Spaziert man durch London, trifft man alle paar Meter auf einen «Pret». Besonders mittags stürmen die Leute aus den Büros in der «City» in die Filialen der englischen Sandwich-Kette Pret a Manger. Das Angebot ist bio, gesund und frisch, die Auslagen hell und einladend.
Pret -A-Manger-Chef Clive Schlee hat die Marke in der vergangenen Dekade zu einer modernen Fastfood-Alternative aufgebaut. Inzwischen zählt Pret a Manger über 500 Shops in einer Handvoll Ländern. Davon stehen 80 Filialen in den USA. Aber auch an zahlreichen Flughäfen haben die Briten ihre Zelte aufgeschlagen. In der Schweiz gibt es bisher keine Filiale.
Aber mögliche Expansionspläne: Mitte Juli vergangenen Jahres haben die Briten das Logo in der Schweiz schützen lassen, wie die «Bilanz» berichtete. Unter anderem wird der «Betrieb von Restaurants und Catering» als Zweck im Markenregister aufgeführt. Pret A Manger macht einen Umsatz von rund 1,2 Milliarden Franken.
In den Filialen gibt eine breite Auswahl an Sandwichs, Wraps, Suppen und Salaten – und natürlich Kaffee. Genau darum geht es der Investment-Holding JAB. Sie will Pret A Manger für 1,5 Milliarden Pfund oder rund 2 Milliarden Franken kaufen. Laut der «Financial Times» könnte der Deal heute Dienstag über die Bühne gehen.
JAB: Gross dank den Jacobs
Mit der Übernahme sichert sich die deutsche Milliardärsfamilie Reimann, die hinter JAB steckt, einen weiteren Player im weltweiten Kaffeemarkt. JAB ist aktuell bereits die Nummer 2 im Kaffee-Business – hinter Nestlé. Zu JAB gehören Marken wie «Tassimo» oder «Jacobs». Mit der weltbekannten Marke der deutschen Familie Jacobs, deren Holding in der Schweiz ansässig ist, sind die Reimanns so richtig auf den (Kaffee)-Geschmack gekommen.
Jacobs fusionierte 1982 mit der Schweizer Interfood, zu denen Tobler und Suchard gehörten. Schliesslich wurde Jacobs Suchard an Kraft verkauft. 2014 folgte die Zusammenlegung zu Jacobs Douwe Egberts. Das wiederum ist ein Joint Venture aus einer Tochtergesellschaft der Reimann-Holding sowie einem der grössten Lebensmittelhersteller der Welt, Mondelēz aus den USA. JAB hält 51 Prozent an JDE.
Die Reimanns, die ihr Geld ursprünglich mit Putzmitteln verdient haben, sind aktuell in atemberaubendem Tempo auf Einkaufstour. Ein Überblick:
- Im Januar dieses Jahres hat JAB mit der Ankündigung, die Kontrolle über Dr. Pepper Snapple – einem der grössten Softgetränke-Herstellern der Welt – für rund 18 Milliarden Dollar zu übernehmen, für Aufsehen bei den Analysten gesorgt.
- Der Deal passt zur 2015 getätigten Akquisition von amerikanischen Kaffeekapseln-Produzenten Keurig Green Mountain. Mit dem rund 14 Milliarden Dollar schweren Zukauf hat JAB einen neuen Kaffeeriesen geschaffen, der nur noch von Nestlé hinter sich gelassen wird.
- Bereits im April 2017 sorgten die Reimanns mit einem Deal für Aufsehen in den USA. Ihre Investmentholding konnte sich damals für rund sieben Milliarden Dollar die amerikanische Bäckereikette Panera einverleiben.
Damit hat JAB in den vergangenen Jahren für über 30 Milliarden Dollar zahlreiche Gastro-Ketten wie Balzac, Espresso House, oder Einstein Bros Bagels zusammengekauft – und lässt Nestlé diesbezüglich eher blass aussehen. Denn in jedem dieser Läden mit Sandwich-Auslagen wird natürlich auch Kaffee serviert. Damit hat JAB einen direkten Zugang zum Kaffeekonsumenten. Schliesslich ist die Kaffee-Marge in angesagten Gastro-Lokalen hoch – und die jungen, urbanen Konsumenten sind in diesem Setting konsumfreudiger als in einem Supermarkt.
Kann Nestlé mithalten?
Und Nestlé? Chef Mark Schneider musste Anfang Mai tief in die Tasche greifen, um dem Konkurrenten die Stirn zu bieten: Für 7,2 Milliarden Dollar kaufte der Nahrungsmittel-Gigant aus Vevey der amerikanischen Kaffeehaus-Kette Starbucks das Retailgeschäft ab, das Kaffeebohnen und Kaffeedrinks an Supermärkte verkauft.
Bereits für die Hipster-Kaffeekette Blue Bottle Coffee hat der Lebensmittelgigant viel Geld auf den Tisch gelegt: 425 Millionen Dollar für ein Startup aus Kalifornien, das ein Online-Abo bietet und rund 30 Filialen in den USA und Japan betreibt. Nestlé hält 68 Prozent an dem Unternehmen.
Damit ist aber erst der Anfang über die Aufteilung des weltweiten Kaffeemarkts zwischen JAB und Nestlé gemacht. JAB war zuletzt dynamischer unterwegs – besonders auf dem amerikanischen Markt.