Plan B steht. Nestlé-Konzernchef Laurent Freixe setzt auf Kosteneinsparungen und Effizienzsteigerungen, um den Nahrungsmittelchampion wieder auf Vordermann zu bringen. Das tönt langweiliger, als es ist. Bis 2027 sollen Kosten im Umfang von 2,5 Milliarden Franken rausgenommen werden, zusätzlich zu dem bereits unter Vorgänger Mark Schneider aufgesetzten Programm, mit dem jährlich 1 Milliarde Franken eingespart werden. Für einen Konzern wie Nestlé, der viel auf Beständigkeit gibt und abrupte Manöver meidet, sind das beachtliche Zahlen. Sie verweisen darauf, wie tief die Krise geht und wie ernst man diese bei Nestlé nimmt.
Mehr Informationen gab es am Kapitalmarkttag heute Morgen in Vevey auch dazu, wie der im August vom Verwaltungsrat als neuer Nestlé-Steuermann eingesetzte Franzose das Wachstum wieder beschleunigen will. Der Fokus liegt hier auf grossen Opportunitäten wie etwa dem weiteren geografischen Roll-out der in den USA und Europa bereits sehr erfolgreichen Tierfutterprodukte von Purina. Die unter Schneider vernachlässigten Investitionen ins Marketing sollen wieder auf 9 Prozent des Umsatzes angehoben werden.
Mindestens ebenso wichtig ist aber womöglich ein anderer Punkt: die Frage, wie die finanziellen Ressourcen eingesetzt werden. «Gewohnheitsrechte» in dem Sinne, dass sich die Investitionen an denen in früheren Jahren orientieren, gibt es dabei keine mehr. Stattdessen wird bei jeder Marke analysiert, wo die Potenziale liegen, und entsprechend fliessen dann die Gelder. Auch hier steckt womöglich mehr revolutionäres Potenzial drin, als es auf den ersten Blick erscheinen mag.
Schluss mit Wohltaten für Aktionärsschaft
«Zurück zu den Basics» heisst es dagegen beim Thema Financial Engineering. Nach den wilden Jahren unter Mark Schneider ist mit Wohltaten gegenüber den Aktionären und Aktionärinnen erst einmal wieder Schluss. Nach Auslaufen des bestehenden Aktienrückkaufprogramms wird fürs Erste kein solches mehr aufgelegt. Auch ein Verkauf von Teilen des Stakes am französischen Kosmetikriesen L’Oréal, die Nestlé noch immer besitzt, steht nicht zur Diskussion. Der Fokus bleibt auf der Dividende und dem Fortschreiben ihrer erfolgreichen Historie.
Der Markt reagierte heute ungnädig auf die Efforts in Vevey. Nach einer kurzen Aufhellung gaben die Valoren bis am Mittwoch erneut deutlich nach. Nestle hat einen weiten Weg vor sich.
2 Kommentare
Ich hatte Jahrzehnte meines Lebens für Konzerne gearbeitet.
Der Einkauf hat meist jedes Jahr einige % des Einkaufsvolumens eingespart und dies laut verkündet. Ein Vorstand meinte einst sarkastisch dazu "Mit den Einsparungen der vergangenen Jahre sollten wir unsere Rohmaterialien eigentlich umsonst bekommen".
Insofern stellt sich die Frage was unter diesen Einsparungen zu verstehen ist....Sind die üblichen fiktiven Einsparungen gemeint? Soll am Kunden gespart werden? Werden Produktionsstandorte zusammen gelegt?
Ich hatte einst in verschiedenen Positionen in verschiedenen Ländern für Nestlé gearbeitet. Die Hauptherausforderung ist dass das Management aufgrund des Drucks der Investoren über viele Jahre zu wenig in Marken und Produktionsstätten investiert hat. Viele einst grosse Marken sind verwelkt und wurden dann verramscht. Die Ausschüttungen und Aktienrückkäufe lagen über dem Free Cash Flow so das die Verschuldung gestiegen ist und ein Teil des Tafelsilbers (L`Òreal) verkauft wurde.
Zauberei funktioniert soweit mir bekannt nicht in der Lebensmittelindustrie. Die Initiativen des neuen CEO begrüsse ich. Nach Jahren der Unterinvestition denke ich dass es auch wiederum einige Zeit benötigt Nestlé auf Kurs zu bringen.