Nun haben die beiden an der Nestlé-Spitze noch einmal nachgelegt. Konzernpräsident Paul Bulcke und CEO Mark Schneider, der auch im VR Einsitz hat, haben zwei weitere Schwergewichte in den Nestlé-Verwaltungsrat gelotst. Einer ist Dinesh Paliwal, CEO des Audio- und Elektronikkonzerns Harman, der seit zwei Jahren zum Giganten Samsung gehört.

Paliwal hatte zuvor zwei Jahrzehnte lang für ABB gearbeitet, zuletzt sechs Jahre als Mitglied der Konzernleitung. Schon damals galt Paliwal als hochintelligenter Überflieger und künftiges CEO-Material. Als Board-Mitglied beim Pharmakonzern Bristol-Myers Squibb deckt er zudem ein Interessengebiet von Nestlé ab, deren Produkte gesundheitlichen Zusatznutzen bringen sollen.

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Dick Boer: Weiss, wie man ein Koloss führt

Wohl noch wichtiger als Paliwal ist der zweite Neuzugang, Dick Boer. Er war bis vor kurzem Präsident und CEO des holländischen Handelsmultis Ahold Delhaize. Boer weiss nicht nur, wie man einen mit Nestlé vergleichbaren Koloss mit über 300 000 Mitarbeitern führt, er bringt auch Handelsexpertise mit – er kann also die Sicht der Nestlé-Kunden in die Diskussionen mit einbringen. Mit Boer hat Nahrungsmittelriese Nestlé erstmals seit zwei Jahrzehnten ein Schwergewicht aus dem Retail im Board. Dick Boer dürfte sich in den eskalierenden Kämpfen mit Retailern, die Nestlé Preissenkungen abverlangen und zum Druckaufbau Nestlé-Produkte aus den Regalen verbannen, schon bald als wertvolles Asset erweisen.

Meinen es ernst mit der Modernisierung

Die neuen Personalien passen ins Bild. Schon die Berufung von Kasper Rorsted, CEO von Adidas und vormaliger CEO des Konsumgüterriesen Henkel (Persil, Syoss, Pritt), und insbesondere von Pablo Isla, CEO des Modekonzerns Inditex (Zara, Massimo Dutti), in den Nestlé-VR brachte wertvolle Kenntnisse über Markenführung und Logistik nach Vevey – sowie vor allem einen kräftigen Professionalisierungsschub.

Bulcke und Schneider meinen es also offensichtlich ernst mit der Modernisierung von Nestlé. Denn die Neuen bringen nicht nur viel Input mit, sie sind mit ihren eigenen Ansichten auch eine Herausforderung für das etablierte Management und dessen Geschäftsverständnis. So etwas muss man als Bereicherung begreifen können und aushalten wollen.

Zuvor galt der Nestlé-VR viele Jahre als schwaches Gremium, dominiert von starken Präsidenten wie Helmut Maucher oder Peter Brabeck. Die Anleger jedenfalls honorieren die neue Personalstrategie: Die Nestlé-Aktie notiert nahe an 100 Franken und damit so hoch wie nie.