Die indische Sparte von Nestlé SA, die sich gerade von der grössten Krise ihrer Geschichte erholt, will ihre Abhängigkeit von Maggi-Nudeln reduzieren und mehr Produkte aus dem weltweiten Portfolio einführen.
Die Anweisung der indischen Nahrungsmittelaufsicht vom Juni, den begehrten Snack zurückzurufen, hatte bei der Firma zum ersten Quartalsverlust in mehr als 15 Jahren geführt. Das machte eines deutlich - Nestlé ist zu abhängig von Maggi und das muss sich ändern, sagt Managing Director Suresh Narayanan in einem Interview mit Bloomberg.
Zu hohe Mengen an Blei in den Nudeln
Seit er im Juli vom Schweizer Nahrungsmittel-Riesen von den Philippinen nach Indien versetzt wurde, kämpft Narayanan gegen die Krise. Ausgelöst wurde diese durch Tests der lokalen Behörden, die zu hohe Mengen an Blei in den Nudeln feststellten. Nestle India Ltd. hat die Testergebnisse zurückgewiesen. Der Konzern will Maggi bis zum Ende des Jahres wieder in die Läden bringen. Der Anteil des Snacks an den Verkäufen der indischen Tochter könnte jedoch mit der Zeit von zuletzt 30 Prozent auf bis zu 20 Prozent zurückgehen, erklärt Narayanan.
«Maggi ist wichtig. Doch andere Kategorien sind ebenfalls wichtig», sagt er. «Wir hätten nicht durch eine Krise gehen müssen, um zu dieser Einsicht zu kommen.»
Behördliche Verbot aufgehoben
Ein indisches Gericht hob im August das behördliche Verbot auf und erlaubte die Wiederaufnahme des Verkaufs unter der Voraussetzung, dass zusätzliche Tests keine Gesundheitsschädlichkeit ergeben. Dieser Prozess sei nun im Gange, sagte Narayanan.
«Wir lassen etwas Traumatisches und Lähmendes hinter uns», sagte Narayanan, der bereits seit 16 Jahren für Nestlé in verschiedenen Ländern arbeitet. Die Lösung des Maggi-Problems verlange seine gesamte Kraft.
«Es könnte bis zu zweieinhalb Jahre in Anspruch nehmen, bis die Maggi-Verkäufe wieder das Vorkrisen-Niveau erreichen», meint Analyst Sachin Bobade von HDFC Securities Ltd: «Wenn rund 25 Prozent des Portfolios unter Druck stehen, muss man sich auf das konzentrieren und das zuerst reparieren - bevor man andere Dinge angeht. Sie müssen viel für Werbung ausgeben, die Marke wieder aufbauen und gegenüber den Verbrauchern unterstreichen, dass das Produkt sicher ist.»
Mehr Varianten auf den Markt bringen
Nach der Rückkehr von Maggi will Nestlé versuchen, eigene Angebote in den Bereichen Schokolade und Getränke auszubauen, darunter Kaffee- und Milchprodukte, sagt Narayanan. In einem ersten Schritt werde es darum gehen, mehr Varianten auf den Markt zu bringen. Anschliessend sollen Nestlé -Produkte aus anderen Teilen der Welt eingeführt werden.
«Die Herausforderung für Nestlé ist keine mit Blick auf Möglichkeiten, sondern mit Blick auf Fokus», erklärt Narayanan «Wir haben keinen Mangel an Marken.»
Auf Steigerung des Umsatzes konzentrieren
Das Unternehmen will sich seinen Worten zufolge auch mehr auf die Steigerung des Umsatzes konzentrieren. Er bezieht sich mit der Aussage auf kritische Analysten-Stimmen, denen zufolge sich die Schweizer - anders als ihre Konkurrenten Britannia Industries Ltd. und Hindustan Unilever Ltd. - stärker auf Gewinne als auf Volumen fokussiert hätten.
«Ich war bei diesem Unternehmen in der Vergangenheit, als das Volumen-Wachstum extrem robust war. Aber heute sehen die Zahlen nicht mehr so attraktiv aus», sagt Narayanan. «Volumen-Wachstum wird zu einem Kern-Antrieb für das künftige nachhaltige Wachstum in diesem Land werden.»
(bloomberg/ccr)