Networking ein neuer Megatrend? Was als Modeerscheinung daherkommt, ist im Grunde ein neuer Name für ein uraltes Phänomen: Menschen stehen in Beziehungen zueinander; niemand kann allein etwas unternehmen oder verändern.

In einem guten Netzwerk werden diese Beziehungen zum Nutzen aller gestaltet, sie bieten Halt in einer komplexen Welt. Werden sie allzu eng, exklusiv und verbindlich, können sich Netze in gefährliche Seilschaften verwandeln, doch das ist eher die Ausnahme. Normalerweise sind die persönlichen «gelben Seiten» nur nützlich mit «Filz» werden ohnehin vorzugsweise die Netzwerke der anderen bezeichnet.

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Raus aus dem Schneckenhaus

Doch nicht jeder ist eine geborene «Kontakthummel», die locker charmanten Smalltalk von sich gibt, rasch zu anderen den Draht findet, aus losen Kontakten Beziehungen macht und diese dann auch über Jahre hinweg mühelos unterhält.

Wenn aber die Talente auch unterschiedlich verteilt sind Gerechtigkeit herrscht, was die Möglichkeiten zur Kontaktaufnahme betrifft: Es gibt für alle unendlich viele. Ein Netzwerk-Profi nutzt schlicht jede Begegnung zum ungezwungenen Anbandeln.

Ungeübte, die sich ihres Auftritts nicht sicher sind, tun gut daran, einen Rahmen zu wählen, der das unverbindliche Kontakten unterstützt oder sogar zum Ziel hat. In Freizeitklubs und Vereinen wird Geselligkeit geübt, Berufs- und Wirtschaftsvereine eignen sich für Erfahrungsaustausch unter Gleichgesinnten, an Fachtagungen und in Seminaren können gezielt Informationsträger angesprochen und Synergien ausgelotet werden.

Kluge Netzwerker halten sich jedoch nicht ausschliesslich unter ihresgleichen auf sie wissen, dass Menschen mit anderen beruflichen Hintergründen, anderen Denkrichtungen und Erfahrungen bereichernd sind. Exklusive Frauen-Netzwerke müssen sich denn auch den Vorwurf gefallen lassen, in ihnen herrsche allzu grosse Homogenität, eine kaum produktive Haltung des «Jetzt haben wir uns alle lieb».

Kontakten konkret: Anspruchsvoll

Mit der Teilnahme an Veranstaltungen und der reinen Präsenz in Netzwerken ist es natürlich nicht getan das weiss, wer an Tagungen schon einsam in der Ecke stand, aus Verzweiflung Unmengen an Fingerfood verdrückte und vergeblich darauf hoffte, endlich entdeckt zu werden. Sich mit der Visitenkarte in der Hand auf andere zu stürzen, empfiehlt sich nicht. Auch wer weder Freude an der Kommunikation noch Interesse an anderen hat, wird sich schwer tun.

Deshalb zu glauben, Netzwerk-Fähigkeiten seien angeboren, wäre falsch. Ein Blick in die umfangreiche Literatur zum Thema zeigt aber: Die dargebotenen Theorien sind höchst widersprüchlich. Angefangen bei der wenig hilfreichen Feststellung, dass ein Netzwerk bestehen sollte, bevor man es braucht. Zusätzlich gilt es, Menschen jederzeit gezielt, aber absichtslos anzusprechen, lockeren, aber nicht oberflächlichen Smalltalk zu pflegen, freundlich, aber nicht anbiedernd, selbstsicher, aber keinesfalls arrogant aufzutreten. Dass gute Umfangsformen und die passende Kleidung ohnehin zur Grundausstattung des Netzwerkers gehören, versteht sich von selbst, denn bekanntlich ist ja der erste Eindruck der wichtigste.

Wem da nicht in kürzester Zeit der Kopf brummt, ist wahrscheinlich bereits ein Profi. Natürlich wird aus einem trockenen Analytiker nicht über Nacht ein charmanter Alleinunterhalter muss es auch gar nicht. Netzwerke profitieren von Unterschieden, die gute Fee im Hintergrund sollte darin ebenso Platz haben wie der joviale Frontmann. Klarheit über die eigenen Ziele, Fähigkeiten und Grenzen ist eine gute Voraussetzung, um zu einem tragenden Knotenpunkt zu werden. Klingt einfacher, als es ist. Einen guten Anfang machen vier Grundfragen:

1. Was will ich?

Wer sein Ziel nicht kennt, riskiert, dort anzukommen, wo er nie hin wollte. Was erwarte ich von meinen Netzwerkpartnern? Unrealistische Ziele sind Zeitverschwendung: Wer versucht schon Bill Gates zu kontaktieren, wenn er eine Empfehlung für einen Computerkurs braucht?

2. Was habe ich zu bieten?

Eine Packung Visitenkarten zu verteilen bringt nichts, wenn sich die Empfänger später nicht daran erinnern, wer man ist und was man zu sagen hat. Falsche Erwartungen zu wecken, ist fatal: Wer behauptet, mit Robbie Williams befreundet zu sein, muss die Behauptung irgendwann einlösen.

