuletzt fest – Nestlé und die Bettencourts verpflichteten sich gegenseitig, ihre Anteile nicht zu erhöhen. Derzeit gehört Nestlé 23,2 Prozent und den Bettencourts knapp einen Drittel an L’Oréal.

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Letzten September starb Liliane Bettencourt – und ein halbes Jahr nach dem Tod der Matriarchin ist nun auch der Aktionärsbindungsvertrag mit Nestlé gestern Mittwoch ausgelaufen. Der neue Nestlé-Chef Mark Schneider hat darauf verzichtet, den Vertrag mit den Bettencourts zu verlängern. Die Bettencourts hingegen hätten das Abkommen laut dem «Figaro» gerne erneuert. Die Tochter von Liliane Bettencourt wollte gemäss der französischen Zeitung eine schriftliche Zusicherung von den Schweizern, dass sie L’Oréal nicht komplett übernehmen.

Liliane Bettencourt: Die reichste Frau der Welt starb letzten September im Alter von 94 Jahren.

Schneider hält am Engagement fest

Die Bettencourt-Erbin machte sich wohl unnötig Sorgen: Nestlé sprach sich im Februar ausdrücklich dagegen aus, die L’Oréal-Beteiligung aufzustocken. Doch auch für einen baldigen Ausstieg beim Kosmetikkonzern gibt es keine Anzeichen: Mit der Investition sei Nestlé «ausgesprochen gut gefahren», sagte Schneider vor einiger Zeit dem «Manager Magazin».

Mit dieser Haltung stellt sich Nestlé gegen den Hedgefonds Third Point von US-Investor Daniel Loeb: Der unbequeme Hedgefonds-Manager besitzt rund ein Prozent an Nestlé und drängt die Konzerführung seit langem darauf, sich von L’Oréal abzuwenden. Einen Käufer für das Aktienpaket müssten die Waadtländer nicht lange suchen: L’Oréal möchte die Beteiliung übernehmen – zuletzt meldete L’Oréal-Chef Jean-Paul Agnon im Februar sein Interesse an.

Zurzeit sollten sich weder Loeb noch Agnon grosse Hoffnungen machen: Schneider zeigt kein Interesse daran, dass Aktienpaket anzutasten. Die Bank Vontobel rechnet derzeit nicht mit einer Veränderung: Der Status Quo sei das wahrscheinlichste Szenario, schreibt Vontobel in einer Einschätzung. Womöglich macht Nestlé das lukrative Engagement in einigen Jahren doch noch zu Geld – Rücksicht auf die Bettencourts muss das Management bei seiner Beteiligung jedenfalls nicht mehr nehmen.

(mbü)

Ulf Schneider

Mark Schneider: Seit Anfang 2017 leitet er den weltgrössten Nahrungsmittelkonzern.

Quelle: Forbes / Getty Images