Im Frühjahr trifft sich die Mobilszene in Barcelona. Beim Mobile World Congress sind alle wichtigen Player präsent – bis auf Apple. Der iPhone-Hersteller verzichtet seit jeher auf eine Präsenz am Meeting in Spanien.
Darum galt der MWC lange als Samsung-Event. Zum einen, weil die Koreaner dort jährlich ihre neuen Flaggschiffe vorstellten. Zum anderen, weil nach dem glanzlosen Untergang von Nokia die Mobilwelt zum Duopol geworden war – Android versus iOS, aber vor allem: Samsung gegen Apple.
Nur noch Platz drei für Apple
Doch das sind Tempi passati. Jetzt hat ein neuer, wichtiger Player den Durchbruch geschafft: Huawei hat im Juni und Juli zum ersten Mal mehr Smartphones weltweit verkauft als Apple. Der chinesische Angreifer verweist das iPhone auf Rang 3, an der Spitze steht nach wie vor Samsung, wie ein Bericht von Counterpoint Research zeigt. Allerdings nennt der Marktforscher keine exakten Verkaufszahlen, sondern Marktanteile. Genauere Angaben sind angefragt.
Huaweis Aufstieg ist mehr als ein Achtungserfolg: Der chinesische Hersteller macht seit Jahren klar, dass er ganz vorne mitspielen will. Für seine Charmeoffensive nimmt er ordentlich Geld in die Hand – am Mobile Word Congress in diesem Jahr war seine Präsenz nicht zu übersehen. Der Konzern setzt ausserdem zunehmend auf eine Premiumstrategie – bleibt vom Preis her aber moderater als Apple.
Abwarten bei iPhone-Käufern
Huawei hat damit in den vergangenen Jahren erst die chinesische Konkurrenz um Xiaomi und Co. hinter sich gelassen, um jetzt an der Weltspitze anzugreifen. «Wir werden in absehbarer Zeit auf Platz zwei vorrücken», hatte der Chef des Huawei-Konsumentengeschäftes, Richard Yu, Anfang Jahr gesagt. Die Entwicklung der Verkäufe gibt ihm Recht.
Allerdings ist bei dem Etappensieg zu bedenken, dass iPhone-Käufer sich derzeit besonders zurückhalten dürften. Schliesslich wird erwartet, dass Apple am kommenden Dienstag das iPhone 8 präsentiert. Nachdem Apple seit gut zwei Jahren das Design seiner Smartphones nur noch in Details verändert, hoffen viele Nutzer auf ein runderneuertes Gerät.
Abhängigkeit vom Heimmarkt
Entsprechend ist der Moment für Huawei günstig, Apple zu überrunden. Tatsächlich ist aber kaum zu erwarten, dass die Verhältnisse sich mittelfristig festigen. Viele Beobachter gehen davon aus, dass Apple wieder zu Samsung aufschliesst und Huawei hinter sich lässt.
«Eine schwache Präsenz in Südafrika, Indien und Nordamerika halten Huawei zurück, den zweiten Platz bei den Verkäufen dauerhaft einzunehmen», sagt Peter Richardson, Direktor von Counterpoint Research. «Huawei ist zu stark abhängig von seinem Heimatmarkt China sowie den Verkäufen in Europa, Lateinamerika und dem Mittleren Osten.»
Dennoch ist diese erste Spitze für Huawei ein Signal, dass es nicht zu übersehen gilt. Die chinesischen Hersteller haben in den vergangenen Jahren viel Ehrgeiz entwickelt – Huawei in erster Linie. Langfristig gesichert sind die bisherigen Machtverhältnisse keineswegs.