3. Wer könnte mir nützlich sein?

Wer diese Frage losgelöst stellt von der Frage «Wem könnte ich nützlich sein?», versteht die Idee des Networking nicht. Netzwerken heisst, in jeder Situation zu wissen, wer wem womit weiterhelfen kann und es auch gerne tun wird, denn letztendlich sind alle auf Netzwerke angewiesen: Wer sich auf einem Kongress als kompetenter Gesprächspartner erweist, erspart dem Personalchef eines Unternehmens in Zukunft möglicherweise Inseratekosten.

4. Welcher Aufwand ist angebracht?

Sich mit Enthusiasmus in jede neue Bekanntschaft zu stürzen, ist ein Anfängerfehler. Wer keine Visitenkartenparty und kein Business-Frühstück auslässt, ist am Ende zu erschöpft, um Nutzen daraus zu ziehen. Kommt hinzu, dass viel Zeit und Geld aufgewendet werden müssen. Besser die Ressourcen klug einteilen und mit den eigenen Zielen abstimmen!

Begegnungen vor- und nachbereiten

Für Netzwerk-Neulinge wichtig ist gute Vor- und Nachbereitung von Begegnungen. Im Vorfeld gilt es, sich zu überlegen, wer die Leute sind, die den Anlass besuchen. Welche Themen sind für sie interessant? Welche Fachartikel könnten sie interessieren? Sich vorher unverfängliche Themen zurechtzulegen, ist nicht verboten. Besser noch wirken gute Fragen: Selbst ein hochkarätiger Referent lässt sich in eine Diskussion verwickeln, wenn die Frage interessant genug ist.

Die leere Hinterseite der Visitenkarte bietet sich für die Nachbereitung an: Platz finden dort Bemerkungen zur Person, zum Ort, zu den besprochenen Themen. Unverzichtbar ist der Hinweis, ob sich der weitere Kontakt überhaupt lohnt. Wer nicht nach ein paar Monaten aktiven Netzwerkens täglich fünfzig Mails und zwanzig Anrufe beantworten möchte, muss mutig selektionieren. Ein deutliches Nein ist ohnehin oft glaubwürdiger als so zu tun, als sei man allwissend und für alles zuständig. Klingt alles sehr anstrengend? Ist es auch. Erfolg ist schliesslich nicht umsonst zu haben. Ein Trost: Übung macht auch hier den Meister.

Veranstaltungshinweis

5. SKO-LeaderCircle

Ist Networking der «small talk» einer Afterworkparty oder der «big talk» nach Geschäftsschluss? Wo hört das Beziehungsnetz auf und wo fängt der Filz an? Ist das Netzwerk wichtiger als gute Qualifikationen? Ist ein gutes Netzwerk auch das Auffangnetz beim Karriereknick? Wie findet man den richtigen Businessclub?

Am 5. SKO-LeaderCircle diskutiert eine hochkarätige Podiumsrunde über die Notwendigkeit von Netzwerken und die Kunst, die richtigen Fäden zu knüpfen.

Zeit: Mittwoch, 2. März, 17.30 ca. 21.00 Uhr

Ort: SWX Swiss Exchange, Convention Point, Saal «Auditorium», Selnaustrasse 30, 8021 Zürich

Kosten: 95/70 Fr., inkl. Apéro und Stehdinner

Anmeldung und Info: www.sko.ch

Was zu beachten ist

Die drei Grundgesetze der Netzwerken:

- Man kann nicht gewinnen, nur mitspielen: Netzwerken beruht auf einer Balance aus Geben und Nehmen. «Info-Zocker», Profiteure und notorische Sieger-Typen fallen schnell durch die Maschen. Wer seinen Mitmenschen mit Toleranz, ehrlichem Interesse und Grosszügigkeit begegnet, knüpft leichter tragfähige Knoten.

- Vertrauen: Ohne Vertrauen geht nichts im Netz oft muss es im Voraus gegeben werden ohne Erfolgsgarantie. Wer nichts von sich preisgibt, isoliert sich selbst. Enttäuschungen gehören zum Leben. Unterm Strich bringt Vertrauen mehr als Misstrauen.

- Realistische Selbsteinschätzung: Vitamin B ist nützlich und gehört genau wie eine gute Portion Glück zu jeder Karriere. Wo Vitamin B eine Tür öffnet, müssen die eigenen Fähigkeiten überzeugen. Wer dann nicht liefern kann, macht sich unmöglich. Besser, in einfachen Aufgaben zu brillieren, als sich bei ehrgeizigen Projekten durchzuwursteln. Zweite Chancen gibts selten.

Eine kleine Auswahl

Hier werden die Netze gewoben

- Sportvereine, Freizeitgruppen, Interessengemeinschaften www.idee-suisse.ch

- Kirchliche, militärische und soziale Organisationen www.verbaende.ch, www.kfa-benevol.ch

- Wirtschafts- und Berufsverbände www.economiesuisse.ch, www.sko.ch, www.skv.ch, www.juniorchamber.ch

- Internet www.openbc.com

- Wissenschafts-Verbände www.satw.ch; www.femdat.ch

- Ehemaligen-Organisationen und Verbindungen

- Mentorennetzwerke www.mentoring.unibe.ch, www.educa.ch und Clubs www.rotary.ch, www.lions.ch, www.kiwanis.ch

- Frauennetze www.wirtschaftsfrauen.ch; www.ewmd.org, www.bpw.ch, www.foka.ch, www.business-lady.ch, www.nefu.ch, www.webgirls.de